1. FC Nürnberg: Der Liga-Zwei Teamcheck

Klopfen die Franken erneut oben an?

Autor: Christian Slotta Veröffentlicht: Mittwoch, 03.08.16 | 14:28
Lukas Mühl vom 1. FC Nürnberg im Dribbling.

In der Saison 2015/16 startete Patrick Erras beim „Glubb“ durch. Schafft es in diesem Jahr Lukas Mühl (r.)? ©Imago

Bis zur Mitte der Hinrunde lief die vergangene Saison für den 1. FC Nürnberg sehr durchwachsen. Danach ging es los: 18 Spiele in Folge blieb der „Glubb“ ungeschlagen und legte so den Grundstein für den 3. Tabellenplatz am Ende der Spielzeit. In der Relegation mussten sich die Franken dann aber Eintracht Frankfurt geschlagen geben, deshalb gehen sie jetzt ins 3. Zweitliga-Jahr hintereinander.

Vom eigenen Selbstverständnis her sieht sich der FCN dennoch als Bundesligist, natürlich wollen sowohl die Verantwortlichen im Verein als auch die Fans so schnell wie möglich zurück ins Fußball-Oberhaus. Warum wir nach unserer Analyse in dieser Hinsicht leicht skeptisch sind, erfahrt Ihr in unserer Saisonvorschau!

Der Kader

Es ist viel Offensiv-Power verloren gegangen. Mit Niclas Füllkrug, Danny Blum und Sebastian Kerk sind drei Spieler weg, die in der vergangenen Saison auf insgesamt 22 Treffer und 16 Assists kamen. Ebenfalls nicht mehr zur Verfügung stehen Jan Polak und der ungarische EM-Teilnehmer Zoltan Stieber, beide kamen zuletzt aber ohnehin nur noch sporadisch zum Einsatz. Es könnte sein, dass mit Tim Leibold noch ein weiterer Abgang dazukommt: Der FC Ingolstadt hat Interesse am 22-Jährigen, bisher konnten sich die beiden Vereine aber nicht auf die Höhe der Ablösesumme einigen

Neu im Frankenland sind dafür u.a. Edgar Salli, Tobias Kempe und Enis Alushi. Salli, der 2014 für Kamerun bei der WM spielte, und Kempe dürften direkt um einen Startplatz auf der rechten Außenbahn kämpfen. Alushi kann dem Team mit seiner Erfahrung ebenfalls sofort helfen. Nach seiner Leihe zurück aus Paderborn ist zudem Jakub Sylvestr, der sich beim FCN noch einmal durchbeißen will. Da mit Guido Burgstaller aktuell nur ein weiterer Mittelstürmer unter Vertrag steht, ist es durchaus denkbar, dass der Club auf dieser Position noch nachlegen wird.

Die aktuelle Form

Insgesamt lief die Vorbereitung ganz gut. Nürnberg kassierte keine Niederlage, auch nicht bei der Generalprobe gegen den Bundesligisten FC Augsburg am vergangenen Wochenende (2:1). Nur beim 1:1 gegen den ambitionierten Drittligisten Chemnitzer FC sprang am Ende kein Sieg heraus – dazu muss allerdings erwähnt werden, dass sich der CFC zum Zeitpunkt des Testspiels in unmittelbarer Vorbereitung auf den Saisonstart in der 3. Liga befand, deshalb war das Unentschieden für die Franken sicherlich kein Beinbruch.

Stärken & Schwächen

Großes Plus könnte die eingespielte Defensive werden. Die Viererkette hat auch schon in der abgelaufenen Spielzeit so zusammengespielt und ist bestens organisiert. Der Beweis: 2015/16 spielten die Nürnberger 13-mal „zu Null“, nur dem FC St. Pauli gelang das öfter. Außerdem fiel zuletzt die gute Kondition der Spieler auf: In der vergangenen Saison erzielten sie in der Schlussviertelstunde der Partien insgesamt 23 Tore, absoluter Liga-Bestwert.

Wie erwähnt, sollte sich nach Möglichkeit in der vordersten Sturmspitze personell noch etwas tun. Guido Burgstaller soll nach längerem Hin und Her jetzt zwar bleiben, als Ersatz steht aber eben nur Jakub Sylvestr bereit – und der hat ein katastrophales Jahr mit nur sieben Einsätzen und keinem einzigen Treffer hinter sich. Außerdem könnte es für den „Glubb“ schwierig werden, nach der verlorenen Relegation die gute Leistung der Vorsaison zu bestätigen; Karlsruhe und Fürth mussten das in den vorherigen Jahren leidvoll erfahren.

Alois Schwartz, neuer Coach des 1. FC Nürnberg.

Wie kommt er in seinem neuen Umfeld zurecht? Nürnbergs Trainer Alois Schwartz. ©Imago

Der Trainer

Nach dem Abgang von René Weiler zum RSC Anderlecht musste sich der 1. FC Nürnberg einen neuen Trainer suchen. Gefunden hat er ihn in Sandhausen: Alois Schwartz nimmt nach 108 Spielen und vielen Erfolgen an der Seitenlinie des SVS eine neue Herausforderung an. Und die könnte ziemlich groß werden, denn der Druck und die mediale Aufmerksamkeit sind am Valznerweiher natürlich um ein Vielfaches höher als im Hardtwald. Darauf wird sich der 49-Jährige erst einstellen müssen.

Die mögliche Startelf

Schwartz wird seine Elf wohl mit einem 4-2-3-1-System in das erste Saisonspiel am kommenden Samstag gegen Aufsteiger Dynamo Dresden schicken. Dabei wird der erst 19-Jährige Lukas Mühl wohl den Senkrechtstarter der vergangenen Saison, Patrick Erras, vertreten. Erras fällt nach seinem Kreuzbandriss wahrscheinlich noch die ganze Hinrunde über aus. Neben Mühl ist Hanno Behrens gesetzt, sofern er denn rechtzeitig fit wird.

In der offensiven Dreierreihe sind Tim Leibold links und Enis Alushi in der Mitte Stammkräfte. Auf dem rechten Flügel hat der Trainer die Wahl zwischen den beiden Neuzugängen Edgar Salli und Tobias Kempe – momentan scheint der Kameruner etwas bessere Karten zu haben. Deshalb könnte die Startelf gegen Dresden so aussehen:
Schäfer – Sepsi, Bulthuis, Margreitter, Brecko – Mühl, Behrens – Leibold, Alushi, Salli – Burgstaller.

Unser Fazit

Aktuell schätzen wir den Club ein wenig schwächer ein als in der Spielzeit 2015/16. Gerade die vielen Abgänge in der Offensive wiegen schwer. Die Neuen wie Alushi und Salli haben fraglos das Potenzial, das aufzufangen – allerdings bleibt abzuwarten, wie der kamerunische Nationalspieler sich in der 2. Bundesliga zurechtfinden wird. Wenn kein weiterer Mittelstürmer gefunden wird, dann hat der 1. FC Nürnberg ein Problem.

Liga-Zwei Tipp: Platz 6 bis 9.