Fabian Kunze vom 1. FC Kaiserslautern im Interview: „Die Fankultur ist hier eine andere“

Kunze im Interview mit LIGA-ZWEI.DE über den starken Saisonstart vom 1. FC Kaiserslautern, die Fans und Duelle mit dem Zwillingsbruder

Autor: Oliver Jensen Veröffentlicht: Donnerstag, 25.09.25 | 13:53

Fabian Kunze (Mitte) feiert mit den Fans des 1. FC Kaiserslautern (Foto: imago)

Fabian Kunze wechselte im Sommer von Hannover 96 zum 1. FC Kaiserslautern. Im Interview mit LIGA-ZWEI.DE spricht der 27-jährige Mittelfeldspieler über die Gründe für den Wechsel, seinen langen Weg in den Profifußball und Duelle mit seinem Zwillingsbruder.  

Herr Kunze, nach dem beschwerlichen Saisonstart hat der 1. FC Kaiserslautern nun drei Spiele in Folge gewonnen. Was macht Ihre Mannschaft momentan so stark?

Dass wir drei Spiele hintereinander gewonnen haben, gibt uns ein großes Selbstvertrauen. Ich denke, dass das eine Rolle spielt. Außerdem haben wir uns als Mannschaft besser kennengelernt und wissen, wo die jeweiligen Stärken der Mitspieler liegen.

Ihr Ex-Verein Hannover 96 hat ähnlich wie der 1. FC Kaiserslautern hohe Ambitionen und ein begeistertes Umfeld. Warum haben Sie dennoch diesen Wechsel vollzogen?

Es gibt nicht diesen einen bestimmten Grund. Die Gespräche mit Kaiserslautern verliefen sehr positiv. Manchmal tut eine Luftveränderung einfach gut. Das hat sich auch bestätigt.

Inwiefern unterscheiden sich Hannover und Kaiserslautern?

Die Fankultur ist eine andere. Wenn ich sehe, wie viele Menschen hier in Kaiserslautern zum öffentlichen Training kommen, ist das ein Unterschied gegenüber Hannover. Die Menschen hier in Kaiserslautern leben den Verein. Natürlich gibt es auch in Hannover solche Leute. Aber Hannover ist als Stadt eben größer, sodass der Verein nicht immer die erste Rolle spielt.

Sie treffen am Samstag nun auf den SC Paderborn, der vielleicht nicht unbedingt Ihr Lieblingsgegner ist. Kennen Sie Ihre Bilanz gegen Paderborn?

(überlegt) Genau vor Augen habe ich die Bilanz nicht, aber allzu gut dürfte diese eher nicht sein.

Ein Sieg, ein Unentschieden, vier Niederlagen – was macht Paderborn als Gegner so unangenehm?

Paderborn ist eine sehr laufstarke Mannschaft, die auch spielerisch immer gute Lösungen findet. Es ist sehr schwer, gegen sie zu spielen. Aber die bisherigen Spiele haben jetzt keine Bedeutung mehr. Man geht jedes Spiel neu an.

Sie sind über Umwege in den Profifußball gelangt. Sie waren in der U17 des FC Schalke 04, verließen den Verein aber nach einem Jahr. Was war der Grund dafür?

Es gab verschiedene Gründe. Das hatte auch mit der Schulwahl zu tun, weil ich ein Jahr vor meinem Abitur war. Die Trennung vom Verein verlief damals leider sehr unschön. Danach war das Ziel Profifußball etwas ad acta gelegt. Aber jetzt bin ich hier.

Sie wechselten daraufhin zum SV Rödinghausen und spielten in der Regionalliga…

Genau. Ich glaube, wichtig war für mich, dass ich nie die Pflicht verspürte, unbedingt Fußballprofi werden zu müssen. Es gab immer einen Plan B. Erst wollte ich Jura studieren. Aber das ließ sich mit dem Fußball schwer vereinbaren, weil ich parallel zum Studium auf einem hohen Niveau in der Regionalliga spielte. Jura wäre ein Präsenzstudium gewesen. Daher entschied ich mich für ein Studium im Bereich Betriebswirtschaftslehre, was ich auch bereits abgeschlossen habe. Ich könnte mir auch gut vorstellen, zukünftig etwas in dieser Richtung zu machen.

Ihr Zwillingsbruder Lukas Kunze wechselte zusammen mit Ihnen von Schalke nach Rödinghausen. Wie kam es dazu, dass Sie den Weg gemeinsam gegangen sind?   

Ich denke, das war Zufall. Aber natürlich war es gut für uns, weil man jemanden an der Seite hatte, den man kennt. Auch als ich später zu Arminia Bielefeld gewechselt bin und mein Bruder zum VfL Osnabrück, hatten wir mehr oder weniger eine Doppelwohnung und haben uns jeden Tag gesehen. Erst durch mein Wechsel nach Hannover waren wir erstmals getrennt.

Wie fühlt es sich an, gegen den eigenen Bruder zu spielen? Dieses Duell wird es Mitte Dezember wieder geben, wenn Sie auf Arminia Bielefeld treffen – und es ist nicht das erste Aufeinandertreffen zwischen Ihnen…

Natürlich ist es ein besonderes Spiel, keine Frage. Aber am Ende ist es auch nur ein Fußballspiel, in dem es um drei Punkte geht. Da wird von den Medien immer mehr draus gemacht als es wirklich ist.

Im Sommer 2019 machten Sie den Schritt in die 2. Bundesliga zu Arminia Bielefeld und stiegen sogar in die Bundesliga auf, spielten dann plötzlich gegen Vereine wie Bayern München und Borussia Dortmund. Wie schwierig war es, sich auf dieses hohe Niveau einzustellen?

Der Schritt von der Regionalliga zur 2. Bundesliga war schon ein riesiger Schritt, weil das Fußballerisch, vom Tempo und von der Athletik ein großer Unterschied ist. Auch der Schritt von der 2. Liga zur Bundesliga war ein großer Schritt. Die einzelnen Spieler und Mannschaften sind qualitativ noch besser. Jeder Fehler wird sofort bestraft.

Wer waren die schwierigsten Gegenspieler in der Bundesliga?

Gegen Thiago und Jude Bellingham war es sehr schwierig, weil beide sehr gut am Ball sind.

Welchen Tipp würden Sie jungen Fußballspielern geben, die den Traum vom Profifußball haben, allerdings in einem Nachwuchsleistungszentrum eines Bundesligisten keine Chance bekommen?

Man muss immer an sich glauben und arbeiten. Ich persönlich finde auch einen Plan B immer sehr sinnvoll, weil man sich dadurch gedanklich mit anderen Sachen beschäftigen muss.