Chapeau, Florian Krüger

Die besondere Leistung des 2. Spieltags

Autor: Luis Hagen Veröffentlicht: Dienstag, 06.08.2019 | 16:00
Florian Krüger von Erzgebirge Aue

Florian Krüger kennt die Kumpel-Mentalität schon aus Schalker Tagen. ©Imago images/Picture Point

Martin Männel, genau wie Manuel Neuer Torwart und Kapitän des Teams in Personalunion, posiert mit reißerischer Geste und lässt seine Muskeln spielen. Pascal Testroet, der den Ball soeben mit letztem Einsatz flach zur Mitte gedreht hatte, bittet sofort zum – nennen wir es – Paso Doble light und Flankengeber Philipp Riese sprintet aus 30 Metern heran, um noch als Letzter den Pulk der Freude zu erreichen.

Es ist ein Sturm des Jubels über einen Blitzstart der Kicker aus dem Erzgebirge, der den Namen Florian Krüger trägt. Der 20 Jahre alte Angreifer ist mit seinem Elan für mutige Dribblings, seiner Spritzigkeit und Spielfreude quasi zum personifizierten Synonym des aktuellen Hammerstarts der selbsternannten Kicker aus dem Schacht aufgerückt. Und der TV-Reporter des MDR schwärmt vom „neuen Ruckzuck-Fußball der Auer“.

Bescheidenheit trotz Hammerstart

Ausgerechnet dort, wo sich die Menschen mit einem zünftigen „Glück auf“ begrüßen, genießt man gerade so etwas wie das große Fußballglück. Ein Auftakt in eine Spielzeit der 2. Bundesliga mit zwei Siegen und sechs Punkten hatte es in jüngeren der Geschichte des FC Erzgebirge Aue noch nicht gegeben.

Nun aber blicken sie, diese so Bodenständigen, Bescheidenen und Dankbaren aus der mit 16.000 Einwohnern kleinsten Gemeinde aller deutschen Städte des Profifußballs der drei großen Ligen fürs Erste von fast ganz oben hinunter auf die anderen, reicheren und namhafteren Mitstreiter.

Florian Krüger kam vor einem Jahr aus der Ausbildungsschmiede des FC Schalke 04. Drei Jahre lang war er dort aktiv gewesen, ist Auswahlspieler des DFB geworden und die Bundesliga schien zum Greifen nahe zum sein.

Doch Krüger, der Junge aus Staßfurt, wo einst die besten Fernsehtechniker werkelten und die Haushalte in der DDR mit ihrem geliebten „Imperial“ versorgten, hatte in der Phase des Wachstums körperliche Probleme: Mal Knie, mal Rücken, mal beides. Die Vision Florian Krüger geriet auf Schalke in Zweifel. Seine Laufgeschwindigkeit stand zunehmend auf dem Prüfstand und sie fiel schließlich durch.

Profi-Fußball statt Pauker-Dasein

In der Schule lief es indes weitaus besser. Mit einem tiptop Abitur im Gepäck machte er sich bereits Gedanken über einen Studienplatz. Lehrer werden wäre sein Ziel. Doch diese scheinbar wackelige sportliche Entwicklung machte den Weg frei nach Aue.

Denn hier agiert mit Carsten Müller sein langjähriger Förderer aus Magdeburger Zeiten inzwischen als Ausbildungschef. Drei Jahre lang hat er beim 1. FC Magdeburg fast jeden Tag mit ihm trainiert. Und er hat nie aufgehört an seinen früheren Musterschüler zu glauben.

Doch zum Start in Aue vor einem Jahr hätte es für Krüger schlimmer kaum kommen können: In der Spielzeitvorbereitung riss das Syndesmoseband. Nach dem Riss der Achillessehne ist dies die komplizierteste Verletzung im Fußgelenk.

Fußgelenk und Leistung stabil

Und so fragil wie Krügers Gesundheit und ähnlich schwankend wie dessen Leistungen danach blieben auch die Auftritte des Auer Teams in der Liga. Der Abstiegskampf endete erst am drittletzten Spieltag.

Eine völlig andere Strahlkraft hat das Antriebsspiel des ewigen Underdogs der Liga hingegen aktuell. Vor allem Dank des quicklebendigen Florian Krüger, der obendrein vor dem 2:0 geschmeidig den Ball behauptete und den freistehenden Nazarov ins Spiel brachte. Und weil der nicht angegriffen wurde, konnte er Maß nehmen und zum 2:0 erhöhen. Und überhaupt: Krüger war mit flinken Füßen unterwegs, war Sprinter im Dauereinsatz und belebend für die Kollegen.

Bei denen ist der Blondschopf sehr beliebt. Ins rund 250 km entfernte Staßfurter Elternhaus reist er regelmäßig. Denn „Flo“, wie ihn alle in Aue rufen, ist im Sinne des Wortes bodenständig eben…

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