Fiete Arp im Interview: „Ich habe versucht, ein neuer Mensch und Spieler zu werden“
Fiete Arp hat bereits viele Höhen und Tiefen erlebt. Mit nicht einmal 18 Jahren wurde er zum Shooting-Star und Hoffnungsträger des Hamburger SV, konnte dieser Rolle allerdings nicht längerfristig gerecht werden. 2019 erfolgte der Wechsel zum FC Bayern München, für die er allerdings kein einziges Bundesligaspiel bestritt. Auch bei Holstein Kiel kam er lange nicht über die Rolle des Reservisten hinaus – bis jetzt. Der 23-Jährige entwickelte sich zuletzt zum Stammspieler und traf beim 3:0 gegen Hannover 96 doppelt. Danach erklärte der Stürmer seinen Aufschwung.
Herr Arp, das war ein sehr dominantes Spiel Ihrer Mannschaft. Würden Sie das auch so sehen?
Es war effektiv, würde ich sagen. Dominant, weiß ich gar nicht so recht. Also rein vom Spiel haben wir, glaube ich, die letzten Wochen bessere, dominantere Spiele gehabt. Aber durch unsere Effizienz zogen wir das Spiel heute relativ früh auf unsere Seite. Das haben wir dann einfach sehr reif wieder zu Ende gespielt.
Erinnern Sie sich, wann Sie Ihren letzten Doppelpack gemacht haben?
Im Profibereich noch gar nicht. Also ich habe im Testspiel dieses Jahr schon mal ein Doppelpack gemacht, aber sonst kann ich mich nicht daran erinnern.
Ist das etwas Besonderes, was man sich irgendwie besonders abspeichert?
Ja, auf jeden Fall. Es hat sich bei mir heute beim Aufwärmen abgezeichnet, weil da jeder Ball irgendwie reingeflogen ist. Für mich ist das eine geile Sache, für die Mannschaft ist das natürlich auch ein supergeiler Tag. Besonders, weil wir die Konstanz irgendwie jetzt bis zum Winter beibehalten haben. Und ja, ich glaube, jeder hier ist extrem glückerfüllt und freut sich auch ein bisschen auf die Pause. Jeder kann sehr stolz sein.
35 Punkte in der Hinrunde sind auch gleichzeitig noch ein Vereinsrekord in der zweiten Liga. Ist das auch noch mal eine Zusatzbelohnung unter dem Weihnachtsbaum?
Definitiv. Ich glaube, dass für viele Jungs hier solche kleinen Dinge, gerade bei einem Verein wie Holstein Kiel, auch viel wert sind – einfach Geschichte zu schreiben für den Moment. Ich glaube, dass das auch unseren Hunger antreibt, dass wir weiterhin Geschichte schreiben wollen und weiterhin Rekorde brechen wollen.
Nun überwintert Holstein Kiel auf einem direkten Aufstiegsplatz. Wie sehr ist das Ziel Bundesliga in Ihren Köpfen verankert?
Ich denke, man hat heute gesehen, dass wir uns keinen großen Druck machen. Es ist, glaube ich, noch immer eher der positive Aufschwung, einfach dieses Selbstvertrauen, dass wir uns erspielt und erarbeitet haben. Es ist dieser Hunger, weiterhin Punkte zu holen und da oben dranzubleiben.
Wie kamen Sie eigentlich auf die Idee zu Ihrem Torjubel?
Den habe ich mir bei meinem Lieblings-Footballspieler Ezekiel Elliott abgeguckt. Der hat das seine ganze Karriere gemacht.
Und warum ist Ezekiel Elliott ihr Lieblingsspieler?
Weil er so einen geilen Torjubel hat.
Sie haben nun in der Hinrunde, genauer gesagt in den letzten acht Spielen, fünf Tore erzielt. Das hätten Sie vor einigen Monaten vermutlich selber nicht geahnt, oder?
Ich war doch immer als eiskalter Stürmer bekannt, oder nicht? (grinst) Nee, klar. Gerade nach dem (schwierigen) Beginn der Hinrunde ist das jetzt ein extrem geiler Abschluss für das Jahr, weil es sich richtig gut und auch richtig hart erarbeitet anfühlt. Am Ende des Tages geht es für mich, genauso wie für die gesamte Mannschaft, darum, das fortzusetzen. Meine fünf Tore helfen mir gar nichts, wenn wir die ersten drei Rückrundenspiele verlieren. Da füge ich mich einfach ins Mannschaftsgefüge ein und gebe jede Woche Gas.
Haben Sie selber eine Erklärung dafür, dass Sie nach Ihren schwierigen Phasen nun so gut in Form sind?
Ja, ich habe bei mir selber angefangen, um Dinge zu verändern, an mir zu arbeiten und die Fehler bei mir zu suchen. Ich habe Anfang der Saison gesagt, dass ich versuchen möchte, jetzt ein neuer Mensch, ein neuer Spieler zu werden. Und das sind vielleicht irgendwo auch die ersten Früchte, die ich davon trage.
Was genau haben Sie verändert?
Vieles ganz grundsätzlich im Alltag und der täglichen Arbeit. Ich bin alles ein bisschen bewusster angegangen, alles ein bisschen professioneller. Ich bin das auch angegangen mit Hilfe und mit Beratung drumherum. Und ja, das fühlt sich bisher richtig gut an.
Was machen Sie jetzt über Weihnachten? Fahren Sie in den Urlaub?
Also richtig geplant ist noch nichts. Weit reisen werde ich nicht. Jetzt muss ich erst einmal schauen, was mit dem Beinchen ist (Arp musste verletzungsbedingt ausgewechselt werden Anm.d.Red). Aber ich schätze mal, dass ich vielleicht irgendwo ein Städtetrip nahe Deutschland unternehme.