Lewis Holtby von Holstein Kiel im Interview: „Das sind Dinge, die gehen einem nahe“

Lewis Holtby hat mit Holstein Kiel den Aufstieg in die Bundesliga geschafft (xLobecax/xHenningxRohlfsx)

Holstein Kiel hat mit dem 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf den Aufstieg in die Bundesliga perfekt gemacht. Mittelfeldfeldspieler Lewis Holtby verriet danach, wie sich dieser Erfolg für ihn anfühlt.

Herr Holtby, was geht gerade in Ihnen vor?

Leute, wir sind aufgestiegen. Wie geil ist das? Zweimal ist der Verein knapp gescheitert. Aber was hier in den letzten zehn Jahren entstanden ist… Wir haben Holstein Kiel und gerade die Stadt Kiel auf die Karte gebracht. Keiner hat mit uns gerechnet. Alle haben immer gedacht, die brechen irgendwann ein. Aber ihr seht selber, das ist ein Team. Jeder steht füreinander ein. Das Spiel heute war ein Paradebeispiel. Andere Mannschaften hätten das vielleicht gegen die Wand gefahren. Aber wir haben immer wieder gekämpft, sind extra Meter gegangen und haben das Ding gewuppt. Ich bin einfach nur stolz, Teil eines so historischen Volks zu sein. Ich bin dankbar, dass ich das mit fast 34 noch erleben darf.

Wie war es für Sie direkt nach dem Abpfiff?

Extrem emotional. Ich bin zu Boden gegangen und habe einfach nur über die letzten drei, vier Jahre nachgedacht – wie viel Shit ich auch abbekommen habe, was die Leute von mir gedacht haben, dass sie mich in die Schublade reingepackt haben. Das sind Dinge, die gehen einem schon sehr nahe. Und das dann so umzukehren und zu einer Mannschaft zu gehören, die so einen Erfolg erreicht – das erfüllt mich mit einem extremen Stolz und einer extrem hohen Genugtuung.

Wie bedeutsam ist der Erfolg für Sie persönlich?

Extrem bedeutsam. Ich habe eine ganz, ganz hohe Connection hier mit Holstein Kiel. Ich bin jetzt fast drei Jahre hier. Irgendwie passe ich wie die Faust ins Auge zum Verein. Dieses Bodenständige und hart arbeitende – jeder hilft mit, jeder packt an, das sind gute Charaktere, gute Jungs einfach. Es sollte offenbar so sein, dass ich jetzt hier spiele und den größten Erfolg mit so einer geilen Truppe erleben darf.

Sie haben gerade die Tugenden Ihrer Mannschaft angesprochen. Kann man damit vielleicht auch in der Bundesliga den Klassenerhalt schaffen?

Ich denke noch gar nicht daran. Klar will ich den Klassenerhalt, definitiv, aber das ist jetzt noch so weit weg. Da werden vorher noch zwei, drei Schlucke Bier getrunken. Dann kommt noch eine Vorbereitung. Ich glaube, Christiano Ronaldo wollte auch noch zu Holstein Kiel kommen (scherzhaft). Den einen oder anderen Top-Transfer über 50 Millionen werden wir noch machen (lacht).

Was sagen Sie zu der Unterstützung der Fans?

Die waren geisteskrank gut. Das war schon bundesliga-tauglich. Die Fans haben so viel Potenzial. Wenn die Menschen so zusammenkommen und einfach Bock auf diesen Verein haben, dann kann da wirklich etwas entstehen, dann kann der Verein wirklich extrem hoch wachsen.

Wie stolz macht es Sie, nun erstmals überhaupt Schleswig Holstein in der Bundesliga auf die Karte gebracht zu haben?

Hammer! Das ist so ein schönes Bundesland. Deswegen bin ich extrem stolz, ein Teil der Geschichte zu sein. Gerade auch für Kiel, wo der THW Kiel immer für positive Schlagzeilen gesorgt hat. Dieser Verein hat eine extrem große Strahlkraft. Jetzt kommt nochmal mit Fußball etwas dazu. Kiel wird immer mehr zu einer Sportstadt.

Und in der kommenden Saison kommen dann Gegner wie Bayern München und Bayer Leverkusen…

Das ist einfach extrem geil. Ich glaube, wir sind der Angstgegner von Bayern. Es gab hier ja mal das Schneesturmspiel (Holstein Kiel gewann 2021 im DFB-Pokal gegen den FC Bayern, Anm.d.Red.) Ich glaube, wenn Thomas Müller hier wieder reinkommt, dann kriegt er Flashbacks. Und Harry Kane nehme ich in Manndeckung (lacht).

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