Exklusiv: Norbert Meier verkündet Abschied

„Ich werde nicht mehr als Trainer im Profifußball arbeiten“

Autor: Luis Hagen Veröffentlicht: Mittwoch, 05.08.2020 | 17:20
Norbert Meier bei Spiel des FCK

Verlässt die Bühne ‚Profi-Fußball‘. Norbert Meier beendet seine Trainer-Karriere. ©imago images/Zink

Karrieren der Trainer beginnen, Karrieren von Trainern enden. Hier Daniel Thioune, Marco Grote und nun Robert Klauß. Dort Friedhelm Funkel, Dieter Hecking und Norbert Meier. Ja, auch Norbert Meier verkündet hier an dieser Stelle erstmals öffentlich seinen Ausstieg von der großen Bühne des Trainerlebens. Es ist das Ende einer Karriere, die für immer unzertrennlich verknüpft sein wird mit Fortuna Düsseldorf, dem MSV Duisburg und Arminia Bielefeld, weil Norbert Meier dort als Fußball-Lehrer für insgesamt vier Liga-Aufstiege hauptverantwortlich gewesen ist. Warum er nun seinen Abschied erklärt und wie er dem Fußball weiterhin erhalten bleiben wird, beschreibt er im Gespräch mit Liga-Zwei.de.

Norbert Meier, als vor rund zwei Monaten noch so manche Trainerstelle unbesetzt war, haben wir bei Ihnen nachgefragt, wie sich Ihre Karriere aktuell darstellt und wo Sie sich nach wie vor im Rennen sehen. Sie haben damals vehement entgegnet, dass Sie nicht mehr im Rennen sein können, weil Sie gar nicht mehr am Start seien. Jetzt fragen wir direkt einmal nach: Sind bei Ihrer damaligen Abschiedserklärung geblieben?
Norbert Meier: „Absolut. Meine Entscheidung ist fix. Alles hat seine Zeit im Leben und ich bin dahinter gekommen, dass es für mich besser ist, nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Das war’s für mich. Auch ich bin raus. Ich werde nicht mehr als Trainer im Profifußball arbeiten.“

„ Ein Mann, ein Wort. Mein Entschluss steht ”
Norbert Meier

Und wenn morgen Manni Schwabl anriefe und sagen würde: Komm, Nobby, Du musst uns helfen. Was wäre dann?
Meier: „Bei aller Wertschätzung für die Bedeutung des Hachinger Fußballs und seiner Verantwortlichen dort: Nein, da mag jetzt kommen, was kommen will: Da halte ich es genauso wie mein Freund Benno Möhlmann, der schon seit zwei Jahren konsequent bleibt. Ein Mann, ein Wort. Mein Entschluss steht.“ 

Ärgerlich wirkt es freilich immer wieder, wenn so lange und erfolgreiche Trainerkarrieren nicht in Harmonie enden. Möhlmann war in Münster vorzeitig ausgewechselt worden. Dasselbe passierte Friedhelm Funkel in Düsseldorf. Und auch Norbert Meier hat seine letzte Herausforderung, die in Uerdingen, nicht zufriedenstellend zu Ende bringen können. Was empfinden Sie dabei?
Meier: „Selbstverständlich hätte ich mir einen Abschied gewünscht, der von einem nachhaltigen Abschluss begleitet worden wäre. Doch das liegt einfach in der Natur der Sache: Wer gerade auf einem Erfolg thront, also wie ich mit dem MSV, mit Arminia oder in Düsseldorf Aufstiege feiern kann, macht in diesem Moment ja in der Regel nicht Schluss. Dennoch bin ich mit mir und meiner Karriere komplett im Reinen.“

Auffällig ist, dass niemals ein böses Wort von Ihnen gegenüber Ihren Klubs wahrzunehmen war. Egal, was passiert ist und wie ärgerlich so ein vorzeitiges Aus auch immer sein mag: Klagelieder haben Sie niemals angestimmt. Wie schaffen Sie das, Ihre Faust unsichtbar in der Tasche zu verstecken?
Meier: „Nachträglich nicht negativ auszuteilen, verbal niemals nachzutreten, gehört zu den Grundsatz-Entscheidungen meines Lebens. Auch hier ist wohl Otto Rehhagel unterbewusst mein Vorbild gewesen. Otto hat uns in Bremen immer gelehrt: Wut, Hass, Groll sind schlecht für positive Energien.

Und tatsächlich bin ich mir sicher: Ohne positive Energien wäre ich weder ein guter Spieler noch ein guter Trainer gewesen. Und ich kann Ihnen versichern: Das Leben als Fußball-Trainer hat mir unter dem Strich so viele schöne Zeiten beschert, dass ich mich an Irritationen und sonstigen Unerfreulichkeiten überhaupt nicht erinnern möchte.“

über seine neue Aufgabe
„ Ich gebe Expertisen zu Spielern ab und werde auch selbst Talente sichten ”
Norbert Meier

Gut, dass Sie auf Otto kommen, denn so können wir auch Ihre wunderbare Karriere als wieselflinker Linksbeiner  im Trikot von Werder Bremen besprechen.  Als Trainer waren Sie auf einer Wanderschaft, mehrmals auf der Suche nach dem Trainerglück. Als Spieler indes ein Jahrzehnt lang eine feste Größe bei Werder. Die Antwort auf die Frage nach den Gründen für diese Kontinuität liegt auf der Hand?
Meier: „Na klar, Otto hat mich von Beginn an gefördert und auf mich gesetzt, wir spielten Jahr für Jahr um die beiden Titel mit und waren somit auch stets international im Uefa-Cup aktiv. So wurde ich eine Zeitlang Nationalspieler und wir holten Meisterschaften nach Bremen. So viel Freude und Zuspruch als Spieler zu erleben, ist ein großes Glück. Ja, als Spieler bin ich ein Teil von Werder Bremen gewesen. Und eigentlich sollte Bremen auch für immer meine Heimat bleiben.“ 

Aufstieg geschafft. Mit der Fortuna bejubelt Norbert Meier 2012 den Sprung in die Bundesliga. ©imago images/Christoph Reichwein

Warum kam es anders?
Meier: „Als ich zum 1. Januar 1990 noch in Mönchengladbach anheuerte, blieb die Familie zunächst in Bremen. Denn unser fester Familienplan war, nach dieser Zeit nach Bremen zurückzukehren und dort sesshaft zu bleiben. Doch dann stieg ich 1992 am Bökelberg in die Trainerarbeit mit den Junioren ein und so siedelte die komplette vierköpfige Familie von Bremen nach Viersen. Und nun sind aus den ursprünglichen zweieinhalb Jahren Aufenthalt im Fußballwesten 30 Jahre geworden, die ich nun schon mit meiner Familie hier lebe.“ 

Ihr Sohn Florian agiert aktuell beim 1. FC Nürnberg als Leiter des Bundesligateams und ist somit auch in der Kaderplanung aktiv. Stellt er Ihnen hier und da die Frage: Vater, wie siehst du das?
Meier: „Wenn er mich um meine Einschätzung fragt, dann erfährt er auch meine Meinung. Doch das ist nicht die Regel. Ich bekomme von alledem, was beim 1.FC Nürnberg geschehen ist und nun geschehen wird, nicht sonderlich viel mit. Doch ich sehe, wieviel Feuer Florian in seine Arbeit einbringt, wie fleißig und wissbegierig und lernwillig er ist.“  

Sie werden nächsten Monat erst 62 Jahre alt. Was nun, Norbert Meier – geht es wirklich ohne Fußball?
Meier: „Nein, natürlich nicht. Ich habe mich als Senior-Partner in die Sportagentur „CASE Sport1“ eingebracht. Ähnlich wie Benno Möhlmann nach wie vor mit seiner Erfahrung den Fürthern zur Verfügung steht, so bringe ich meine Erfahrungen in dieses junge Unternehmen ein. Ich gebe Expertisen zu Spielern ab und werde auch selbst Talente sichten, sobald dies wieder möglich ist.“ 

Ihr Geschäftspartner hat polnische Wurzeln. Darf sich unser Fußball alsbald auf neue Lewandowskis freuen?
Meier: „Alles ist möglich. Als Trainer habe ich meine Aufgaben, die zu bewältigen waren, immer voller Überzeugung ausgeführt. Nicht anders werde ich in meinem neuen Aktionsfeld auftreten und mir sehr viel Mühe geben.“

Norbert Meier, viel Glück auch auf diesem Weg und vielen Dank für das Gespräch.   

 

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