Chapeau, Fabian Klos

Die besondere Leistung des 7. Spieltags

Autor: Luis Hagen Veröffentlicht: Montag, 23.09.2019 | 11:09
Fabian Klos von Arminia Bielefeld

Fabian Klos hat dieser Tage allen Grund zur Freude. ©Imago images/Noah Wedel

Mit Superlativen tun sich die Menschen im Ostwestfälischen eigentlich nicht so leicht. Allein wenn es um die Fußballer der Bielefelder Arminia geht, ist schon mal eine Ausnahme erlaubt. Und hier insbesondere bei Fabian Klos.

Der Trainer-Haudegen Norbert Meier war rund 100 Spiele lang Chef bei der Arminia. Stieg erst ab und sofort wieder auf und steuerte sein damaliges Personal obendrein bis ins Halbfinale des DFB-Pokals. Seit Sommer 2015 ist die Arminia konstant dort aktiv, wo sie jetzt so unglaublich beständig Furore macht: In der 2. Bundesliga.

Gegenspieler zollt Respekt

Und Meier stellt nun bei Liga-Zwei.de klar: „Fabian Klos ist Bielefelds Galionsfigur der Neuzeit.“ Das sagt Meier. Der war nie Sprücheklopfer. Was er meint, ist dies: Klos ist längst Musterprofi, Zugpferd und Chef der aktuellen Arminia auf dem Spielfeld. Sowie Idol und Ikone für den Bielefelder Fußball-Nachwuchs. Diesen Tatsachen entsprechend ist Fabian Klos auch Kapitän des Teams. In der dieser Aufgabe der wohl Sichtbarste, weil Präsenteste, in der ganzen Liga.

Der Innenverteidiger Tim Kister vom SV Sandhausen kommt auf einige Kräftemessen mit Fabian Klos in den vergangenen acht Spielzeiten. Das sind Infights der Sorte Auge um Auge, Zahn um Zahn. Genau wie Klos ist er schon einen Schnaps über 30, misst ebenfalls über 1.90 Meter und agiert ebenfalls im Bereich der 90 Kilo Eigengewicht. In allen Belangen Augenhöhe.

Doch Kister sagt: Ein Match gegen Klos ist Schwerstarbeit. Er steckt viel ein, teilt aber auch tüchtig aus. Danach muss ich immer zur Regeneration bei unseren Physios.“ Kister meint das ausdrücklich sportlich und betont: „Klos ist immer anständig, stänkert nicht und spielt immer fair.“

Tim Kister vom SV Sandhausen gegen Fabian Klos von Arminia Bielefeld

Auch Abwehrrecken wie Tim Kister (l.) haben es gegen Fabian Klos schwer. ©Imago images/pmk

Normalerweise, so erklärt Kister weiter, kämpfe er grundsätzlich gern gegen solche echten Centerspieler an. Gegen die Größeren, die auf Flanken warten. Gegen solche Hünen also viel lieber als gegen wendige, quicklebendige Knirpse.

Doch bei Klos scheint diese Rechnung nicht so recht aufzugehen: „Ein kompletter Stürmer, ach‘ was, ein kompletter Spieler ist Klos. Achten Sie mal darauf, was der schon wegverteidigt vor der eigenen Abwehr. Und als Stürmer hat er alles: Ist ballsicher, schlau, technisch stark, viel schneller als es aussieht und vor dem Tor ein eiskalter Verwerter“, sagt Kister.

„ Wenn sich Klos mit seinem breiten Kreuz direkt vor die Füße positioniert, wird es richtig dunkel. ”
Gegenspieler Tim Kister

Dem Liga-Zwei.de-Autor wird nunmehr klar, warum auch körperlich robuste Verteidiger nicht verhindern können, dass die von Arminia-Torwart Ortega über 40, 50 Meter hart und präzise gepeitschten Flugbälle meist auf der Brust oder auf dem Kopf von Fabian Klos landen. Und nicht bei Kister und anderen Abwehrspezialisten.

„Wenn sich Klos mit seinem breiten Kreuz direkt vor die Füße positioniert, wird es richtig dunkel. Und wenn man als Gegenspieler kein Foul riskieren will, kommt man einfach nicht mehr rechtzeitig hin zum Ball, obwohl ich ihn auf uns zufliegen sehe“, beschreibt Kister die Crux im Duell mit Klos.

Die Zahlen sagen alles

Und noch komplizierter wird das Verteidigungsspiel für den Gegner, weil Ortega noch eine zweite Anflugstation für seine imposante Spieleröffnung hat. Es ist der kongeniale Partner von Fabian Klos: Andreas Voglsammer. „Ein Traum-Duo, die Beiden harmonieren toll“, sagt nochmals Kister aus seinem Erleben heraus. Wir sehen dies aus der Position des Beobachters nicht anders.

Und weiter geht’s im Superlativ.

Seit Uwe Neuhaus die Arminia coacht, hat kein Team in der 2. Bundesliga mehr Punkte gesammelt. Seit Neuhaus in Bielefeld Chef ist, hat Arminia noch nie zuvor in dieser Spielklasse so viele Treffer erzielt. Und seit Uwe Neuhaus die offensive Marschroute festlegt, ist Fabian Klos der beständigste und treffsicherste Angreifer der 2. Bundesliga.

Ihr glaubt unseren Schlagzeilen nicht?

Dann dies zum Nachlesen: Die Ära Neuhaus beginnt 14. Dezember 2018 mit einem Sieg bei den damals so stabilen Tim-Walter-Schützlingen in Kiel. Was zu diesem Zeitpunkt niemand ahnt, ist heute Fakt: In 25 Spielen gelingen 14 Siege, 49 Punkte, 52 Tore. Und seit Neuhaus die Offensivstrukturen der Arminia festlegt, ist Fabian Klos in der Form seines Lebens: 25 Spiele, 19 Treffer, 13 Torvorbereitungen.

Nach Abschluss der vorigen Spielzeit stand Erstaunliches fest: Arminia spielte die zweitbeste Rückrunde aller Teams. Nur einen Punkt hinter der Aufstiegssensation aus Paderborn. Doch vier Zähler besser als Ligameister 1.FC Köln. Hype und Vorschusslorbeeren für die aktuelle Runde erreichten neue Dimensionen.

Fabian Klos und Norbert Meier bei einem Spiel von Arminia Bielefeld

Norbert Meier (r.) durfte sich bei Arminia über 90 Klos-Tore freuen. ©Imago images/Dünhölter SportPresseFoto

Was dann meist doch nicht realisierbar ist, glückt der Arminia aktuell tatsächlich: Sie ist genauso erfolgreich wie in der vorigen Superrückrunde, erfüllt die aufgekommenen Hoffnungen nahezu komplett und rangiert nur einen Brückenschlag entfernt hinter dem HSV und dem VfB. Ende offen. Es darf geträumt werden auf der Alm.

Die Ära Neuhaus freilich ist nur ein Bruchteil der Arminia-Ära Fabian Klos. In seiner neunten Spielzeit geht er für die Arminia auf Torejagd. Beim jüngsten Sieg in Wiesbaden stand er auf dem Punkt zum 300. Male für die Arminia in einem Pflichtspiel auf dem Rasen und erzielte so ganz nebenbei seine Treffer Nr. 135 und 136.

„ Fabi hat früh klug bewertet, was er an Arminia hat. ”
Norbert Meier

Die 1. Bundesliga hat bisher noch kein Fabian-Klos-Tor registriert. Trotz steter, verlässlicher hoher Torquote in Liga 2 sowie gar Torflutgarantie in Liga 3. Ungewöhnlich. „Diesen Karrieresprung hätte Klos längst haben können“, sagt Norbert Meier. In seinen rund drei Arminia-Jahren hat er miterlebt, wie sich die Bewerber aus der 1.Bundesliga bei Klos die Zähne ausbissen.

„Fabi hat früh klug bewertet, was er an Arminia hat. An seiner Popularität dort, an seinem Status sowie an den Möglichkeiten seiner persönlichen Entwicklung“, führt Meier weiter aus. Und meint wohl auch die lange Zeit nach dem Stürmerleben.

Keine Zweifel an Bundesliga-Qualität

Nun, im Sommer 2020 beginnt für Fabian Klos die zehnte Spielzeit bei der Arminia. Wenn alles so gut weiterläuft, würde Klos passend zum Dienstjubiläum einige neue Premieren in seiner Karriere feiern: Den Aufstieg in die 1. Bundesliga, sein erstes Match, seinen ersten Sieg und sein erstes Tor in unserer Eliteliga. Ganz schön viel Zeit gelassen hat er sich dafür. Fast zu viel Zeit, denn längst 32 Jahre alt wird der Debütant dann sein.

Kommen irgendwo Bedenken auf, ob Klos dann noch das Zeug zum Torjäger in der Bundesliga haben wird? „Nein, bei mir nicht“, entgegnet sein ehemaliger Coach Norbert Meier und meint weiter: „Fabian ist als Persönlichkeit gewachsen und ausgereift. Außerdem körperlich so fit wie nie zuvor. Der schafft die Bundesliga auch noch in den Dreißigern.“

Nun denn, die Leistungskurve des Bielefelder Fußballs zeigt keinerlei beunruhigende Schwankungen. Und das Formbarometer des Fabian Klos erst recht nicht. Wobei: Ende November auf der Alm wird es dann womöglich doch noch einmal so richtig schwer: Tim Kister kommt mit Sandhausen und hat angekündigt, bis dahin eine perfekte Verteidigungsstrategie zu erarbeiten. Gut möglich, dass wir dabei sein Augenzwinkern hätten bemerken sollen…

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