Bochum vs Düsseldorf: „Beide Mannschaften gehören im Moment in die 2. Liga“

Christian Schreier über das Duell seiner Ex-Klubs

Autor: Luis Hagen Veröffentlicht: Montag, 30.11.2020 | 09:00
Christian Schreier (m.) im VfL-Dress.

Drei Jahre Bochum, eines in Düsseldorf: Christian Schreier (m.) ging für beide Klubs auf Torejagd. ©imago images/WEREK

Wer Christian Schreier gut kennt, erlebt ihn eigentlich als eine Person, die mit einer stabilen inneren Ruhe unterwegs ist. Jetzt ist das anders. Der Fußball macht ihn nachdenklich, skeptisch und sorgenvoll. „Der Fußball ist nicht immer noch überall dort Lebensmittelpunkt, wo er es bisher verlässlich gewesen ist“, sagt Schreier. Mit seiner Torjägerquote (106 Treffern in 331 Spielen) gehört er zur Offensiv-Elite in der Geschichte der Fußball-Bundesliga.

Als Angreifer war er für Bayer 04 Leverkusen besonders erfolgreich. Zuvor geriet der VfL Bochum zum Sprungbrett ins große Blickfeld. Und am Ende seiner Karriere war er für Fortuna Düsseldorf aktiv.

VfL vs Fortuna kennt Schreier noch als erstklassiges Duell

„Als ich den damaligen Trainer Hickersberger zufällig am Düsseldorfer Flughafen getroffen habe, hat der mich gefragt: ‚Willst Du uns helfen? Ich brauche einen wie Dich‘.“ Gefragt, getan. Schreier kam, doch Hickersberger wurde ruckzuck ausgewechselt. Es herrschte Abstiegsangst am Niederrhein.

Nun treten Bochum und Fortuna am Montagabend im Topspiel der 2. Bundesliga gegeneinander an. Schreier wird wie immer zuschauen, wenngleich er zugibt: „Fußball immer nur als TV-Event zu erleben, nervt mich total.“ Dennoch wird er wie immer live dabei sein. Vor dem Fernseher.

Als Schreier noch für den VfL Bochum als Torschütze erfolgreich gewesen ist und dabei auch gegen Fortuna Düsseldorf mehrmals mit Treffern auffällig werden konnte, waren beide Klubs stets erstklassig. Auch als er gemeinsam mit Thomas Allofs und Sven Demandt für Fortuna stürmte, dabei auch umgekehrt ins Tor seines Ex-Klubs zielen musste und einen Düsseldorfer 3:0-Sieg feiern konnte, war dies so.

über die Zweitklassigkeit seiner Ex-Klubs
„ Nirgendwo anders gehören sie in diesem Moment hin. ”
Christian Schreier

Dass beide Vereine aktuell vornehmlich mit der 2. Bundesliga verknüpft sind, sieht Schreier als eine nackte Tatsache an. „Daran gibt es überhaupt nichts zu rütteln, weil beide Mannschaften nirgendwo anders hingehören in diesem Moment“, stellt Christian Schreier im Gespräch mit Liga-Zwei.de klar.

Jemand, der wie Christian Schreier als Fußball-Lehrer ohne Wirkungsstätte nicht mehr aufpassen muss, irgendwo ins Fettnäpfchen zu treten, trägt den Klartext gern auf der Zunge.

„Was Fortuna Düsseldorf abliefert, ist mir einfach zu wenig Fußball. Ich frage mich, wie dieser große Klub seinen Ansprüchen mit so wenigen spielerischen Mitteln gerecht werden will. Auch mehr Präsenz und mehr Galligkeit auf den Sieg müsste endlich mal erkennbar sein“, erklärt Schreier seine Bedenken. Und er fügt hinzu: „Klaus Allofs wird das alles nicht entgehen und intern an neuen Perspektiven arbeiten.“

Christian Schreier war als Sportlicher Leiter in Paderborn tätig.

Christian Schreier wirft für Liga-Zwei.de einen kritischen Blick auf seine beiden Ex-Klubs. ©imago images/Dünhölter SportPresseFoto

Das aktuelle Zeugnis für den VfL Bochum fällt bei Schreier detaillierter und insgesamt positiver aus. Vor einer Woche ist dem VfL mit dem Triumph beim großen Favoriten Hamburger SV ein Paukenschlag gelungen, der auch Christian Schreier überrascht hat.

über den Fortschritt in Bochum
„ Thomas Reis hat die Probleme in den Griff bekommen. ”
Christian Schreier

„Eine Woche zuvor haben uns die Fürther mit ihren tollen fußballerischen Mitteln zuhause eine Lehrstunde erteilt. Dass der VfL diesen Rückschlag sogleich so gut kontern konnte, ist der bisherige Saison-Höhepunkt und macht mich als Beobachter neugierig, wie es nun weitergeht“, spricht Schreier die aktuelle Stimmung aus. Rund um das Bochumer Ruhrstadion ist sie nun spürbar.

Schreier hat immer wieder beklagt, dass die Disziplin im Team des VfL besser sein sollte. Dass einige der jungen Spieler mehr mit ihrem lauten Mundwerk als mit ihren Füßen auf sich aufmerksam machen würden. „So allmählich“, sagt Schreier dazu, „ist es Thomas Reis gelungen, die Probleme in den Griff bekommen.“ Robin Dutt habe das leider nie geschafft, meint Schreier.

Auch dass der Trainer inzwischen eine stabile personelle Achse auf das Spielfeld zu bringen vermag, gehört zu den Fortschritten, die Schreier dem seit gut einem Jahr für die sportliche Entwicklung des VfL Bochum verantwortlichen Thomas Reis hoch anrechnet.

Bochumer Ressourcen in der Offensivkraft

„Das fängt bei Manuel Riemann an, geht weiter über Soares und Gamboa, über Tesche und Losilla auf der Doppel-Sechs und hört bei Simon Zoller vorne auf. Das sind schon einmal sechs Spieler, die Woche für Woche verlässlich und somit überdurchschnittlich gut ihren Job machen“, erklärt Schreier mit einem erstaunlichen Optimismus.

Die Offensivkraft des VfL besitzt obendrein Ressourcen, die der VfL noch nicht abgerufen hat, glaubt Schreier weiter. „Irgendwann wird Ganvoula verwunden haben, dass es mit einem Wechsel in den großen Fußball in diesem Sommer nicht geklappt hat. Dann wird er auch wieder Tore erzielen“, sagt Schreier. Und dass auch Danny Blum mit besonderen Qualitäten punkten werde, habe er mit seinem großartigen Treffer gegen Sven Ulreich bewiesen.

So wird der VfL weiter oben mitmischen, denn am Montagabend daheim gegen Fortuna wird es nach Meinung von Christian Schreier so kommen: „Der VfL nimmt den Aufwind mit und siegt 3:1.“ Nun, als Schreier noch in Bochum stürmte, entstand dort die VfL-Legende der Unabsteigbarkeit. Jetzt hat er einen neuen Traum: Dass die Rückkehr ins Fußball-Oberhaus erstmals nach zehn Jahren wieder einmal gelingen möge.

 

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