Greuther Fürth: Interview mit Julian Green

"Die Mannschaft ist intakt"

Autor: Christian Slotta Veröffentlicht: Samstag, 11.11.2017 | 14:14
Julian Green von Greuther Fürth beim Torschuss

Ist von der Wende fest überzeugt: Fürth-Neuzugang Julian Green spricht von einer intakten Mannschaft. ©Imago/Zink

Er hat den Großteil seines Fußballer-Lebens beim FC Bayern München verbracht, erlebte eine unglückliche Ausleihe zum Hamburger SV, stieg mit dem VfB Stuttgart in die Bundesliga auf und erlebt nun Abstiegskampf mit der SpVgg Greuther Fürth. Im exklusiven Liga-Zwei.de Interview spricht der US-Nationalspieler nicht nur über die Probleme in Fürth, sondern auch über seine verschiedenen Karriere-Stationen.  

Herr Green, als Sie zur SpVgg Greuther Fürth gewechselt sind, stand der Verein bei vier Niederlagen nach vier Spielen. Haben Sie auf eine schnelle Kehrtwende gehofft oder war Ihnen klar, dass es hier bis zuletzt gegen den Abstieg gehen würde?
Julian Green: „Man hofft natürlich immer, dass man die Spiele gewinnt und Erfolg hat. Aber das lässt sich nie voraussehen. Momentan stecken wir in einer Situation, in der man nicht viel reden sollte, sondern einfach Leistung auf den Platz bringen muss.“  

Der Kader liest sich auf den ersten Blick gar nicht so schlecht. Wo sehen Sie die Gründe dafür, dass der Verein im Abstiegskampf festhängt?
Green: „Ich denke, wir spielen oftmals gar nicht so schlecht – ob nun mit oder gegen den Ball. Wir kassieren leider zu viele einfache Gegentore. Wir müssen unsere Fehler abstellen, besser spielen und in Bochum die nächsten Punkte holen.“   

Auswärts wurde bislang noch nicht ein Spiel gewonnen. Warum tut sich der Verein auf fremden Plätzen besonders schwer?
Green: „Es ist immer angenehmer, vor den eigenen Fans zu spielen. Aber wir müssen auch auswärts unsere Punkte holen. Damit können wir jetzt in Bochum beginnen. Wir wissen, dass es nicht einfach wird. „ 

Der Aufsteiger Holstein Kiel steht auf Tabellenplatz 2, hoch eingeschätzte Mannschaften wie VfL Bochum, SV Darmstadt 98 oder Bochum stehen dafür in der zweiten Tabellenhälfte. Spielt die 2. Liga verrückt?
Green: „In dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Natürlich hat eine Mannschaft wie Holstein Kiel momentan einen super Lauf und steht gut da. Aber die Saison ist noch lang. Umso wichtiger ist es mit Blick auf uns, dass wir unseren ganzen Fokus auf die anstehenden Aufgaben richten.“  

„ Jeder möchte das Bestmögliche für den Verein. ”
über die Stimmung innerhalb der Mannschaft

Sie haben Abstiegskampf bereits einmal miterlebt, als Sie an den Hamburger SV verliehen waren. Wird in Fürth damit anders umgegangen als in einer Großstadt wie Hamburg?
Green: „Abstiegskampf ist Abstiegskampf. Im Endeffekt ist es egal, wie groß die Stadt ist. Natürlich ist es medial in Fürth ruhiger als zum Beispiel in Hamburg. Aber den Vor- oder Nachteil sollte man nicht überbewerten.

Ob die Medien nun viel über einen berichten oder nicht, ob nun Unruhe herrscht oder nicht: Am Ende kommt es auf das Gleiche hinaus. Man muss auf dem Platz die Ergebnisse bringen.“  

In der Öffentlichkeit wird ein Bild von einer Mannschaft gezeichnet, die keine Einheit ist. Zuletzt soll es einen Kabinenstreit darüber gegeben haben, ob die Mannschaft noch einmal zu den Fans an den Zaun gehen soll oder nicht. Ist die SpVgg Greuther Fürth keine Einheit?
Green: „Glauben Sie mir, die Mannschaft ist intakt und jeder möchte das Bestmögliche für den Verein.“ 

Zur Rückrunde der vergangenen Saison sind Sie zum VfB Stuttgart gewechselt, hatten dort zehn Einsätze und sind in die Bundesliga aufgestiegen. Warum wollten Sie den Weg in die Bundesliga nicht mitgehen und haben sich zu Greuther Fürth verleihen lassen?   
Green: „So wie sich die Dinge in Stuttgart entwickelt haben, war der Wechsel zu Fürth einfach die beste Option. Ich möchte möglichst in jedem Spiel 90 Minuten auf dem Platz stehen. Mir wurde das Gefühl vermittelt, dass das in Stuttgart nicht der Fall sein wird.“  

Als Sie nach Fürth kamen, erfolgte direkt der Trainerwechsel. Wie schwierig ist es für einen Neuankömmling, sich in solchen Zeiten einzuleben?
Green: „Als ich hier ankam, war bereits klar, dass ein neuer Trainer kommen würde. Für mich war das kein Problem. Damir Burić ist ein sehr guter Trainer.“  

„ Ich konnte viel von Ribery und Robben lernen ”
über seine Zeit bei Bayern

Sie haben einen Großteil Ihrer Karriere beim FC Bayern München verbracht. Ist es für einen jungen Spieler ein Fluch oder ein Segen, von so vielen Weltklasse-Spielern umgeben zu sein?
Green: „Das kann man so oder so sehen. Seitdem ich 14 Jahre alt bin, habe ich bei den Bayern gespielt. Dort hatte ich meine ersten Profieinsätze und habe meinen ersten Profivertrag unterschrieben.

Ich habe dem Verein sehr viel zu verdanken. Natürlich haben die regelmäßigen Einsätze gefehlt. Aber was ich dort jeden Tag im Training lernen durfte, war großartig.“  

Von welchen Mitspielern haben Sie besonders profitiert?  
Green: „Ich habe von jedem Einzelnen profitiert. Aber als Außenspieler konnte ich natürlich besonders viel von Franck Ribery und Arjen Robben lernen. Ich habe in jedem Training gesehen, was für Weltklasse-Spieler das sind – ob nun auf oder neben dem Platz.“ 

Waren diese Superstars gegenüber einem jungen Spieler wie Ihnen zugänglich?
Green: „Natürlich habe ich den einen oder anderen Tipp bekommen. Auf dem Platz ging es immer richtig zur Sache.“ 

Julian Green erzielt bei WM 2014 ein Tor für die USA

Großer Moment. Bei der WM 2014 traf Julian Green für die US-Nationalmannschaft. ©Imago/Sven Simon

Ihr erster Schritt aus München heraus führte Sie nach Hamburg. Für die Saison 2014 / 2015 wurden Sie an den Hamburger SV verliehen, kamen dort aber nur auf fünf Bundesligaeinsätze. War das eine verlorene Zeit?
Green: „Rückblickend lief in Hamburg einiges nicht so wie erhofft. Der damalige Trainer Mirko Slomka wollte mich unbedingt zum HSV holen. Deshalb habe ich mich für die Ausleihe entschieden. Als ich eine Woche dort war, wurde Slomka entlassen. Danach lief alles anders als geplant. Heute kann ich aber sagen, dass mich diese Zeit stärker gemacht hat und ich daraus gelernt habe.“ 

Ihnen wurde damals in der Öffentlichkeit vorgeworfen, Sie hätten sich geweigert, für die 2. Mannschaft zu spielen…
Green: „Ich wurde nach Hamburg verliehen, um dort für die 1. Mannschaft zu spielen. Dann kam es anders. Das hat ja jeder mitbekommen. Ich habe dann ein Spiel für die 2. Mannschaft gemacht. Damit war das Thema erledigt.“    

„ Ich habe Jürgen Klinsmann viel zu verdanken ”
über die Nationalmannschaft

Sie haben acht Länderspiele für die USA gemacht, zuletzt im Oktober 2016 unter dem damaligen Trainer Jürgen KlinsmannGab es seitdem noch einmal Kontakte zum us-amerikanischen Verband?
Green: „Mit Bruce Arena, der die Nachfolge von Klinsmann antrat, gab es noch Kontakte. Aber er ist nun zurückgetreten. Ich will natürlich auch zukünftig für die Nationalmannschaft auflaufen. Aber im Moment liegt der Fokus auf der SpVgg Greuther Fürth.“    

Fanden Sie es schade, dass Jürgen Klinsmann als Nationaltrainer abgelöst wurde? Immerhin haben Sie unter ihm Ihr Debüt gegeben und alle acht Länderspiele absolviert.
Green: „Natürlich. Ich habe Jürgen Klinsmann viel zu verdanken. Als Spieler sieht man es nie gerne, wenn ein Trainer entlassen wird, dem man viel zu verdanken hat. Aber so ist das Geschäft. „ 

Fußball erfreute sich in den USA einer steigenden Beliebtheit. Könnte die Begeisterung für „Soccer“ aufgrund der verpassten WM-Qualifikation einen Dämpfer erhalten?
Green: „Nein, das glaube ich nicht. Die WM in Brasilien hat gezeigt, wie viele Menschen sich auch in den USA für Fußball interessieren. Die verpasste WM-Quali ist natürlich ein Rückschlag. Dennoch wird der Fußball in den USA immer stärker. Das wird die nächsten Jahre so bleiben.“  

Vielen Dank für das Interview, Herr Green!

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