David Kinsombi vom SC Paderborn 07 im Interview: „Max Kruse ist ein besonderer Charakter gewesen, aber…“

David Kinsombi vom SC Paderborn 07 spricht im Interview mit Liga-Zwei.de über den Aufstiegskampf in der 2. Bundesliga, das bevorstehende Spiel gegen den FC Schalke 04 sowie über seine Ex-Vereine Hamburger SV und Holstein Kiel

Autor: Oliver Jensen Veröffentlicht: Freitag, 08.03.24 | 11:52

Max Kruse hat gute Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit Max Kruse (IMAGO / Jan Huebner)

David Kinsombi vom SC Paderborn 07 spricht im Interview mit Liga-Zwei.de über den Aufstiegskampf in der 2. Bundesliga, das bevorstehende Spiel gegen den FC Schalke 04 sowie über seine Ex-Vereine Hamburger SV und Holstein Kiel.

Herr Kinsombi, tut es Ihnen noch immer weh, dass Sie am vergangenen Wochenende mit dem 0:0 gegen den 1. FC Magdeburg die Chance verpasst haben, bis auf einen Punkt an den Relegationsplatz heranzurücken?

Im Nachhinein lässt sich das einfach sagen, weil die anderen Mannschaften aus den Top-7 auch nicht gewonnen haben. Aber vermutlich denken die anderen Mannschaften genauso. Es wäre natürlich schön, wenn wir gewonnen hätten. Aber wir haben von Anfang an gesagt, dass wir uns darauf fokussieren wollen, von Woche zu Woche unsere Leistung zu bringen – unabhängig von Tabellenkonstellationen.

Sehen Sie sich selber als chancenreichen Außenseiter im Aufstiegskampf?

Wir sind sehr bodenständig und fahren gut damit, einfach immer besser werden zu wollen. Gerade zu Saisonbeginn hatten wir auch einige Schwierigkeiten, zudem sind wir nicht so gut in das Jahr 2024 gestartet. Aber wir haben uns Schritt für Schritt herausgearbeitet, indem wir mit Kontinuität an unserer Leistung gearbeitet haben. Dadurch haben wir uns in das obere Drittel gespielt. Warum sollten wir diese Herangehensweise ändern?

Ihre Ex-Vereine Holstein Kiel und Hamburger SV gehen als Tabellen-Zweiter und Tabellen-Dritter in den 25. Spieltag. Wie schätzen Sie die beiden Mannschaften ein?

Am Ende des Tages bekommt niemand die Punkte geschenkt. Das sind zwei starke Mannschaften, die über weite Strecken der Saison Punkte eingesammelt haben. Die Hamburger haben in den jüngsten Spielen zwar ein bisschen was auf den Deckel bekommen, es gab den Trainerwechsel und einige nicht gewonnene Spiele. Aber sie stehen nicht ohne Grund dort oben.

Nun steht für Sie am Sonntag das Spiel gegen den FC Schalke 04 bevor, die einerseits eine sehr enttäuschende Saison spielen, am vergangenen Wochenende allerdings den Tabellenführer FC St. Pauli besiegten. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Schalke ist eine starke Mannschaft, weil sie sehr viele gute Einzelspieler haben. Natürlich haben sie einen unglücklichen Saisonverlauf hinter sich. Aber der Sieg gegen St. Pauli könnte einige Kräfte freisetzen. Es wird ein sehr schwieriges Spiel in einer hitzigen Atmosphäre. Aber wir wissen, dass wir das Spiel vor heimischer Kulisse gewonnen haben.

Der SC Paderborn 07 nahm unter Trainer Lukas Kwasniok, auch schon vor Ihrer Zeit, eine sehr stabile Entwicklung. Was zeichnet ihn aus?

Er hat eine klare Idee davon, wie wir spielen sollen und wie er uns Spieler darin integrieren kann. Aber dabei vergisst er nie das große Ganze und ist sehr anpassungsfähig. Es gibt nicht nur diesen einen Plan, der immer durchgezogen wird. Er achtet sehr darauf, in welcher Verfassung sich die Jungs befinden, was gerade gut funktioniert und was nicht.

Der Verein gelangte zu Beginn der Saison durch die Verpflichtung von Max Kruse in den Fokus der Öffentlichkeit. Warum hat es mit dem früheren deutschen Nationalspieler nicht gepasst?

Das müssten sie eher Max fragen. Ich persönlich habe ihn als einen sehr angenehmen Mitspieler empfunden – ich denke, das war bei jedem im Verein so. Es war sehr interessant, weil er auch sehr viel Erfahrung mitbrachte. Er spielte bereits in ganz anderen Sphären als die meisten in unserem Kader. Max ist ein besonderer Charakter, aber er ist auch immer ein Teamplayer gewesen. Warum sich der Verein und Spieler dann getrennt haben, kann ich nicht beurteilen. Aber ich habe nie eine negative Erfahrung mit ihm gemacht und auch nichts Schlechtes über ihn gehört.

In der vergangenen Saison spielten Sie beim SV Sandhausen noch mit Ihrem Bruder Christian zusammen, der nun bei Hansa Rostock spielt. Hätten Sie gerne weiterhin zusammengespielt?

Ja, es war natürlich eine tolle Erfahrung. Früher haben wir als Kinder davon geträumt, wie toll es wäre, wenn einer von uns Profifußballer wird. Dann haben wir es beide geschafft und auch noch im gleichen Verein gespielt. Das war für uns beide und unsere ganze Familie etwas Besonderes. Aber wir wussten natürlich, dass das vermutlich nicht immer so bleiben wird.

Wie haben Sie es beide geschafft, im Profifußball zu landen?

Es ist schwer, ein Erfolgsgeheimnis auf ein paar Sätze zu reduzieren. Aber was ich an meinem Bruder immer bewundert habe, war die Liebe zum Spiel. Du kannst ihn jederzeit wecken, er will immer Fußball spielen – egal, wie warm oder wie kalt es ist. Natürlich braucht man ein gewisses Können. Aber ein großes Thema ist auch die Lust am Fußball. Es gibt so viele Spieler, die irgendwann in der Jugend mit dem Fußball aufhören, weil andere Dinge interessanter sind. Das kann verschiedenste Gründe haben. Das Wichtigste ist daher die Liebe zum Sport.

Sprechen wir noch einmal über Ihre Vergangenheit: Sie wechselten im Jahre 2019 von Holstein Kiel zum Hamburger SV. Die Ablöse von rund 3 Millionen Euro ist für Zweitliga-Verhältnisse sehr hoch gewesen. War das ein zusätzlicher Druck?

Für mich persönlich absolut nicht. Das sind Einigungen, die die Vereine miteinander treffen. Ich habe mich damals sehr auf die Aufgabe beim HSV gefreut. Ich hatte sehr gute Gespräche mit den Verantwortlichen geführt. Mir wurde ein guter Plan für die nächsten Jahre aufgezeigt. Aber als ich dann im Sommer 2019 nach Hamburg kam, waren die Verantwortlichen (Sportdirektor Ralf Becker, Trainer Hannes Wolf, Anm.d.Red), mit denen ich die Gespräche geführt hatte, gar nicht mehr da. Aber so ist das eben im Fußball. Da ich mich schon früh für einen Wechsel nach Hamburg entschieden hatte, war mir bewusst, dass dies passieren kann.

Etwa ein halbes Jahr vor dem Wechsel zogen Sie sich einen Schienbeinbruch zu. War das ein denkbar schlechter Beginn?

Das war generell ein ungünstiger Zeitpunkt. Ich hätte mir bei Holstein Kiel einen besseren Abschied gewünscht. Wir hatten die Ambition, vielleicht doch noch oben anzugreifen. Für meinen Einstieg beim HSV ist es auch nicht hilfreich gewesen. Ich sollte eine wichtige Rolle einnehmen, alle Augen waren daher auf mich gerichtet. Es ist nicht einfach, wenn man aus einer längeren Verletzung kommt. Aber auch das gehört zum Fußball.

Wie blicken Sie insgesamt auf die drei Jahre in Hamburg zurück?

Ich hatte eine sehr schöne Zeit in Hamburg und fühlte mich in der Mannschaft und im Verein sehr wohl. Natürlich wäre es noch schöner gewesen, wenn wir den Aufstieg geschafft hätten.

Der HSV hat insgesamt fünfmal den Aufstieg in die Bundesliga knapp verpasst. Dreimal haben Sie das miterlebt. Warum gelingt es dem Verein einfach nicht, aufzusteigen?

Das ist schwer zu sagen, weil die Konstellationen in meinen drei Jahren sehr unterschiedlich gewesen sind. In der ersten Saison spielten wir eine gute Hinrunde, aber dann kam in der Rückrunde der Corona-Break. Dadurch fiel für uns die Heim-Kulisse weg, die ansonsten ein sehr positiver Faktor für den HSV gewesen ist. Zudem haben wir in sehr vielen Spielen späte Gegentreffer bekommen. Dadurch haben wir viele Punkte abgegeben. In der zweiten Saison waren wir besser besetzt als die Aufsteiger Bochum und Greuther Fürth. Aber diese beiden Mannschaften haben einfach konstanter gepunktet. Und in meiner dritten Saison gab es mit Schalke und Werder Bremen zwei sehr starke Konkurrenten. Am Ende haben wir die Relegation erreicht, aber die Hertha war in den zwei Spielen einen Tick besser als wir.