Chapeau, Martin Männel

Die besondere Leistung des 4. Spieltags

Autor: Luis Hagen Veröffentlicht: Dienstag, 20.10.2020 | 09:00
Martin Männel gegen Heidenheim

Nimmermüde, auch im 400. Pflichtspiel für Erzgebirge Aue: Martin Männel (l.). ©Imago images/Eibner

Martin Männel ist FC Erzgebirge Aue. FC Erzgebirge ist Martin Männel. Der aktuelle Beweis: Die Topleistung des Torwarts beim Sieg gegen Heidenheim. Am Tag seines großen Jubiläums.

Eine Zusammenarbeit zwischen einem Fußball-Verein und einem Profikicker im Jahre 2020 noch so einfach und vollkommen, so präzise und vielfältig zugleich auf den Punkt bringen zu können und dabei auf keinerlei Widerspruch zu treffen, erscheint wie eine Kostbarkeit des Lebens.

Mit dieser besonderen Art eines Arbeitsverhältnisses, das weitaus mehr ist als das, können wohl allenfalls noch der FC Bayern und Thomas Müller aufwarten. Zwar findet dieses Bündnis mit all seiner Ganzheitlichkeit in einer anderen Fußball-Welt statt, doch die Hintergründe sind nahezu identisch.

Martin Männel hat sich in den zwölf Jahren und mit diesen 400 Spielen verdient gemacht um den „Kumpel-Verein“, wie kein anderer Spieler dort. Denn Männel war immer da, ist immer vorangegangen und hat die Kollegen wie mit einem Magnet gesteuert mitgezogen. In guten wie in schlechten Zeiten.

Pavel Dotchev erklärt, warum er 2015 zunächst keine Mannschaft hatte
„ Nur Martin Männel war bereit für die 3. Liga. ”

Als die Mannschaft 2015 aus der 2. Bundesliga abgestiegen war, gab es zwar mit Pavel Dotchev einen neuen Trainer. Doch es existierte wochenlang keine neue Mannschaft. „Alle Spieler hatten damals nur einen Vertrag in Aue für die 2. Bundesliga – mit einer einzigen Ausnahme: Martin Männel. Nur er war bereit für die 3. Liga“, berichtet Dotchev im aktuellen Gespräch mit Liga-Zwei.de inzwischen durchaus amüsiert.

Damals freilich war es eine Zeitlang alles andere als vergnüglich, im Erzgebirge auf die Fußball-Zukunft dort unten im Lößnitztal zu blicken. Und hätte nicht auch Männel so manchen seiner Kollegen überzeugen können im Erzgebirge zu bleiben, hätten sie womöglich nicht auf Anhieb wieder die fußballerische Qualität herstellen können, um im Jahr darauf auf Anhieb gleich wieder in die 2. Bundesliga zurückkehren zu können.

Symbiose zwischen Spieler und Verein

Diese Loyalität und diesen Einsatz hat im Erzgebirge Martin Männel niemand vergessen. Und so haben ihm die Menschen, die den Verein lieben und die Macher, die für alles geradestehen, ihre Dankbarkeit auch spüren lassen all die Jahre.

In dieser „Symbiose“, wie Männel sein Leben mit dem Verein in einem Gespräch mit „Sport im Osten“ des MDR einmal bezeichnet hat, konnte Männel zu einer Persönlichkeit reifen. Als Mensch. Als Sportler. Als Familienvater. Als Anlaufstelle, wenn Teamkollegen Probleme haben.

Und obendrein als Gesicht eines Profiklubs, der für nichts Anderes stehen kann und zu stehen bereit ist, als für das was er ist: Ein Produkt harter Arbeit, dauerhafter Präsenz und großer Verlässlichkeit.

Pavel Dotchev über fehlende 5 Zentimeter Körperlänge
„ Entweder man kann’s oder man kann’s nicht. ”

Dasselbe gilt für Martin Männel. Auf den ersten Blick ist ihm nicht einmal sonderlich viel Auffälliges in die Fußballwiege gelegt worden. Aus dem torwartspezifischen Blickwinkel heraus betrachtet, war für ihn die Vorstellungskraft keineswegs zwangsläufig aufzubringen, eines Tages mit 32 Jahren auf 400 Spiele und zwölf Jahre Profifußball in Aue stolz sein zu können.

Pavel Dotchev und Martin Männel

Hatte volles Vertrauen in Martin Männel: Ex-Aue-Coach Pavel Dotchev. ©Imago images/Zink

Doch dass ihm womöglich einige Zentimeter Körperlänge fehlen, um in die Riege der Besten des Landes auch sichtbar aufrücken zu können, hat einen Trainer, der nach Aue kam und mit Männel gearbeitet hat, niemals gestört. „Entweder man kann’s oder man kann’s nicht. Was machen da schon vier oder fünf Zentimeter aus“, entgegnet Pavel Dotchev süffisant und stellt bei dieser Gelegenheit klar: „Männel war immer meine Nr.1. Nicht allein, weil er Torwart ist. Vor allem auch, weil er das Musterbeispiel eines idealen Kapitäns verkörperte. Auf dem Spielfeld und in der Kabine.“

Männels langjähriger Torwartkollege René Renno hat für Männels Reifeprozess vom Fliegertalent bei Energie Cottbus zum Urgestein in der 2. Bundesliga eine Erklärung, die einleuchtend erscheint.

Torwart-Kollege René Renno beschreibt Männels Weg zur jetzigen Klasse
„ Über viele, viele Spiele zu einer stabilen Leistungs-Kontinuität. ”

„Männel steht für eine schier unendlich stabile Leistungs-Kontinuität. Er war immer am Start, niemals Reservist, somit immer gestählt in harter Matchpraxis, nie schwerwiegend verletzt und so wurde er mit den vielen, vielen Einsätzen besser, besser und immer besser. Beim Spiel mit den Füßen, bei hohen Flanken vor das Tor dank Auge und Sprungkraft und beim Dirigieren seines Abwehrverbunds. Ich glaube nicht, dass Martin einen Schwachpunkt hat“, berichtet Renno.

Er muss genau wissen, worüber er hier zu schwärmen bereit ist. In seiner eigenen Karriere, wie bei Hertha BSC, beim VfL Bochum und auch in Cottbus, war er einige Zeit nur Stellvertreter der Nr.1 und so kam er erst spät in den Genuss der vollen Anerkennung.

Am 1. Juli 2008 war Martin Männel angekommen bei den Veilchen im Erzgebirge. Als Mitglied einer Viererbande von Energie Cottbus. Dort war er ausgebildet worden von Ronny Zeiß. Der gilt in der Riege der Torwarttrainer als Kapazität. Nach einigen Jahren bei RB Leipzig ist er nun zuständig für die Keeper des Ligakonkurrenten Jahn Regensburg.

Von den vier Cottbussern von damals sind drei immer noch da: Jan Hochscheidt, Marc Hensel und er. Allein Arne Feick zog es bald weiter und spielt heute für die Würzburger Kickers. Hensel ist Grundschul-Lehrer von Beruf und halbtags im Trainerstab von Dirk Schuster beschäftigt. Dass auch Hochscheidt einmal in den Klub eingebaut werden soll und somit auch er sesshaft bleibt im Erzgebirge, gilt als ausgemacht.

Und so wird auch Martin Männel also bleiben in der Heimat seines Vaters. Und so gilt also weiterhin als Gruß in den Tag ein kräftiges „Glückauf“.

Für Männel und seine Freunde beim FC Erzgebirge Aue.

 

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