Der Alpenbomber spricht – Interview mit Uwe Wegmann

Ex-Stürmer über das Duell seiner Ex-Klubs Lautern und Bochum

Autor: Christian Slotta Veröffentlicht: Mittwoch, 19.10.2016 | 10:54
Uwe Wegmann im Trikot des VfL Bochum.

Uwe Wegmann spielte fast ein Jahrzehnt in Bochum, war danach aber auch für den FCK aktiv. ©Imago

Herr Wegmann, erinnern Sie sich noch an den 28. Juli 1993?
Uwe Wegmann: „(lacht) Das ist doch ein bisschen zu lange her…“

An dem Tag haben Sie das erste Tor in der Zweitliga-Geschichte des VfL Bochum erzielt.
Wegmann: „Ah ok, in Meppen, Endstand 1:0 für uns. Das war ein abgefälschter Weitschuss aus 20 Metern.“

„ Schwer, an die Top-Teams heran zu kommen. ”
über die Situation beim VfL Bochum

Genau. Damals war der Abstieg des VfL Bochum noch ein Betriebsunfall, der direkt wieder korrigiert wurde. In den Jahren darauf hat sich der Verein zu einer Fahrstuhlmannschaft entwickelt. Heute müsste man aber schon froh sein, wenn der VfL wieder ein solcher Fahrstuhlklub wäre, oder?
Wegmann: „Klar, heute ist es so, dass sich Bochum in der 2. Liga festgefahren hat. Allerdings ist es jetzt auch nicht mehr so einfach, in die 1. Bundesliga aufzusteigen. Meistens schaffen die, die von oben herunter kommen, ziemlich schnell wieder den Aufstieg. Es ist einfach schwer für den VfL, an die Top-Teams heran zu kommen. In dieser Saison haben sie eigentlich auch wieder einen recht guten Start erwischt, aber man braucht eben über die ganze Saison hinweg einen guten Lauf.“

Sie waren in Ihrer Karriere selbst ein erfolgreicher Torjäger, und auch der VfL hatte in den vergangenen Jahren fast immer einen echten Knipser in den eigenen Reihen. Hätte Bochum nach dem Abgang von Simon Terodde da nicht noch einen adäquaten Ersatz holen müssen?
Wegmann: „Das kann ich aus der Ferne nicht beurteilen. Meistens scheitert es eben an den finanziellen Mitteln, starke Torjäger zu holen. Grundsätzlich halte ich aber den Weg, auf die Jugend zu setzen, für nicht verkehrt. Aber auch wenn da wieder ein Knipser dabei ist, dann ist der wahrscheinlich schnell wieder weg. So war es ja schon häufig in Bochum.“

Insgesamt haben Sie fast zehn Jahre für den VfL gespielt, dann allerdings später mit dem 1. FC Kaiserslautern Ihren größten Erfolg gefeiert – den Pokalsieg 1996. An welchem Verein hängt Ihr Herz eigentlich am meisten?
Wegmann: „Dadurch, dass ich so lange in Bochum gespielt und gewohnt habe, fiebere ich schon ein wenig mehr mit dem VfL mit. Aber in Kaiserslautern hatte ich auch eine schöne Zeit, deswegen verfolge ich die Geschehnisse dort natürlich auch.“

„ Ich hoffe, dass Kaiserslautern wieder zu einer gewissen Kontinuität findet. ”
über den FCK

Beim FCK ist Ihr ehemaliger Mitspieler Uwe Stöver aus Bochumer Zeiten seit dieser Saison Sportchef. Auch Sie kennen das Umfeld am Betzenberg aus eigenen Erfahrungen. Kann Stöver mit seiner besonnenen Art dort Ruhe hereinbringen?
Wegmann: „Ich hoffe, dass ihm das gelingt und dass Lautern wieder zu einer gewissen Kontinuität findet. Zu wünschen wäre es Uwe und dem Verein auf jeden Fall. Natürlich hoffe ich auch, dass der FCK irgendwann wieder nach oben kommt. Aber dort ist es ähnlich wie in Bochum: Der Verein hängt jetzt auch schon länger in der 2. Liga fest. Außerdem sieht es momentan ja eher so aus, dass sie erst einmal dafür sorgen müssen, die Klasse zu halten.“

Kommen wir noch mal kurz zu Ihnen persönlich. Wer hat Ihnen eigentlich damals den Spitznamen „Alpenbomber“ verpasst?
Wegmann: „Ich bin damals als ganz junger Kerl aus dem Allgäu nach Bochum gekommen. Bei meinem ersten Bundesliga-Einsatz gegen Fortuna Düsseldorf bin ich für Klaus Fischer eingewechselt worden. Ich habe dann nach drei, vier Minuten direkt mein erstes Tor erzielt. Und am nächsten Tag war in der BILD-Zeitung vom ‚Alpenbomber‘ zu lesen. Das bin ich dann nie wieder los geworden, wobei: So schlecht ist der Spitzname ja jetzt auch nicht. (lacht)“

„ Keine Ambitionen, als Trainer in den Profi-Bereich zu gehen. ”
über seine Trainer-Karriere

Nach Ihrer Karriere sind Sie ins Trainer-Geschäft eingestiegen, trainierten seitdem aber eher niederklassigere Teams. Gab oder gibt es keine Ambitionen, es mal in einer höheren Liga zu versuchen?
Wegmann: „Nein, das hat sich alles so ergeben. Meine erste Trainerstation war beim FC Vaduz, der mittlerweile in der Schweizer Super League spielt. Jetzt bin ich in der höchsten Amateuerliga der Schweiz tätig, beim SC Brühl St. Gallen. Für mich war das Amateur-Niveau immer okay, deshalb hatte ich nie richtige Ambitionen, in den Profi-Bereich zu gehen.“

Abschließende Frage: Wie lautet Ihr Tipp für das Spiel zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem VfL Bochum am Montagabend?
Wegmann: „Zu meiner Zeit haben wir schon von vornherein gewusst, dass es ein sehr schweres Spiel wird, wenn wir mit Bochum auf dem Betzenberg antreten mussten. Dieser Mythos von früher ist ein wenig verloren gegangen, trotzdem steht die ganze Pfalz nach wie vor hinter dem FCK. Ich tippe am Montag auf ein 1:1.“