Aus der Patsche: „Titz out“ höre ich lieber auf der Reeperbahn

Meine Meinung zum Trainer-Wechsel in Hamburg

Autor: Christian Slotta Veröffentlicht: Freitag, 26.10.18 | 08:42
Nico Patschinski bei Marcus Lanz.

Klare Haltung zum aktuellen Profigeschäft: Der Ex-Profikicker Nico Patschinski. ©Imago/Future Image

Hallo Fußballfreunde,

zu mir steigen ja immer viele in den Bus und fragen: „Patsche, was sagstn du zum HSV?“ Ich sag: Ja, da ist halt wieder Chaos. Stehen zwei Punkte hinter dem Tabellenführer und entlassen den Trainer. Eigentlich eine typische Aktion für den HSV. Da kann man davon reden, dass den Bossen schon wieder die Nerven flattern.

Konstanz ist für den HSV ein Fremdwort. Das passt so wenig zusammen wie Patschinski und reich werden. Das ist ja auch das, was die Fans seit Jahren bemängeln. Da kannst du die Stadion-Uhr im Volksparkstadion danach stellen, wann der HSV den Trainer wechselt. Die geben ja sogar mehr Geld im Monat für Ex-Trainer aus, als ich für Ex-Frauen.

„ Titz out höre ich auch auf der Reeperbahn öfter... ”
über die Entlassung von Christian Titz

Dabei sah mit Christian Titz doch alles nach einer Erfolgsgeschichte aus. Sie haben aus der Not eine Tugend gemacht und mit Titz ja auch relativ viele Spiele gewonnen. Jetzt heißt es ‚Titz out‘, das höre ich auch auf der Reeperbahn öfter… . Für die Fans ist die Entlassung einfach bitter.

Klar hast du Druck, du musst aufsteigen, aber Köln ist keine zehn Punkte weg. Der Herr Becker und der Hoffmann erzählen ja immer, man hätte mehr Punkte holen müssen. Nur Köln entlässt ja auch nicht den Trainer, weil sie mal gegen Paderborn verlieren. Ein bisschen sehr seltsam also.

Das schlimmste an der ganzen Sache finde ich aber: Dass man nicht mehr seine eigene Meinung sagen darf. Der Arp postet da was auf Instagram und jeder im Verein sagt: Das geht gar nicht, wie kann er sowas sagen. Ich sag mal so: Der Junge ist keine zwölf mehr, der wird ja eine eigene Meinung haben.

„ Finde es gut, dass mal jemand den Mund aufmacht.  ”
über Fiete Arp

Ich finde es gut, dass mal jemand den Mund aufmacht und sagt, es ist völlig unnötig, wie ihr das gemacht habt. Für die Spieler ist die Entlassung von so einem beliebten Trainer immer eine blöde Sache, da muss der Ärger eben raus. Relativ schnell geht man dann aber auch wieder zum Tagesgeschäft über.

Jetzt soll ja der Lasogga anscheinend wieder stürmen. Er macht seine Tore schon, aber wenn man’s genau nimmt, hat er ja nur in zwei von neun Zweitliga-Partien getroffen. Zwar fünfmal, aber er ist kein Terodde. Das Preis-Leistungsverhältnis ist nicht ganz so gerechtfertigt, wie bei anderen Stürmern.

Wenn vorne von links und rechts die Flanken kommen, ist er mit seinem bulligen Auftreten klar eine Waffe. Aber der HSV ist nicht der Verein, der momentan diese Flanken bringt. Ein Ito oder Narey ist halt kein Manni Kaltz.

„ Einen Dino verlässt man nicht.  ”
über die HSV-Fans

Das beste am HSV sind momentan die Fans. Alessandro Del Piero sagte es bei Juve damals: Eine alte Dame verlässt man nicht. So sehe ich es beim HSV auch. Einen Dino verlässt man nicht. Die Fans sind dem Verein schon seit Jahrzehnten treu, einmal HSV immer HSV. Das kann ich jetzt nicht nachvollziehen, weil ich aus gewissen Gründen nie ein großer Fan des Vereins war. Aber diese Treue ist schon toll.

Da kommen auch um 13 Uhr 50.000 zu den Spielen, obwohl das Bier noch nicht schmeckt. Das ist cool, auch für die anderen Zweitliga-Spieler. Grund dafür ist aber auch eben Titz und was er mit der Mannschaft aufgebaut hat. Deswegen ist es schade, dass er das alles jetzt verlassen muss.

„ Ein Monster, das sie erstmal bezwingen müssen.  ”
über den 1. FC Magdeburg

Jetzt hat der HSV mit dem 1. FC Magdeburg am Freitagabend ein Monster vor sich, das sie erstmal bezwingen müssen. Ganz ehrlich: Ich glaube nicht, dass der HSV da gewinnt. Magdeburg zuhause, das ist eklig. Mit den 20.000 Fans im Rücken machen die immer richtig Feuer.

Es gibt also deutlich leichtere Aufgaben für einen Start. Hannes Wolf ist wieder einer von den klassischen jungen, dynamischen Trainern, die wir jetzt wie Sand am Meer haben. Ohne Vorurteile: Vielleicht macht er beim HSV alles richtig. Wenn er scheiße baut, bringen alle den Klassiker-Spruch: Es ist ja nicht seine Mannschaft.

Der Ralf Becker hat ihn geholt und muss sich auch daran messen lassen. Wolf muss sich aber auch bewusst sein, dass er beim HSV auf einem Schleudersitz Platz nimmt und sollte schneller sein als sein Schatten, um die Mannschaft auf Touren zu bringen.

Was sagt Ihr zum Trainer-Wechsel beim HSV? Diskutiert auf der Liga-Zwei.de-Facebook-Seite mit.

Bis demnächst,

Euer Patsche

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