Chapeau, Uwe Koschinat

Die besondere Leistung des 4. Spieltags

Autor: Luis Hagen Veröffentlicht: Dienstag, 27.08.2019 | 09:00
Uwe Koschinat vom SV Sandhausen

Daumen hoch: Uwe Koschinat verpasst dem SV Sandhausen ein neues Gesicht. ©Imago images/Nordphoto

Uwe Koschinat zeigt sich ungewöhnlich aufgeräumt. Ein rundum glücklicher Trainer ist er aktuell, gesteht er gern. Verdienter Sieg in Heidenheim, souveräner Erfolg gegen den „Club“ und ein Punktsieg-Remis in Kiel – macht drei Spiele mit sieben Punkten gegen drei Schmuckstücke der Liga. „Gegen die“, sagt Sandhausens Trainer im Gespräch mit Liga-Zwei.de, „wohl niemand mit einer solchen Ausbeute rechnen konnte.“

Außer er selbst vielleicht. Denn Uwe Koschinat hat nun auch wieder ein Team ganz nach seiner Fasson. Deshalb macht Sandhausen nicht allein dort weiter, wo das Team in der vorigen Spielzeit aufgehört und so den lange Zeit extrem gefährdeten Erhalt der 2. Bundesliga realisiert hat.

Feinkost statt Discounter

Sondern jetzt ist da noch viel mehr von jenem Fußball, den Koschinat bewusst erarbeiten wollte: „Wir haben noch einiges draufgepackt: Mutig sein, Ballbesitz erhalten, Dominanz entwickeln, variabel sein“, erklärt Koschinat den Koschinat-Style und platziert sein Fußballprodukt plötzlich völlig neu: Heraus aus den hinteren Regalen des Discounterfußballs, hinein ins Schaufenster der Feinkostabteilung der 2. Bundesliga.

Sogar das 0:1 gegen Osnabrück bewertet Koschinat im Nachgang positiv, weil es „bei einer Überlegenheit von 100 Prozent der Spielzeit lediglich brutal verrutscht ist.“ Das Sandhausen der Neuzeit ist „genau ausbalanciert und hat eine konzentrierte, autoritäre Spielstruktur“, findet Koschinat weiter. Muss wohl stimmen, denn Heidenheims Frank Schmidt wirkte regelrecht geschafft nach der zweiten Niederlage gegen seinen Fußball-Lehrer-Kollegen innerhalb kurzer Zeit.

„ Eine konzentrierte, autoritäre Spielstruktur. ”
Uwe Koschinat

In der Journalistenrunde bemerkte er: „Es ist uns nie gelungen Druck aufzubauen. Nach Sandhausens zweitem Treffer waren wir raus.“ Ja, Siege wie diese machen Koschinat Spaß. Am drittletzten Spieltag der vorigen Spielzeit „haben wir Heidenheim die letzten Aufstiegschancen vermasselt“, erinnert er sich mit unüberhörbarer Süffisanz.

Und fast scheint es, der bisher in Stein gemeißelte Underdog-Status des SV Sandhausen ist Fußballgeschichte.

Zur Not auch Basketball

Koschinat ist kein Trainer mit Hochglanz-Design, an dem alles aalglatt abprallen kann. Koschinat zeigt, wie sein Herz hüpft, gibt Vollgas an der Rampe des Spielfeldes. Er schwitzt auch dabei, ärgert sich, sieht und ahndet alles, was ihm missfällt. Konsequent. Immer, überall und bei jedem.

Bei Islands Nationalstürmer Gislason, einer von ganz ganz wenigen Sandhausener Profis, die bisher hoffen durften unverzichtbar zu sein, kennt Koschinat nach einem Trainingsvorfall keinen Kompromiss und zeigt Gislason für das Match in Heidenheim die rote Karte. DFB-Sportrichter überflüssig. Die Botschaft an alle: Wer quertreibt und so den Teamverbund gefährdet, ist raus. Auch dafür, Chapeau!

Koschinat hat alles im Griff, steht für Verlässlichkeit und Bodenständigkeit. Seine Heimat ist das Rheinland und bleibt das Rheinland: Geboren und aufgewachsen in Koblenz, der enge Familienverbund, mit Sohnemann und Tochter, lebt in Köln. Ein buntes Leben. Als seine bessere Hälfte noch Basketball spielte und nichts zusammenlief im Team, hat Uwe Koschinat auch das Problem, also Training und Coaching, übernommen.

Derbysieg zum Geburtstag?

Zehn Jahre hat er zunächst als Bankkaufmann gearbeitet und ebenso lange ist er nun schon Fußballtrainer als Fulltimer: Beim TuS Koblenz Assistent von Rapolder und Sander, über sieben Jahre Trainer und Sportchef in Personalunion bei Fortuna Köln, nun zehn Monate Sandhausen und somit erstmals im Vorzimmer zur 1. Bundesliga. Wer ihn bei seiner Arbeit erlebt, zweifelt nicht am nächsten Schritt.

Am kommenden Sonntag wird Sandhausens Trainer 48 Jahre alt und das Geburtstagsgeschenk möchte ihm seine Mannschaft schon am Freitagabend servieren: Einem weiteren Sieg gegen Darmstadt. Unterschiedlichen Bundesländern zum Trotz ist es für Uwe Koschinat „das nächste Derby“. Derbys pushen eben – und diese Stimmung ist nun einmal so ganz nach seinem Geschmack.

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