1. FC Kaiserslautern Teamcheck

Analyse & Prognose zur neuen Saison

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Mittwoch, 19.07.23 | 14:27
© picture alliance / Guido Kirchner | Kirchner/Marco Steinbrenner

Trainer und Torjäger: Dirk Schuster mit Angreifer Terrence Boyd. © picture alliance / Guido Kirchner | Kirchner/Marco Steinbrenner

Nach vier langen Jahren in der Drittklassigkeit, in denen zeitweilig sogar der Sturz in die Regionalliga befürchtet werden musste, ist der 1. FC Kaiserslautern im Sommer 2022 zumindest in die 2. Bundesliga zurückgekehrt und hat vor allem dank einer starken Hinrunde den Klassenerhalt als Tabellenneunter ungefährdet geschafft. Eine mit nur 16 Punkten aus 17 Spielen schwache Rückserie allerdings dient nun vor dem zweiten Zweitliga-Jahr in Folge ein Stück weit als Warnung.

Wir haben uns eingehend mit dem FCK beschäftigt und wagen am Ende unseres Teamchecks auch eine Prognose für die neue Spielzeit.

Kommen & Gehen

Verglichen mit anderen Vereinen hat sich beim 1. FC Kaiserslautern auf dem sommerlichen Transfermarkt (bislang) relativ wenig getan. Aus dem Kreis der Stammspieler verabschiedeten sich lediglich die beiden Leihgaben Robin Bormuth (Karlsruher SC, war vom SC Paderborn) ausgeliehen und Nicolai Rapp (Werder Bremen), deren Weiterverpflichtung aber auch nicht konkret angestrebt wurde. Darüber hinaus verließen mit Dominik Schad (Preußen Münster), Jonas Weyand (Hessen Kassel), Angelos Stavridis (FC 08 Homburg), Muhammed Kiprit und Nicolas de Préville (beide noch ohne neuen Verein) fünf Akteure den Verein, die allesamt keine große Rolle spielten – wobei der FCK den im Winter gekommenen de Préville, der seine Qualitäten zumindest aufblitzen ließ, grundsätzlich gerne gehalten hätte.

Neu im Kader sind die Leih-Rückkehrer Neal Gibs (FC Astoria Walldorf) und Hikmet Ciftci (Göztepe Izmir), deren Perspektiven sich aber in engen Grenzen halten. Dagegen befeuern Innenverteidiger Jan Elvedi (SSV Jahn Regensburg), Linksverteidiger Tymoteusz Puchacz (1. FC Union Berlin, ausgeliehen), Mittelfeldmann Tobias Raschl (Greuther Fürth) und Angreifer Richmond Tachie (SC Paderborn) den Konkurrenzkampf, bei jeweils vorhandenem Potential zur Stammkraft.

Darüber hinaus sucht der FCK noch nach weiteren Verstärkungen. Unter anderem stehen noch ein Innenverteidiger und eine Alternative zu Mittelstürmer Terrence Boyd auf der Einkaufsliste.

So lief die Vorbereitung

Der 1. FC Kaiserslautern hat sich weniger aus sportlichen, denn aus marketingtechnischen Gründen für eine ungewöhnliche Vorbereitung entschieden. Bereits am zweiten Tag nach Ende des Sommerurlaubs brachen die Roten Teufel für zehn Tage in die USA auf, wo im Rahmen eines Trainingslagers auch Testspiele gegen Louisville City (2:1) und Minnesota United (1:2) bestritten wurden.

Zurück in der Heimat gewann der FCK das traditionelle Fanspiel in Herxheim gegen eine Regionalauswahl mit 14:1 und trennte sich am vergangenen Wochenende von Norwich City mit einem torlosen Unentschieden. Abgeschlossen wird die Vorbereitung am Samstag mit einem finalen Test beim FC 08 Homburg.

Stärken & Schwächen

Unter den ersten Zwölf in der Abschlusstabelle der vergangenen Saison unterbot kein Verein die 47 Treffer des 1. FC Kaiserslautern, der vor allem in der Rückrunde (18 Tore in 17 Spielen) große Probleme im Offensivspiel aufwies. Auch deshalb, weil zu vieles von Torjäger Boyd abhing, der zwar mit 13 Treffern eine ordentliche Quote aufwies, aber zu oft nicht die erforderliche Entlastung hatte. Anteil am stockenden Offensivspiel hatte aber ebenso, dass es Trainer Schuster bisher nicht gelungen ist, die Kreativkräfte Philipp Klement und Marlon Ritter optimal einzubauen.

Dass auf der anderen Seite nur die ersten Sechs der Tabelle weniger Gegentore zugelassen haben als die Roten Teufel (48) spricht unterdessen für eine funktionierende Defensivstrategie, die auch 2023/24 wieder die Basis sein wird. Auch künftig wird Trainer Schuster keine Nachlässigkeiten im Spiel gegen den Ball dulden, sondern stets 100 Prozent Einsatz und Konzentration einfordern. Stimmen diese Grundtugenden, kann sich der FCK nicht nur auf dem heimischen Betzenberg auf die Unterstützung seiner vielen Fans verlassen, deren jahrelang erkaltet scheinende Liebe zum Verein spürbar wieder entflammt wurde.

© IMAGO / Thomas Frey

Seit Mai 2022 beim FCK: Dirk Schuster. © IMAGO / Thomas Frey

Der Trainer

Es war fraglos ein großes Risiko, dass Lautern Geschäftsführer Thomas Hengen damit einging, nach Saisonschluss 2021/22 und damit kurz vor der Relegation gegen Dynamo Dresden Trainer Marco Antwerpen durch Dirk Schuster zu ersetzen. Letztlich ging der Plan aber auf, denn mit Schuster auf der Bank gelang nicht nur der Aufstieg, sondern anschließend auch der Klassenerhalt.

Wie auf seinen vorherigen Stationen (u.a. Darmstadt 98, FC Augsburg, Erzgebirge Aue) steht Schuster auch in Kaiserslautern nicht für mitreißenden Offensivfußball, sondern für eine hart arbeitende Mannschaft mit klarer Struktur im Spiel gegen den Ball. Um eine Weiterentwicklung im Spiel mit Ball war der 55-Jährige in der womöglich auch deshalb weniger erfolgreichen Rückrunde zwar bemüht, allerdings besteht in dieser Hinsicht noch Steigerungspotential.

Der potentielle Shooting-Star

Trotz 29 Einsätzen, davon immerhin 26 von Beginn an, lief Julian Niehues in der öffentlichen Wahrnehmung vergangene Saison noch etwas unter dem Radar, verrichtete aber im defensiven Mittelfeld stets wertvolle Dienste. Der 2021 von Borussia Mönchengladbach gekommene Sechser, der im Sommer gerüchteweise mit dem FC Schalke 04 in Verbindung gebracht wurde, verwies so regelmäßig namhafte und erfahrenere Konkurrenten auf die Bank – und besitzt mit Blick auf die Vorbereitung weiterhin gute Aussichten auf einen Stammplatz. Mit 22 Jahren steht Niehues überdies noch am Anfang seiner Karriere, die mittel- bis langfristig durchaus in der Bundesliga weitergehen könnte.

Die mögliche Startelf

Luthe – Elvedi, Kraus, Tomiak – Durm, Raschl, Niehues, Puchacz – Hercher, Boyd, Redondo

Fazit & Prognose

Für den 1. FC Kaiserslautern wird es enorm wichtig, direkt zu Beginn der Saison positive Ergebnisse einzufahren und so die schwache Rückrunde endgültig zu den Akten zu legen. Geht der Start daneben, droht hingegen Unruhe, die auf allen Ebenen nicht förderlich wäre. Grundsätzlich aber verfügt der FCK über einen Kader, der dazu in der Lage sein sollte, sich auch im zweiten Zweitliga-Jahr von den Abstiegsrängen fernzuhalten. Mehr als ein solider Platz im Mittelfeld zwischen den Rängen acht und zwölf dürfte aber kaum drin sein.