Die Liga-Zwei.de Sprechstunde: Folge 2
Gesichtsverletzungen im Fokus
Bekanntester „Maskenmann“: Lilien-Verteidiger Aytac Sulu. ©Imago/Jan Huebner
Nach Verletzungen im mittleren Gesichtsbereich wie Nasenbeinbrüchen gehen Profikicker meist mit Spezialmasken an den Start. In dieser Saison liefen bereits Fürths Patrick Sontheimer und Bochums Patrick Fabian mit dem Gesichtsschutz auf, Darmstadts Aytac Sulu machte die Maske quasi salonfähig.
Doch schützen die Dinger überhaupt und welche Folgen können Verletzungen in diesem Bereich außerdem haben? Das beantworten wir in der zweiten Ausgabe der Liga-Zwei.de-Sprechstunde gemeinsam mit unserem Experten Dr. Werner Krutsch.
Ist der mittlere Gesichtsbereich besonders anfällig für Verletzungen?
Ja, dafür verantwortlich sind zwei Faktoren. Zum einen steht der mittlere Gesichtsbereich mit der Nase ziemlich prominent nach vorne. Er wird daher häufig und als erstes getroffen. Im Mittelgesicht liegen zum Teil auch dünne Knochen, außerdem ist teilweise wenig Weichgewebe unter der Haut. Das heißt „die Knochen liegen direkt darunter und haben keine dämpfende Schutzschicht“, so Dr. Krutsch.
Was bezweckt die Spezialmaske nach einer Fraktur im mittleren Gesichtsbereich?
„Die Maske schützt die verletzten Areale, in denen Kräfte auf Stirn oder Jochbein möglichst großflächig verteilt werden“, sagt der Liga-Zwei.de-Experte. „Allerdings gibt es keinen Beweis, dass die Maske auch gegen große Krafteinwirkung oder einen erneuten Bruch schützt.“
Die Effektivität des Gesichtsschutzs hängt von der Bauweise ab. Die Maske muss laut Dr. Krutsch anatomisch an das Gesicht angepasst sein, einen von der exakten Diagnose abhängigen Zuschnitt erhalten und fest am Kopf fixiert sein.
Marken von geringer Qualität haben oft nur eine Schnalle, was zum Verrutschen, weniger Halt und weniger Schutz führt. Außerdem muss das Material leicht und fest zugleich sein, um einerseits die eigene Sicherheit aber auch die der anderen Spieler zu gewährleisten. Die meisten Exemplare sind daher aus Carbon gefertigt. Zudem soll die Maske die komplette Sichtfreiheit garantieren.
Gibt es Auswirkungen auf andere Bereiche?
„Jede Kraft, die zu einem Bruch eines Gesichtsknochens führt, hat auch eine Einwirkung auf das Gehirn“, so der gebürtige Nürnberger Krutsch. Laut einer Studie, die der Bruder des Liga-Zwei.de-Experten, der HNO-Arzt und ehemalige Regionalliga-Torwart Dr. Volker Krutsch, leitete, waren in 40 Prozent der Fälle mit Nasenbeinbrüchen auch kleine Gehirnerschütterungen zu finden.
Hier kann es gefährlich werden, denn wird eine Gehirnerschütterung nicht erkannt und der Spieler steht auf dem Platz, gibt es die Gefahr des „Second Hit“. Das bedeutet, die Kopfverletzung ist noch nicht abgeheilt und wird dennoch wieder belastet – das kann schwerwiegende Folgen haben.
Da bei einem Nasenbeinbruch außerdem die Nase anschwillt, „wird die Atmung eingeschränkt“, sagt der Liga-Zwei.de-Experte. Genauso kann es sein, dass auch die Nasenscheidewand bricht und die Atmung behindert, dann „sollte man den HNO-Arzt genau fragen, wann eine volle Belastung wieder sinnvoll ist“.
Besteht größeres Risiko einer Verletzung, wenn der Spieler bereits vorbelastet ist?
Frakturen im mittleren Gesichtsbereich sind keine Verletzungen, die wieder aufbrechen können. „Wenn sie abgeheilt sind, sind sie abgeheilt“, so auch Dr. Krutsch. Wohl sagt die Häufigkeit solcher Verletzungen jedoch etwas über die Spielweise des Kickers aus, „da es Spieler gibt, die sich immer wieder am Kopf verletzen, was vermeidbar wäre“.
Wie wird im Amateurbereich damit umgegangen?
Stehen Fußballer nach einem Nasenbeinbruch zu früh wieder auf dem Feld, besteht immer ein gewisses Restrisiko. „Im Amateurfußball sollte man auf jeden Fall abwarten, bis die Nase abgeschwollen und der Bruch geheilt ist“, so der Mediziner.
Dies könne einige Wochen dauern. Die Heilung gelingt sowohl mit als auch ohne OP, wichtig ist nur „dass der Knochen fest und die Nase wieder gerade ist“. Profis gehen, wie bei allen anderen Verletzungen auch, beim Nasenbeinbruch mehr Risiko bei der früheren Rückkehr auf den Platz ein, jedoch ist die Heilungszeit bei allen gleich.
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