Fabian Holland: „Wieder den Fußball zeigen, der Darmstadt ausmacht.“

Interview mit dem Lilien-Linksverteidiger

Autor: Christian Slotta Veröffentlicht: Donnerstag, 04.10.18 | 16:45
Fabian Holland am Ball für den SV Darmstadt 98

Einer der Taktgeber in Darmstadt: Fabian Holland. ©Imago/Jan Huebner

Seit 2014 ist die Linksverteidiger-Position beim SV Darmstadt in der Hand von Fabian Holland: Der 28-Jährige besticht durch Konstanz und stand auch in dieser Saison in allen acht Saisonspielen von Beginn an auf dem Platz. Was er zur jüngsten Darmstädter Gegentor-Flut, zum nächsten Gegner HSV und über eine eventuelle Vertragsverlängerung bei den Lilien sagt, lest Ihr im Liga-Zwei.de-Interview.

Herr Holland, der SV Darmstadt erlebte einen guten Saisonstart, auch gegen Sandhausen sicherte man in letzter Minute noch einen Punkt. Wie erklären Sie diesen Einbruch, der danach erfolgte?
Fabian Holland: „Das ist eigentlich schwer zu erklären. Es ist uns ab diesem Zeitpunkt nicht mehr gelungen, die Räume eng zu halten und in die Zweikämpfe zu kommen, um so den Laden hinten dicht zu halten. Woran das lag, kann ich nicht sagen. Aber hierauf liegt nun für die nächsten Wochen das Hauptaugenmerk.“

Dirk Schuster sagte am Wochenende, ihm fehle „die Liebe am Verteidigen“. Was entgegnen Sie Ihrem Trainer darauf?
Holland: „Dass es richtig Spaß machen kann zu verteidigen, stimmt schon. Und genau da müssen wir auch wieder hinkommen. Ich denke auch, dass wir in den letzten Spielen definitiv sehr unglückliche Tore bekommen haben.

Klar, wenn man in drei Spielen zehn Gegentore bekommt, dann kann man nicht nur von Pech reden, aber wir müssen einfach wieder die Basics abrufen, die ganz normalen Dinge: Den Fuß vor die Schüsse kriegen, die Flanken verhindern, Zweikämpfe gewinnen in den wichtigen Räumen und einfach wieder enger verteidigen, dem Gegner wieder weniger Platz geben. Die Sachen, die eigentlich ganz selbstverständlich sind.“

„ Wollen gegen Hamburg zeigen, dass es anders geht. ”
über die vielen Gegentore

Nun ist es schon schlimm genug, so viele Gegentore in drei Spielen schlucken zu müssen. Aber das dann auch noch innerhalb einer Woche?! Wie verdaut man diese Gegentorflut?
Holland: „Das ist natürlich keine einfache Phase im Moment. Aber wir wissen, die Situation gut einzuschätzen. Wir sind vorher nicht durchgedreht, als wir einen sehr guten Start hatten, und werden auch jetzt nicht durchdrehen.

Wir werden uns voll auf Hamburg konzentrieren. Da wollen wir wieder zeigen, dass es auch wieder anders geht. Wir haben bereits in den ersten Spielen bewiesen, dass wir defensiv stabil sein und auch vorne unsere Qualität umsetzen können.“

Sie sprechen die Offensive an. Gegen Holstein spielte Ihr Team gut 40 Minuten in Überzahl, konnte diese trotz guter Möglichkeiten aber nicht in Zählbares umsetzen. Woran lag das?
Holland: „Vor allem in der ersten Halbzeit hatten wir uns gute Chancen herausgespielt. Ich denke, wir hatten auch mehr klare Chancen als Kiel. Es ist ja eine häufige Frage, warum man sich immer wieder ausgerechnet gegen zehn Mann offensiv so schwertut.

Der Gegner steht tiefer, macht noch einen Schritt mehr und so wird es noch schwieriger. Aber natürlich haben wir uns, ehrlich gesagt, nach der Roten Karte mehr ausgerechnet. Und gegen zehn Mann hätten wir auch kein Gegentor mehr kriegen dürfen.“

Fabian Holland vor dem Spiel

„Als Team verteidigen“ – Fabian Holland hat eine klare Marschrichtung für die kommende Partie. ©Imago/Jan Hübner

Der HSV ist noch schwankend in seinen Leistungen, musste in der Fremde bisher aber noch kein Gegentor fangen. Wie kann der SV Darmstadt am Freitag die Hamburger knacken?
Holland: „Qualitativ ist der HSV sicher mit das Beste, was es in der Zweiten Liga gibt. Klar, spielen sie auch sehr riskant, aber sie haben ja schon gezeigt, dass es sehr gut klappen kann. Auch da wird es für uns wichtig sein, die Räume eng zu halten, kompakt zu stehen und wirklich als Team zu verteidigen.

Und die Chancen, die sich uns dann bieten, müssen wir nutzen. Wir freuen uns auf diese Aufgabe, denn es ist etwas Besonderes gegen den HSV in der Zweiten Liga zu spielen.“

Sie sind aktuell unangefochtener Stammspieler auf der linken Verteidigerseite. Doch in Sachen offensiver Effektivität könnten Sie zumindest zahlenmäßig zulegen – fünf Scorerpunkte in 115 Pflichtspielen für die Lilien. Wie bewerten Sie selbst Ihre Offensivstärke?
Holland: „Natürlich liegt mein Fokus erst mal auf dem Verteidigen und darauf, dass ich es hinten gut hinbekomme. Doch ich versuche mich auch immer wieder in Vorstößen und denke auch, dass es mir zuletzt offensiv immer besser gelungen ist und ich viel am Spiel nach vorne beteiligt bin. Aber über diese Statistik mache ich mir nun keinen großen Kopf, denn das bringt jetzt nichts und mich vor allem auch nicht weiter.“

„ Jeder weiß, dass ich mich hier sehr wohl fühle. ”
über seinen auslaufenden Vertrag

Sie leiden unter dem Wolff-Parkinson-White-Syndrom. Dies hatte u.a. im Mai letzten Jahres eine Operation zur Folge. Mit Ausnahme dieser OP haben Sie seit 2016 nur ein Ligaspiel verletzungsbedingt gefehlt. Achten Sie besonders auf Ihren Körper oder was macht Sie so robust?
Holland: „Ich bin sehr froh darüber, dass ich insgesamt körperlich sehr robust und verletzungsunanfällig bin. Das ist sehr wichtig für mich und deswegen achte ich auch darauf. Aber es ist nicht so, dass ich besondere Sachen oder Übungen nebenbei dafür mache. Mein Training sieht aus wie bei den anderen auch.“

Ihr Vertrag läuft noch bis Ende Juni 2020. Kurz danach werden sie 30. Gibt es da schon Gedankenspiele bezüglich einer Fortführung des Arbeitspapieres in Darmstadt?
Holland: „Nein, noch nicht. Im Moment konzentriere ich mich auf die anstehenden Spiele und meine Leistung. Mit etwas anderem habe ich mich noch nicht beschäftigt. Aber jeder weiß, dass ich mich hier sehr wohl fühle – schon die ganzen Jahre.“

Was glauben Sie denn, wohin für Sie persönlich und auch den SV Darmstadt diese Saison die Reise hingeht?
Holland: „In erster Linie müssen wir jetzt erst einmal schauen, dass wir diese Negativserie stoppen und dass wir wirklich wieder den Fußball zeigen, der Darmstadt 98 ausmacht. Das war in den ersten Spielen, finde ich, sehr gut. Da soll es wieder hingehen.“

Herr Holland, vielen Dank für das Gespräch!

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