Florian Heller: „In Aue musst du marschieren und arbeiten“
Interview mit dem Ex-Veilchen und Fürther
Vor der anstehenden Partie zwischen Greuther Fürth und Erzgebirge Aue hat Liga-Zwei.de mit einem Ex-Spieler gesprochen, der beide Vereine ganz genau kennt. Florian Heller trug das Kleeblatt-Trikot ebenso wie das des FCE und hat seine ehemaligen Klubs auch heute noch im Blick.
Was Heller über die Fürther Philosophie und die Mentalität in Aue zu sagen hat, lest Ihr im Interview. Außerdem verrät der 36-Jährige seinen Tipp für das kommende Duell.
Herr Heller, in der Kleeblatt Chronik wird Real Madrid als Ihr Lieblingsverein angegeben. Ist diese Verbundenheit noch aktuell?
Florian Heller: „Am Ende des Tages bin ich Fußballfan und schaue mir auch die Spiele in der Champions League gerne an. Real Madrid ist eine der besten Mannschaften weltweit und man kann sich von ihnen viel abschauen. Man kann also schon sagen, dass ich noch Fan von Real bin.“
Abseits vom europäischen Spitzenfußball: Wie haben Sie die 2. Bundesliga und speziell Ihre Ex-Verein Fürth und Aue momentan im Blick?
Heller: „Ich verfolge die 2. Liga, sehe aber relativ wenige Spiele im TV. Es ist konkret bei den Absteigern Köln und HSV sehr interessant, wo die Reise hingeht. Auf jeden Fall versuche ich mich immer auf dem aktuellen Stand zu halten.“
Nachdem Sie beim FC Bayern ausgebildet wurden und als Talent für die 2. Mannschaft aufliefen, ging es für Sie 2003 nach Fürth. Was oder wer gab damals den Ausschlag für das Kleeblatt?
Heller: „Ich habe in der U23 vom FC Bayern keine Einsatzzeiten mehr gehabt. Über ein Probetraining, damals noch unter Eugen Hach, bin ich dann bei Greuther Fürth gelandet. Danach ging alles relativ schnell.“
In der zweiten Saison sammelten Sie beständig Einsätze. Wie wichtig war dieses Jahr für Ihre spätere Karriere?
Heller: „Fürth war rückblickend betrachtet eine super Station für mich. Die Philosophie vom Verein hat sich bis heute nicht viel verändert. Der Ausbildungsgedanke wird in Fürth noch großgeschrieben. Es geht um Spieler, die jung und dynamisch sind. Das war damals schon so und kam mir zugute. Um Erfahrungen zu sammeln und in den Profibereich reinzuschnuppern war die Station Gold wert.“
Wieso ist es auch für den Verein wichtig, diesen Weg weiterzugehen?
Heller: „Gerade für einen Verein wie Fürth, der finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, ist es extrem wichtig, dass man Spieler aus dem eigenen Nachwuchs an den Verein bindet. In Fürth werden die Spieler auf Profifußball auf einem hohen Niveau herangeführt. Das bekommt der Verein gut hin. Es ist ja immer mal wieder einer dabei, der den Sprung schafft.“
Nach dem Fast-Abstieg im letzten Jahr spielt Fürth momentan wieder eine gute Rolle. Was sind aus Ihrer Sicht die Erfolgsfaktoren?
Heller: „Sie haben sich gefunden. Man hat das Gefühl, dass eine Mannschaft auf dem Feld steht, die sich einig ist. Das ist ganz wichtig, gerade in der 2. Liga, wo sehr viel über die Mentalität entschieden wird. Da braucht man einfach eine Mannschaft und da spreche ich nicht nur von der ersten Elf, sondern vom gesamten Kader. Jeder muss seine Aufgabe kennen und das ist in Fürth momentan der Fall.“
Von Fürth ging es für Sie damals nach Aue. Dort wurden Sie über die Jahre zum Leistungsträger. Welche Verbundenheit haben Sie heute noch zum Verein?
Heller: „Für mich war Erzgebirge Aue das Sprungbrett in die Bundesliga zu Mainz 05 und darum habe ich dem Verein gegenüber eine tiefe Verbundenheit. Im Austausch stehe ich aber nicht mehr mit dem FCE. Ich schaue in Aue, wie bei meinen anderen Ex-Klubs, aber immer etwas genauer drauf.“
Wie speziell war die Erfahrung in Aue für Sie?
Heller: „Das spezielle war bereits die Wohnsituation. Ich habe direkt in Aue gewohnt und die Stadt ist jetzt nicht unbedingt der Nabel der Welt. Das war eine Riesen-Umstellung. Zum damaligen Zeitpunkt war das für mich aber genau das Richtige. Man kommt nicht in Versuchung oder wird abgelenkt.
Stattdessen zählt das Tagesgeschäft und das ist nun mal der Fußball. Jeder, der mal in der Region unterwegs war, merkt, dass die Leute im Erzgebirge mit allem was sie haben hinter dem Verein stehen. Das ist in Aue speziell und man ist als Spieler immer dazu verpflichtet, abzuliefern. Das ist die Mentalität, die vorherrscht. In Aue musst du marschieren und arbeiten, dann sind die Fans zufrieden.“
Coach Gerd Schädlich schenkte Ihnen damals das Vertrauen. Welchen Anteil hat er an Ihrem Werdegang?
Heller: „Ich wurde als erfahrener Spieler geholt. Dementsprechend waren die Voraussetzungen gegeben, mich in Aue als Stammspieler zu etablieren. Gerd Schädlich hat mir dennoch sehr geholfen.
Unter ihm haben wir im 3-4-3 gespielt, ich war im rechten Mittelfeld. Das bedingte natürlich, dass ich nach vorne und nach hinten arbeiten musste wie ein Verrückter. Das hat mir extrem viel gebracht, um das Spielverständnis zu verinnerlichen, welche Positionen bestimmte Aufgaben erfordern. Für meinen späteren Werdegang war das sicher förderlich.“
Für Aue geht es in diesem Jahr wieder um den Klassenerhalt. Was stimmt Sie optimistisch, dass es mit diesem klappt?
Heller: „Eben diese Mentalität, die ich vorher schon angesprochen habe. Erzgebirge Aue ist ein ganz spezieller Klub, mit einem speziellen Umfeld. Der Spieler von Erzgebirge Aue geht Hand in Hand mit dem Zuschauer von Erzgebirge Aue.
Das ist eine ganz interessante Verbindung. Sie spielten bereits in den letzten Jahren gegen den Abstieg. Durch die Erfahrung, die sie dadurch haben, werden sie die Situation auch in dieser Saison regeln.“
Zuvor muss der FCE allerdings erstmal nach Fürth. Wie geht die Partie aus?
Heller: „Unentschieden (lacht). Diplomatisch tippe ich auf ein 1:1.“
Herr Heller, vielen Dank für das Gespräch!
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