Hannover 96: Der Liga-Zwei Teamcheck

Mit geballter Offensiv-Power zum direkten Wiederaufstieg?

Autor: Christian Slotta Veröffentlicht: Freitag, 05.08.16 | 16:04
Manuel Schmiedebach, neuer Kapitän von Hannover 96.

Manuel Schmiedebach soll Hannover 96 als Kapitän zur direkten Bundesliga-Rückkehr führen. ©Imago

Mit 23 Niederlagen aus 34 Spielen ist Hannover 96 nach 14 Jahren Bundesliga-Zugehörigkeit am Ende der vergangenen Saison sang- und klanglos abgestiegen. Drei verschiedene Trainer hatten 2015/16 das Sagen an der Seitenlinie der „Roten“: Michael Frontzeck musste kurz vor Weihnachten gehen, sein Nachfolger Thomas Schaaf verlor zehn von elf Spielen. Erst unter Daniel Stendel wurde es besser, aber da war es schon zu spät.

Stendel brachte die abgelaufene Spielzeit dennoch würdevoll zu Ende und ist jetzt auch für den Neuanfang im Fußball-Unterhaus verantwortlich. Natürlich will er mit den Niedersachsen auf direktem Wege zurück in die Bundesliga. Ob wir nach unserer Analyse glauben, dass es für eine Rückkehr von H96 in die Bundesliga reicht, verraten wir Euch in der Saisonvorschau!

Der Kader

Wie bei einem Abstieg eigentlich selbstverständlich, haben einige Spieler den Verein verlassen. Weltmeister Ron-Robert Zieler wechselte zum englischen Meister Leicester City, Hiroshi Kiyotake zum Europa-League-Sieger FC Sevilla. Außerdem werden Marcelo, Hiroki Sakai und Christian Schulz künftig nicht mehr für Hannover auflaufen. Darüber hinaus hatten auch die Transfer-Missverständnisse Hugo Almeida und Adam Szalai keine Zukunft an der Leine.

Verstärkt hat sich der ehemalige Bundesligist mit Offensiv-Krachern wie Martin Harnik und Niclas Füllkrug, die gemeinsam mit Artur Sobiech ein brandgefährliches Sturm-Trio bilden sollen. Füllkrug wird beim Saison-Eröffnungsspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern allerdings verletzungsbedingt fehlen.

Die Hannoveraner haben sich aber nicht nur ganz vorne, sondern auch in anderen Mannschaftsteilen gute neue Leute geholt. Im zentralen Mittelfeld bringen Sebastian Maier und Marvin Bakalorz viel Zweitliga-Erfahrung mit. Gleiches gilt für den neuen Innenverteidiger Florian Hübner.

Die aktuelle Form

Es ist nicht ganz einfach, die momentane Verfassung der Niedersachsen richtig einzuschätzen. In der Vorbereitung wechselten sich Licht und Schatten ab: Nicht so gut waren beispielsweise die Auftritt gegen die Drittligisten Hallescher FC (3:3) und VfL Osnabrück (0:1). Es gab aber auch das eine oder andere postive Ausrufezeichen wie beim 5:2 gegen den holländischen Erstligisten NEC Nijmegen oder dem 3:2 beim Premier-League-Absteiger Norwich City am vergangenen Wochenende.

Stärken & Schwächen

Die Offensiv-Power der „Roten“ ist absolut beeindruckend – zumindest, wenn alle Spieler fit sind. Martin Harnik hätte vielleicht sogar noch weiter in der Bundesliga spielen können, der in seine Heimatstadt zurückgekehrte Niclas Füllkrug hat in der Vorsaison beinahe den 1. FC Nürnberg zum Aufstieg geballert. Dazu stehen nach dem Abstieg gebliebene Spieler wie Artur Sobiech, Noah-Joel Sarenren-Bazee, Felix Klaus und Kenan Karaman im Kader. Es würde uns nicht wundern, wenn Hannover am Saisonende den besten Angriff der Liga stellt.

Eine echte Schwäche sehen wir aktuell noch nicht. Aber was ist, wenn Salif Sané den Verein doch noch verlässt? Dann stehen Coach Daniel Stendel nach dem Kreuzbandriss von Timo Hübers nur noch drei Innenverteidiger zur Verfügung: Neuzugang Florian Hübner, der nicht immer zuverlässige Felipe und Nachwuchsmann Waldemar Anton. So viel scheint klar: Wenn Sané wirklich gehen sollte, dann muss Klub-Boss Martin Kind auf dieser Position nachlegen.

Daniel Stendel, Trainer von Hannover 96.

Daniel Stendel bekommt in Hannover die Chance, den Wiederaufstieg zu schaffen. ©Imago

Der Trainer

Daniel Stendel ist ein echtes Trainer-Eigengewächs: Bevor er zu den Profis kam, trainierte der 42-Jährige bereits die U17, U19 und 2. Mannschaft der Hannoveraner. Während seiner aktiven Laufbahn war die niedersächsische Landeshauptstadt auch schon für acht Jahre sein zu Hause. Stendel steht stellvertretend für den Neubeginn – für den Verein bleibt nur zu hoffen, dass er auch genügend Zeit bekommt, all seine Vorstellungen umzusetzen.

Die mögliche Startelf

Der Coach bevorzugt ein offensives 4-3-3-System. Darin wird Sebastian Maier zwischen der Achter- und Zehner-Position pendeln, vor ihm werden Füllkrug, Harnik und Sobiech wirbeln. Beim Saisonauftakt wird der verletzte Füllkrug wohl von Felix Klaus vertreten. Dahinter, also im defensiven Mittelfeld, sollen Marvin Bakalorz und Neu-Kapitän Manuel Schmiedebach abräumen. Da aber auch Bakalorz den 1. Spieltag wegen einer Verletzung verpassen wird, darf sich Iver Fossum Hoffnungen auf einen Einsatz machen.

Im Tor geht Philipp Tschauner als Nummer 1 in die neue Spielzeit. Trainer Stendel hat aber angekündigt, dass das keine dauerhafte Entscheidung sein muss – bringt Tschauner seine Leistung nicht, könnte Samuel Sahin-Radlinger ganz schnell seine Chance bekommen. Aktuell rechnen wir gegen Lautern am Freitag mit dieser Startelf:
Tschauner – Albornoz, Sané, Anton, Sorg – Fossum, Schmiedebach – Maier – Klaus, Sobiech, Harnik.

Unser Fazit

Normalerweise muss die Qualität dieses Kaders reichen, um den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga zu schaffen. Genau wie der VfB Stuttgart werden aber auch die Niedersachsen mit dem Druck eines Aufstiegsfavoriten umgehen müssen. Das werden sie unserer Meinung nach schaffen – allerdings sollten sich die momentanen Verletzungssorgen nach Möglichkeit nicht durch die ganze Saison ziehen.

Liga-Zwei Tipp: Platz 1 oder 2.