Holstein Kiel: Zwischenbilanz der Neuzugänge 2018

Störche holten fünf Volltreffer

Autor: Christoph Volk Veröffentlicht: Mittwoch, 01.02.23 | 19:20
Janni Serra wechselte aus der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund nach Kiel.

Erkämpfte sich auf Anhieb einen Stammplatz in Kiel: Janni Serra. ©Imago/foto2press

Dass Erfolge immer auch Begehrlichkeiten wecken, bekam Holstein Kiel im Sommer schmerzhaft zu spüren. Der Überraschungs-Dritte der Vorsaison ließ – teilweise musste er auch – 16 Spieler ziehen, im Gegenzug wurden 14 Neuzugänge präsentiert. Einer von ihnen ist Janni Serra, der den Abgang von Toptorjäger Marvin Ducksch auffangen sollte.

Warum es beim 20-Jährigen in dieser Saison so gut läuft, wollten wir von seinem Bruder Nikola wissen, der selbst als Fußballer beim Regionalligisten SV Rödinghausen aktiv ist.

Herr Serra, wollten Sie und Ihr Bruder Janni als Kinder lieber Verteidiger oder Stürmer spielen?
Nikola Serra: „In der Jugend waren wir am liebsten überall auf dem Platz (lacht). Angefangen haben wir als Spielmacher, im Endeffekt ging es dann aber immer weiter nach hinten, bis wir dann beide Verteidiger waren. Bei Janni ging es dann wieder unerwartet in den Sturm. Das hat dann ja auch ganz gut geklappt.“

Wer waren denn die Vorbilder der Serra-Brüder früher?
Serra: „Wir haben eigentlich niemandem direkt nachgeeifert, sondern waren einfach fußballverrückt. Wir haben so viel Bundesliga, Champions League oder Länderspiele geguckt, da konnte man sich von vielen was abschauen.“

Sie sprachen es eingangs an, es ging für Janni unerwartet als B-Jugendlicher in den Sturm. Wie kam es dazu?
Serra: „Daran kann ich mich noch gut erinnern. Das war unter Hannes Wolf. Der BVB lag gegen Viktoria Köln mit 0:1 zurück. Janni kam ungefähr in der 80. Minute sozusagen als Brechstange rein. Er hat dann in zehn Minuten zwei Tore gemacht und das Spiel gedreht. Seitdem traf er fast in jedem Spiel oder legte ein Tor auf.“

„ Zuerst habe ich auch gedacht, dass das eine Eintagsfliege ist. ”
über den starken Start seines Bruders als Stürmer

Im Anschluss wurde er schon so etwas wie die nächste deutsche Mittelstürmer-Hoffnung: 18 Tore im ersten Jahr, 17 im zweiten Jahr in der BVB-Jugend. Wie überrascht waren Sie und auch er selbst, dass es vorne so gut klappte?
Serra: „Zuerst habe ich auch gedacht, dass das eine Eintagsfliege ist. Aber er spielte dann in den nächsten Spielen immer wieder im Sturm und traf. Dann musste man sich daran gewöhnen (lacht). Man hat gesehen, dass er mit seinem Spielstil der Mannschaft im Angriff sehr gut weiterhilft und er den Gegnern dort Probleme bereiten kann.“

Bevor es richtig losgehen konnte, warf ihn aber eine schwere Verletzung fast ein Jahr aus der Bahn. Wie haben Sie ihn in dieser Zeit erlebt?
Serra: „Das war eine sehr, sehr schwere Zeit. Er musste sich lange zurückkämpfen, hat das aber auch durch alle familiäre Unterstützung, die wir ihm geben konnten, mit Bravour geschafft. So langsam geht es jetzt immer einen Schritt weiter aufwärts für ihn.“

„ Er erfährt von Tim Walter eine unglaubliche Unterstützung. ”
über das Verhältnis zum Kieler Trainer

Im Herrenbereich schien es zunächst nicht so zu laufen, in Bochum gelang ihm kein Tor letzte Saison. Was in diesem Jahr anders?
Serra: „Er erfährt von Tim Walter eine unglaubliche Unterstützung. Ohne ihn als Förderer würde es ihm nicht so einfach von der Hand gehen. Dazu kommt die Spielweise von Kiel, dass sie immer mit einem Mittelstürmer vorne drin spielen. Da passt er wunderbar rein und kann sich gut entwickeln.“

Sie sind weiterhin Verteidiger, inzwischen beim Pokal-Schreck SV Rödinghausen. Wenn es zum Duell mit Janni kommen würde, auf was müssten Sie sich als Gegenspieler einstellen?
Serra: „Auf einen wuchtigen Stürmer, der sehr kopfballstark und spielstark ist. Ich finde ihn einfach sehr schwer zu verteidigen. Er bringt eigentlich alles mit, was du als richtiger Mittelstürmer brauchst.“

„ Danach hat ein Großteil der Mannschaft die Leistung gebührend gefeiert. ”
über das Pokalspiel gegen den FC Bayern

Welche Schwächen könnten Sie noch ausnutzen?
Serra: „Körperlich ist er natürlich schon sehr stark, aber als Bruder ist man ja auch immer kritisch. Ich finde, ein bisschen kann er körperlich noch zulegen. Vielleicht auch noch ein bisschen kaltschnäuziger vor dem Tor werden. Alles in allem ist er aber schon ein richtig guter Stürmer.“

Nachdem der SV Rödinghausen Dynamo Dresden ausgeschaltet hatte, hat er die Bayern im DFB-Pokal fast bis in die Verlängerung gezwungen. Wie war die Stimmung nach dem Spiel?
Serra: „Überragend. Wir haben uns im Stadion natürlich noch ein bisschen von den Fans verabschiedet, die eine überragende Stimmung geschaffen haben. Danach hat ein Großteil der Mannschaft die Leistung gebührend gefeiert und war noch bis in die frühen Morgenstunden in Osnabrück unterwegs.“

Im Westfalenpokal warfen sie zuletzt Preußen Münster raus, in der Regionalliga sind Sie Vierter. Was sind die Ziele für den Rest der Saison?
Serra: „Als kurzfristiges Ziel haben wir uns vorgenommen, in der Rückrunde alle Spiele zu gewinnen. Wir wollen so gut es geht an Viktoria Köln dranbleiben und sie so ärgern, dass wir am Ende der Saison vielleicht noch auf einer anderen Platzierung stehen. Im Pokal denken wir von Runde zu Runde.“

Herr Serra, vielen Dank für das Gespräch!

Unsere Bewertungen der Kieler Neuzugänge

Der Südkoreaner war bereits an sechs Toren direkt beteiligt.

900.000 Euro Ablöse bezahlte Kiel für Jae-sung Lee und hat das bisher nicht bereut. ©Imago/Schreyer

Volltreffer:

Jae-sung Lee – Mit vielen Vorschusslorbeeren aus seiner südkoreanischen Heimat verpflichtet, schlug der Rekordeinkauf der Kieler sofort ein. Der 40-fache Nationalspieler stand in neun seiner zehn Einsätze in der Startelf, erzielte einen Treffer und bereitete fünf weitere vor.

Hauke Wahl – Der 24-Jährige kehrte im Sommer nach drei Jahren zu den Störchen zurück und wurde von Cheftrainer Tim Walter zum Abwehrchef befördert. Der 24-Jährige verpasste bislang weder in der Liga noch im Pokal auch nur eine einzige Minute.

Jannik Dehm – Nachdem sein Vertrag bei der zweiten Mannschaft der TSG Hoffenheim auslief, entschied sich der 22-Jährige für ein Engagement in Kiel. Bislang dürfte er diese Entscheidung nicht bereut haben, der Außenverteidiger ist hinten rechts gesetzt, lediglich gegen Aue musste er nach einer gelb-roten Karte zuschauen.

Janni Serra: Es dauerte zwar etwas, bis der Knoten platzte, doch für den Angreifer läuft es mittlerweile rund. In den letzten acht Spielen erzielte er vier Treffer, auch beim 2:1-Erfolg über Freiburg in der 2. Runde des DFB-Pokals war er erfolgreich. Vier Vorlagen runden das Bild eines mannschaftsdienlichen Stürmers ab.

Jonas Meffert – Aus Freiburg ging es für den defensiven Mittelfeldspieler nur nominell eine Etage tiefer, denn nach seiner Leihe zum KSC in der 3. Liga machte er mit dem Wechsel nach Kiel einen Schritt nach oben. Seinen Stammplatz hat sich der 24-Jährige gleich erkämpft. An elf Spieltagen stand er in der Startelf, ein Mal wurde er eingewechselt. Auffällig: Bislang hat sich der Abräumer erst zwei gelbe Karten eingehandelt, überzeugt mit umsichtigem Zweikampfverhalten.

Guter Griff:

Mathias Honsak – Die Leihgabe von RB Salzburg erwischte einen starken Start und traf gleich am 1. Spieltag im Derby gegen den HSV. Es folgten fünf weitere Startelfeinsätze mit zwei Vorlagen, ehe er sich gegen Union Berlin den Arm brach und vier Spiele verpasste. Mit einer Kapselverletzung verpasste er das kuriose 4:4 gegen Paderborn und kann die Länderspielpause nutzen, um wieder fit zu werden.

Benjamin Girth – Mit der Empfehlung von 19 Toren für den Drittligisten Meppen wechselte der Angreifer im Sommer in den hohen Norden. Durchsetzen konnte er sich aber noch nicht, bei sieben Einsätzen wurde er entweder ein- oder ausgewechselt. Immerhin erzielte er in seinen Kurzeinsätzen bereits zwei Treffer und bewies damit, dass er seinen Torriecher nicht verlernt hat.

Innenverteidiger Stefan Thesker kommt erst auf fünf Einsätze für die Störche in dieser Saison.

Für Stefan Thesker läuft es nach seiner Rückkehr aus Holland noch nicht rund in Kiel. ©Imago/foto2press

Ausbaufähig:

Masaya Okugawa – Der Japaner wurde bis Saisonende aus Salzburg ausgeliehen. Bisher hat sein Trainer aber noch nicht die perfekte Position für den fünffachen Nationalspieler gefunden. In fünf Einsätzen spielte er auf fünf verschiedenen Positionen. Nach drei Startelfeinsätzen saß er gegen Paderborn 90 Minuten auf der Bank.

Heinz Mörschel – Aus der zweiten Mannschaft des FSV Mainz 05 verpflichtet, kommt der 21-Jährige bisher lediglich als Joker zu Einsatzminuten. Diese sind aber rar gesät, nach fünf Einsätzen stehen erst 68 Minuten in der Statistik. Immerhin rettete er seinem neuen Klub mit seinem ersten Treffer beim 1:1 gegen Köln einen Punkt.

Stefan Thesker – Nach zweieinhalb Jahren bei Twente Enschede kehrte der Innenverteidiger in die 2. Bundesliga zurück. Den Sprung in die Kieler Anfangsformation hat der 27-Jährige aber noch nicht wirklich geschafft, zwei Startelfeinsätzen stehen drei Einwechslungen gegenüber.

Dominik Reimann – Nach 14 Jahren verließ der 21-jährige Torhüter im Sommer seine sportliche Wahlheimat Dortmund. An Routinier Kenneth Kronholm kommt er aber noch nicht vorbei. Er saß bislang in jedem Spiel nur auf der Bank, ein Mal durfte er in der Regionalliga bei der zweiten Mannschaft Spielpraxis sammeln und blieb dabei gegen Oldenburg ohne Gegentor.

Tobias Fleckstein – Den Innenverteidiger verpflichtete man im Sommer aus der Schalker U19. Bislang stand er noch nicht im Kader und soll über die zweite Mannschaft langsam an den Profifußball herangeführt werden. In der Regionalliga absolvierte er bislang 14 Spiele und stand dabei immer in der Anfangsformation.

Timon Weiner – Auch der Torhüter kam von der Schalker U19. Genau wie Fleckstein ist er Stammspieler in der Regionalliga-Mannschaft und musste dort in 16 Einsätzen 21 Gegentore hinnehmen, drei Mal bewahrte er die weiße Weste. Für das Duo sicherte sich Schalke übrigens Rückkaufoptionen, ihre Entwicklung wird also nicht nur in Kiel genau beobachtet.

Philipp Sander – Der 20-Jährige unterschrieb im Sommer seinen ersten Profivertrag, wartet aber noch auf sein Debüt. Bislang kam er nur für die zweite Mannschaft zum Einsatz, für die er bislang zwölf Regionalliga-Spiele im zentralen Mittelfeld absolvierte.

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