MSV Duisburg: Interview mit Pavel Drsek

Gruev sieht genau, was den Spielern fehlt

Autor: Andreas Breitenberger Veröffentlicht: Sonntag, 17.09.2017 | 11:58
Pavel Drsek jubelt nach Tor

179-mal für den MSV. Pavel Drsek ist den Zebras auch heute noch verbunden. ©Imago Wienold

Von 1999 bis 2008 war Pavel Drsek in Deutschland als Fußballer aktiv. Zuerst beim MSV Duisburg, danach beim benachbarten VfL Bochum. Im Interview mit Liga-Zwei.de spricht der 40-jährige Tscheche über seine beiden Ex-Vereine und eine mögliche Zukunft in Deutschland.

Herr Drsek, Sie sind aktuell Co-Trainer des tschechischen Erstligisten Dukla Prag. Wieso schlugen Sie nach Ihrer aktiven Karriere die Trainerlaufbahn ein?
Pavel Drsek: „Es hat mich immer schon interessiert, anderen Fußballern etwas beizubringen. Vorbild war für mich dabei mein Vater. Mich freut es, wenn sich meine Spieler entwickeln und ich ihre Fortschritte sehe.“

Sie kickten neun Jahre in Deutschland. Wie wird der deutsche Fußball und speziell die zweite Liga in Tschechien wahrgenommen?
Drsek: „Die zweite Bundesliga wird sehr ernst genommen. Wir machen in den Länderspielpausen immer viele Freundschaftsspiele gegen Zweitligisten und man sieht dabei, dass das Tempo in Deutschland sehr hoch ist. Daran wollen sich die tschechischen Vereine anpassen.

Wir haben in der Winterpause gegen Union Berlin gespielt, das Spiel hatte ein sehr hohes Niveau. Auch von technischer Seite her. Vor Kurzem haben wir gegen Nürnberg gespielt, auch in dieser Partie war das Tempo extrem hoch. Deswegen hat es mich auch etwas überrascht, dass sie gegen St. Pauli verloren haben.“

„ Gruev hat ein gutes Auge - das hilft ihm als Trainer. ”
über seinen Ex-Mitspieler

Sie wechselten 1999 als 22-Jähriger zum MSV Duisburg, für den Sie 179 Spiele machten. Warum passte es zwischen Ihnen und dem Verein so gut?
Drsek: „Ich habe schon damals einen längerfristigen Vertrag unterschrieben und wollte diesen auch von Anfang bis Ende erfüllen. Als dieser auslief, bin ich gegangen, weil ich schon gespürt habe, dass man sich verändern will.

Ich habe mich aber immer beim MSV wohlgefühlt und verfolge die Spiele noch heute. Mit Ilia Gruev haben sie einen sehr guten Trainer, mit dem ich damals schon zusammengespielt habe. Es freut mich, dass sie jetzt so stark in die Saison gestartet sind.“

Was zeichnete Ilia Gruev als Spieler aus, was ihm noch heute als Trainer hilft?
Drsek: „Er hat in der bulgarischen Nationalmannschaft mit hervorragenden Spielern gekickt. Ich denke, dass hat ihn damals als Spieler nach vorne gebracht und jetzt auch als Trainer. Ilia Gruev hatte eine gute Technik und ein gutes Auge. Dieses beweist er jetzt auch als Trainer.

Die finanziellen Mittel in Duisburg sind nicht so hoch, aber ich glaube, sie werden mit Gruev in dieser Saison den Klassenerhalt schaffen.“

Wieso ist er der richtige Trainer für die Duisburger?
Drsek: „Vor zwei Jahren war ich mal beim MSV und habe gesehen, wie er trainieren lässt. Er sieht genau, was den Spielern fehlt und wo sie sich entwickeln müssen. Ob das im taktischen oder im spielerischen Bereich ist.“

Ihr erster Trainer in Deutschland hieß damals Friedhelm Funkel. Was konnten Sie speziell von ihm lernen?
Drsek: „Er ist ein unglaublich erfahrener Trainer. Er bleibt immer ruhig und wird nie nervös. Das überträgt sich auf die Spieler. Ich habe in der letzten Saison ein paar Interviews von ihm gelesen. Damals war Düsseldorf nicht so gut, aber er blieb auch da ruhig.

Das gibt den Spielern die Sicherheit. Dass sich das ausgezahlt hat, sieht man momentan sie sind ja ganz oben mitdabei. Er weiß einfach ganz genau, wo der Hase in diesem Geschäft hinläuft.“

„ Die Erwartungshaltung der Fans war zu zu hoch ”
über seine Zeit in Bochum

Sie haben die Erfahrung Funkels angesprochen, der Trend geht jedoch hierzulande eher zu jungen Trainern. Gibt es diesen Trend auch in Tschechien?
Drsek: „Ich arbeite jetzt mit einem Trainer zusammen, der so alt ist wie ich. Wir sind also beide jung. Ich habe aber auch schon als Co-Trainer bei anderen Vereinen gearbeitet und konnte dort bereits Erfahrungen sammeln. Junge Trainer sind sehr wichtig, denn sie bringen einen frischen Wind, aber man sollte auf jeden Fall ein bisschen mischen.

In Tschechien gibt es viele ungeduldige Klub-Bosse, die, wenn es mal nicht so läuft, erfahrene Trainer holen, die die Vereine dann retten – oder eben nicht. Es wäre schön, wenn man hier in Tschechien ruhiger bleiben und den Trainern mehr Zeit geben würde.“

Neben Duisburg kickten Sie auch für den VfL Bochum. Die Stadt ist nur eine halbe Stunde von Duisburg entfernt. Wie unterschieden sich die Mentalitäten in den Klubs dennoch?
Drsek: „Nach dem Aufstieg mit Duisburg herrschte in der Stadt eine positive Stimmung. Dann bin ich nach Bochum gewechselt und stieg auch mit dem VfL auf. Die Freude über den Aufstieg habe ich dort allerdings nicht so gespürt.

Ich habe immer gerne für Bochum gespielt, die Erwartungshaltung der Fans war allerdings oft zu hoch. Wir sollten um den UEFA-Cup spielen, die Qualität der Mannschaft war dafür allerdings nicht hoch genug. Diese Unruhe von den Fans hat sich auf den Platz übertragen. Das, was wir dann herausgeholt haben, war das Optimum.“

„ Wenn man in Deutschland gespielt hat, will man immer zurück. ”
über seine Zukunft

Welchem Ihrer Ex-Vereine trauen Sie denn langfristig wieder den Sprung zurück ins Fußball-Oberhaus zu?
Drsek: „Der MSV ist gerade aus der dritten Liga aufgestiegen und muss sich erstmal etablieren. Ich würde mich freuen, wenn beide Mannschaften oben mitspielen, der Aufstieg wird aber schwer. Für einen Aufstieg muss einfach alles passen. Du musst eine Serie starten, dann kann alles passieren.

Es ist wichtig, oft zu Null spielen, damit das Selbstvertrauen der Abwehr steigt. Manchmal ist es so, dass man das Tor vorne nicht macht, dann muss zumindest hinten die Null stehen. Ich kenne jetzt nicht alle Spieler des VfL Bochum genau, daher bin ich mir nicht sicher, ob es in dieser Saison schon für sie mit dem Aufstieg klappt.“

Welche Voraussetzungen müsste ein Verein in Deutschland erfüllen, damit Sie dort als Trainer einsteigen würden?
Drsek: „Wenn man in Deutschland gespielt hat, will man immer zurück. Es würde mich freuen, wenn ich dort arbeiten könnte, habe aber auch Familie und daher weiß ich nicht, ob es klappen würde.

Jetzt habe ich einen Zweijahresvertrag bei Dukla Prag unterschrieben, konzentriere mich auf den Verein und dann muss man schauen, was die Zukunft bringt.“

Vielen Dank für das Interview, Herr Drsek!

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