SC Paderborn: Teamcheck 2018/19

Analyse & Prognose zur neuen Saison

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Sonntag, 18.10.20 | 08:31
Klaus Gjasula und Phillip Tietz jubeln.

Starke Vorbereitung: Der SC Paderborn um Gjasula und Tietz (m.) scheint bereit für die Saison. ©Imago/De Fodi

Keine 15 Monate nach dem sportlichen Abstieg in die Regionalliga meldet sich der SC Paderborn mit dem Auftaktspiel beim SV Darmstadt 98 in der 2. Bundesliga zurück. Nur in der 3. Liga geblieben, weil der TSV 1860 München keine Lizenz erhielt, starteten die Ostwestfalen vergangene Saison von Anfang an durch und schafften nach zweijähriger Abstinenz als Vize-Meister mit stattlichen 14 Punkten Vorsprung auf Rang drei die Rückkehr ins Unterhaus.

Als Aufsteiger werden die Ostwestfalen naturgemäß dem Kreis der Mannschaften zugerechnet, die vornehmlich im Abstiegskampf erwartet werden. Wir analysieren im Teamcheck von Liga-Zwei.de, ob für den SCP der Klassenerhalt drin ist und ob vielleicht sogar mehr erreicht werden kann.

Kader & Transfers

Die Liste der Abgänge umfasst zwar zehn Spieler, doch keiner dieser Akteure spielte beim Aufstieg eine tragende Rolle. Am ehesten noch der von Borussia Mönchengladbach ausgeliehene Kwame Yeboah, der es in zwölf überwiegend kurzen Einsätzen auf zwei Treffer brachte und nun zu Fortuna Köln weitergezogen ist. Ansonsten ist Marc Vucinovic (noch ohne neuen Klub) der bekannteste Abgang, der allerdings nur noch in sechs Partien zum Zuge kam.

Auf der anderen Seite stehen zehn externe Neuzugänge zu Buche, von denen Sturmtalent Luca Pfeiffer (Stuttgarter Kickers) direkt auf Leihbasis an den VfL Osnabrück weitergereicht wurde. Der namhafteste und zugleich mit Abstand älteste Neuzugang ist sicherlich Uwe Hünemeier, der drei Jahre nach seinem Wechsel zu Brighton & Hove Albion zurückgekehrt ist.

Eine gewisse Erfahrung bringt auch Klaus Gjasula (Hallescher FC) mit, der trotz seiner 28 Jahre aber mit der 2. Liga dennoch Neuland betritt. Alle übrigen Neuen sind jung und stehen am Anfang ihrer Karriere: von Mitaufsteiger 1. FC Magdeburg kamen mit Julius Düker und Tobias Schwede gleich zwei Akteure, die in der 3. Liga überzeugten. Das gilt auch für Sebastian Vasiliadis vom VfR Aalen.

Von Bundesligisten wechseln Bernard Tekpetey (FC Schalke 04), Mohamed Dräger (SC Freiburg, ausgeliehen) und Torwart Leon Brüggemeier (Hertha BSC) nach Paderborn und hoffen auf mehr Einsatzzeiten als bei ihren bisherigen Klubs.

Kein echter Neuer ist Marlon Ritter, der als Leihspieler von Fortuna Düsseldorf mit zwölf Toren und sechs Assists großen Anteil am Aufstieg hatte und nun weiterverpflichtet wurde. Weil letztlich auch Ritter geblieben ist, kann Trainer Steffen Baumgart die Neuen in eine gewachsene und gut aufeinander abgestimmte Mannschaft einbauen. Just Ritter, der offensiv eine Schlüsselrolle einnehmen soll, wird den Auftakt aber verletzungsbedingt wohl verpassen.

Die aktuelle Form

Nach lockeren Erfolgen in Bad Wünnenberg-Leiberg (6:0) und beim Delbrücker SC (9:0) tat sich der SC Paderborn im dritten Test bei Hessen Kassel (4:3) schon schwer und kam danach beim SC Verl nicht über ein mageres 1:1 hinaus.

Gegen den englischen Zweitligisten Norwich City (2:3) setzte es dann die erste Niederlage der Vorbereitung, ehe anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Benteler-Arena gegen den AS Monaco ein 3:2-Erfolg gelang, bei dem Leistung und Ergebnis gleichermaßen zuversichtlich stimmten.

Die Generalprobe für den Saisonstart bestritt der SCP am Freitag gegen Mitaufsteiger 1. FC Magdeburg. Der 3:0-Sieg sollte zwar nicht überbewertet werden, unterstrich aber die gute Verfassung der Ostwestfalen.

Stärken & Schwächen

Mit 90 Toren in 38 Spielen hat der SC Paderborn in der vergangenen Saison einen neuen Rekord für die 3. Liga aufgestellt und es scheint zumindest möglich, dass die personell unveränderte bzw. sogar nochmal verstärkte Offensive auch eine Spielklasse höher zu einem Trumpf wird.

Generell ist es sicherlich auch kein Nachteil, dass die gut funktionierende Mannschaft keine nennenswerten Abgänge zu verkraften hatte und so die taktischen Abläufe vom Kern bereits zum Start der Vorbereitung verinnerlicht waren. Allerdings muss sich erst noch zeigen, dass die recht offensive ausgerichtete Herangehensweise auch gegen stärkere Gegner erfolgreich ist, zumal sich keiner der zuletzt so erfolgreichen Offensivspieler schon in der 2. Liga bewährt hat.

Deutlich mehr gefordert werden dürfte künftig die Defensive, die sich trotz der offensiven Spielweise überwiegend stabil präsentierte und nur 33 Gegentreffer zuließ. Dass mit Routinier Hünemeier zusätzliche Erfahrung in diesen Mannschaftsteil gebracht wurde, kann freilich nicht schaden.

Steffen Baumgart dirigiert seine Mannschaft.

Wesentlicher Erfolgsfaktor: SCP-Trainer Steffen Baumgart. ©Imago/pmk

Der Trainer

Nach sechs Trainerwechseln in weniger als zwei Jahren hat der SCP mit der Verpflichtung von Steffen Baumgart im April 2017 einen Glücksgriff gelandet. Der 46 Jahre alte Ex-Profi konnte zwar den sportlichen Abstieg 2017 nicht mehr vermeiden, aber dennoch für eine Aufbruchstimmung sorgen, die nach dem Klassenerhalt am grünen Tisch auch dank einer sehr akribischen Trainerarbeit in den Aufstieg 2018 mündete.

Naturgemäß genießt Baumgart dank dieses Erfolges ein enormes Standing und ist beim Anhang überaus beliebt. Für den Fall von Misserfolgen dürfte dadurch zumindest anfänglich ein gewisses Bonus vorhanden sein. Geht die positive Entwicklung des SCP samt der mutigen Spielweise so weiter, wäre es aber kein Wunder, würde der schon in den letzten Monaten mit dem 1. FC Union Berlin in Verbindung gebrachte Baumgart auch andernorts ein Thema.

Die mögliche Startelf

Taktisch hat der SC Paderborn mehrere Optionen, wobei die Viererkette als Basis immer vorhanden ist. Davor ist vom 4-1-4-1 über ein 4-2-3-1 und bis zum klassischen 4-4-2 vieles möglich, wobei die Unterschiede zwischen den einzelnen Grundformationen aber eher gering ausfallen. In der letzten Testspielen wurde vor allem ein 4-1-3-2 gespielt, das auch zum Start zu erwarten ist.

Für den wohl nicht rechtzeitigen fitten Ritter könnte dann Philipp Klement die zentrale Rolle im offensiven Mittelfeld übernehmen. Grundsätzlich sind aber praktisch alle Positionen doppelt und gut besetzt, was zu einem engen Rennen um die Startplätze führt. Wahrscheinlich aber, dass die meisten Aufstiegshelden zumindest anfänglich einen Bonus haben.

Die voraussichtliche Startelf: Zingerle – Dräger, Strohdiek, Schonlau, Collins – Krauße – Schwede, Klement, Antwi-Adjej – Tietz, Michel

Fazit & Prognose

Der SC Paderborn hat den Sommer genutzt, um den Kader qualitativ und vor allem auch quantitativ zu verstärken. In der Breite sind die Ostwestfalen gut aufgestellt und auch die Spitze hat das Potential, um in der Liga zu bleiben. Dafür muss aber die offensive Spielweise auch in der 2. Bundesliga Früchte tragen und den Leistungsträgern die Umstellung auf das höhere Niveau gelingen.

Das meint der Experte

Liga-Zwei.de Kolumnist Nico Patschinski: „Die ersten Spieltage wird die Euphorie sie noch tragen, aber dann folgt erstmal eine Standortbestimmung. Der Klassenerhalt ist realistisch, wenn sie die Punkte am Anfang sammeln.“

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