Steffen Tigges vom SC Paderborn im Interview: „Von Erling Haaland konnte ich viel abschauen“

Tigges spricht über den gelungenen Saisonstart vom SC Paderborn und seine Vergangenheit bei Borussia Dortmund

Autor: Oliver Jensen Veröffentlicht: Freitag, 05.12.25 | 14:44
© IMAGO / kolbert-press

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Früher spielte der Stürmer Steffen Tigges für Borussia Dortmund und den 1. FC Köln, nun ist er beim SC Paderborn. Im Interview mit LIGA-ZWEI.DE spricht der 27-Jährige über den gelungenen Saisonstart von Paderborn, das bevorstehende Spiel gegen die SV Elversberg (Samstag, 13 Uhr) und seine Vergangenheit beim BVB.

Herr Tigges, der SC Paderborn 07 ist ganz vorne in der Tabelle dabei – mit vielen anderen Clubs, die diesen Druck haben, aufsteigen zu müssen, etwa Schalke, Hannover oder Hertha. Wie angenehm ist es, einfach nur aufsteigen zu können?

Steffen Tigges: Es ist auf der einen Seite natürlich eine extrem angenehme Situation, dass wir jetzt schon in der Hinrunde viele Punkte gesammelt und eine gute Entwicklung genommen haben – gerade im Herbst mit acht Siegen am Stück. Das war wirklich ein richtiger Lauf. Natürlich steigt mit solchem Erfolg auch die Erwartungshaltung – im Umfeld, aber auch in der Mannschaft. Wir waren mit den jüngsten beiden Spielen nicht zufrieden und wären es auch nicht, wenn wir am Ende der Saison Zehnter oder Zwölfter würden.

Als Sie vergangene Saison noch für den 1. FC Köln spielten, war der Druck groß, unbedingt wieder aufsteigen zu müssen. Spielt es sich in Paderborn entspannter?

Auf jeden Fall. Der Fokus liegt hier viel stärker auf dem Sportlichen. Wir können als Mannschaft sehr entspannt arbeiten, haben keine Störgeräusche von außen – das war in Köln schon ganz anders. Da fiel es schwer, sich ausschließlich auf Fußball zu konzentrieren, weil drumherum so viel los war. Hier ist es super, dass wir uns voll auf die tägliche Arbeit konzentrieren und unsere Power darauf ausrichten können.

Trotzdem waren beim Trainingsauftakt rund 2000 Fans dabei. Ist Paderborn vielleicht doch fußballbegeisterter, als man außerhalb vermuten würde?

Ja. Ich glaube, das hängt mit den Ergebnissen der jüngeren Vergangenheit zusammen. Der Klub hat mehrfach am Aufstieg geschnuppert, das hat natürlich eine Fanbase wachsen lassen. Im Stadion merkt man die Euphorie – fast alle Heimspiele waren ausverkauft. Paderborn ist längst keine kleine Nummer mehr, sondern eine feste Größe. Das kann man den Jungs zuschreiben, die hier richtig gute Arbeit geleistet haben.

Im Sommer gab es einen kleinen Umbruch: Der Trainer ist gegangen, einige Leistungsträger ebenfalls, neue Spieler kamen hinzu – unter anderem Sie. Was macht die Mannschaft aus, dass es trotzdem so gut läuft?

Wir haben zunächst einmal eine hohe sportliche Qualität. Besonders wichtig ist die Mischung: junge, hungrige Spieler mit großem Potenzial und erfahrene Akteure, die schon einiges erlebt haben und Führung übernehmen. Dazu kommt ein sehr gutes Trainerteam, das akribisch arbeitet. Wir haben uns in jedem Spiel weiterentwickelt – das ist entscheidend. Insgesamt passt einfach die Mischung aus allen Aspekten, die es für eine erfolgreiche Saison braucht.

Sie haben in Ihrer Karriere schon mit bekannten Trainern wie Marco Rose, Edin Terzić oder Steffen Baumgart gearbeitet. Ralf Kettemann dagegen war zuvor lediglich im Nachwuchsbereich von Karlsruhe und Hoffenheim aktiv. Was zeichnet ihn als Trainer aus?

Er ist sehr nah an der Mannschaft, menschlich top, kann super mit allen Themen umgehen, die innerhalb eines Teams entstehen können. Auch wenn es seine erste Station als Chef-Trainer ist, bringt er große fachliche Kompetenz mit. Gemeinsam mit seinem Trainerteam bereitet er uns optimal auf die Gegner vor, entwickelt aber gleichzeitig unseren eigenen Spielstil weiter. Er ist ein richtig guter Trainer – ich arbeite sehr gern mit ihm zusammen. Sein enges, vertrautes Verhältnis zu den Spielern zeichnet ihn besonders aus.

Samstag treffen Sie auf die SV Elversberg. Was erwarten Sie für ein Spiel?

Elversberg hat über die Jahre eine klare Fußballidee im Verein etabliert, an der sich auch neue Spieler schnell orientieren können. Es wird ein sehr fußballgeprägtes Spiel – Elversberg will viel Fußball spielen, wir ebenfalls. Wir wollen unsere Intensität im Anlaufen und mit Ball zeigen. Da treffen zwei richtig gute, spielstarke Mannschaften aufeinander – das verspricht einiges.

Sie kommen ursprünglich aus Osnabrück und sind 2019 mit 21 Jahren nach Dortmund gewechselt – zunächst in die zweite Mannschaft, später spielten Sie auch in der Bundesliga für den BVB. Wie wertvoll war diese Station für Ihre Entwicklung, so jung in einem großen Verein zu spielen?

Es war anfangs gar nicht geplant, dass der Kontakt zur ersten Mannschaft so schnell entsteht. Aber natürlich ist es etwas Besonderes, in so einem großen Klub zu spielen. In Osnabrück wird Fußball auch intensiv gelebt – aber in Dortmund ist die Dimension nochmal ganz anders, der Verein hat deutschlandweit Fans. Diese Strukturen kennenzulernen, prägt einen für die Karriere.

In der Saison 2019/20 haben Sie noch in der Regionalliga gespielt, ein Jahr später standen Sie in der Champions League gegen Manchester City auf dem Platz. Wie groß ist die Herausforderung, sich an dieses Niveau zu gewöhnen?

Es ist eine riesige Herausforderung. Man muss im Training extrem aufmerksam sein, viel zuhören und von den Erfahrenen lernen. Ich habe mit einigen großen Spielern zusammengespielt – da beobachtet man, was sie machen, und versucht, die eigenen Stärken herauszuarbeiten. Das ist mir an allen Stationen ganz gut gelungen, weil mir die Trainer Vertrauen geschenkt und Chancen gegeben haben.

Sie haben damals mit Erling Haaland zusammengespielt. Was konnten Sie von ihm lernen?

Vor allem seine Akribie. Er hat in jedem Training Vollgas gegeben und eine unglaubliche Qualität bei Torabschlüssen gezeigt. Ich konnte mir viel abschauen – etwa Laufwege oder das Verhalten in der Box. Natürlich ist er einmalig, das kann man nicht kopieren, aber man kann sich inspirieren lassen. Von ihm konnte man in jeder Einheit etwas mitnehmen.

Wie war er privat?

Sehr ruhig, bodenständig und lustig. Es war angenehm, mit ihm zu spielen. Ich bin damals zwischen erster und zweiter Mannschaft gependelt, daher hatten wir nicht extrem viel Kontakt, aber als Teamkollege war er top – und in Dortmund wurde er von allen sehr geschätzt.

Haben Sie ein persönliches Highlight-Spiel aus dieser Zeit?

Schade war, dass meine Anfangszeit in die Corona-Zeit fiel und das Stadion nicht ausverkauft war. Aber mein Startelfeinsatz in der Champions League bleibt etwas Besonderes – genauso wie mein erstes Bundesligator. An solche Spiele denkt man natürlich immer gerne zurück.

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