SV Elversberg Teamcheck

Analyse & Prognose zur neuen Saison

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Dienstag, 18.07.23 | 14:03
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Ein Schlüsselspieler bei der Drittliga-Meisterschaft: Jannik Rochelt. © IMAGO / Langer

Acht Jahre nach dem zuvor einzigen und auch nur einjährigen Intermezzo in der Saison 2013/14 schaffte die SV Elversberg im Sommer 2022 den erneuten Aufstieg in die 3. Liga, dem diesmal aber nicht der sofortige Wiederabstieg, sondern der sensationelle Durchmarsch als Meister in die 2. Bundesliga folgen sollte. Zum zweiten Mal in Folge startet die SVE nun als Aufsteiger in eine Saison und auch diesmal zählen die Saarländer in den Augen der meisten Experten zum engeren Kreis der Teams, für die es ausschließlich um den Klassenerhalt gehen wird.

Doch das zurückliegende Jahr hat einmal mehr gezeigt, dass der Fußball ab und an besondere Geschichte schreibt. Ob Elversberg erneut überraschen kann? Diese Frage versuchen wir in unserem folgenden Teamcheck zu klären.

Kommen & Gehen

Zehn Spieler haben die SV Elversberg im Sommer verlassen, denen bisher erst fünf Neuzugänge gegenüberstehen, aber noch weitere Verstärkungen folgen sollen. Von den Abgängen schmerzt in erster Linie Nick Woltemade, der als Leihspieler von Werder Bremen zehn Treffer und neun Assists zum Aufstieg beigesteuert hat, nun aber an der Weser den Versuch unternehmen soll, in der Bundesliga Fuß zu fassen.

Valdrin Mustafa (Viktoria Köln) war zumindest meist einer der ersten Einwechselspieler, wohingegen Sinan Tekerci (Stuttgarter Kickers), Eros Dacaj (SV Rödinghausen), Tobias Mißner (SV Meppen), Anton Ziegler (SF Köllerbach), Laurin von Piechowski, Luca Menke (beide noch ohne neuen Verein) und der vom 1. FSV Mainz 05 ausgeliehene Ben Bobzien kaum eine oder gar keine Rolle spielten. Eigengewächs Daniel Pantschenko soll unterdessen auf Leihbasis in Luxemburg bei Titus Petingen Spielpraxis sammeln.

Neu dabei sind mit Torhüter Tim Boss (1. FC Magdeburg), der Nicolas Kristof Konkurrenz macht, und Arne Sicker (SV Sandhausen), der mit Maurice Neubauer um den Stammplatz auf der linken Abwehrseite kämpft, zwei Akteure mit zumindest etwas Zweitliga-Erfahrung. Die Offensivkräfte Dominik Martinovic (Waldhof Mannheim) und Joseph Boyamba (TSV 1860 München) haben sich derweil in der 3. Liga bewährt und wollen ihre Qualitäten nun auch eine Klasse höher unter Beweis stellen. Sogar einen doppelten Aufstieg hat der offensive Mittelfeldmann Paul Stock vollzogen, der bisher für den TSV Steinbach in der Regionalliga spielte.

So lief die Vorbereitung

Nach dreiwöchiger Sommerpause, die wegen des Landespokalfinales am 3. Juni gegen den 1. FC Saarbrücken (3:2 n.V.) vergleichsweise kurz ausgefallen ist, hat die SV Elversberg am 26. Juni die Vorbereitung auf die neue Saison aufgenommen, die mit vier Siegen in vier Testspielen bislang sehr erfolgreich verlaufen ist.

Einem ersten Erfolg bei der zweiten Mannschaft von Borussia Mönchengladbach (3:1) folgten gegen den FC Ingolstadt (6:2) und während des Trainingslagers in Bad Kreuznach gegen die TSG 1899 Hoffenheim (2:1) zwei Ausrufezeichen, ehe zuletzt Wormatia Worms (3:0) besiegt wurde.

Bis zum Saisonstart am 29. Juli bei Hannover 96 bestreiten die Saarländer indes noch zwei weitere Vorbereitungsspiele gegen Drittligisten – jetzt am Mittwoch gegen den SV Sandhausen und dann am Samstag beim SV Waldhof Mannheim.

Stärken & Schwächen

Mit 80 Toren stellte die SV Elversberg vergangene Saison die beste Offensive der Liga, deren Protagonisten mit Jannik Rochelt, Luca Schnellbacher und Manuel Feil weiterhin dabei sind – anders als der gerade in der insgesamt deutlich schwächeren Rückrunde oft zum Unterschiedsspieler avancierte Woltemade, dessen Abgang erst einmal kompensiert werden muss. Die Aufstiegshelden müssen indes erst einmal beweisen, auch auf dem höheren Niveau zurechtzukommen.

Dass sich die SVE schwer damit tut, Leistungsträger zu ersetzen, zeigt derweil das Beispiel Kevin Conrad. Ohne den fast die gesamte Rückrunde verletzt ausgefallenen Kapitän, der sich zwar herangearbeitet hat, aber für den Start noch keine Option darstellen dürfte, büßte die Hintermannschaft merklich an Stabilität ein.

Für Elversberg spricht, dass abgesehen von Woltemade die Aufstiegsmannschaft zusammengeblieben ist und die Automatismen somit von Anfang an passen sollten. Der Faktor Geschlossenheit in Kombination mit einem guten Teamgeist und einem Trainer Horst Steffen, der in den vergangenen Jahren in vielerlei Hinsicht ein gutes Händchen bewiesen hat, sind unterdessen Trümpfe, über die nicht jeder Ligarivale verfügt.

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Seit 2018 im Amt und damit Vater der Elversbeger Erfolge: Trainer Horst Steffen. © IMAGO / Jan Hübner

Der Trainer

Ohne Zweifel hat Horst Steffen entscheidenden Anteil daran, dass die SV Elversberg erstmals in ihrer Geschichte zweitklassig spielen darf. Der 54 Jahre alte Ex-Profi, der für den MSV Duisburg, den KFC Uerdingen und Borussia Mönchengladbach 207 Bundesliga-Spiele bestritten hat, kam im Oktober 2018 nach Elversberg und hat in den vergangenen Jahren mit einer klaren Vorstellung von offensivem Fußball einiges bewegt.

Steffen, der zuvor als Trainer im Seniorenbereich für die Stuttgarter Kickers, Preußen Münster und den Chemnitzer FC tätig war, hat im Januar trotz anderer Angebote in Elversberg einen Vertrag bis 2026 unterschrieben und dürfte auch dann weiter sicher im Sattel sitzen, wenn es in Liga zwei nicht ganz so positiv laufen sollte wie in den letzten Jahren.

Der potentielle Shooting-Star

Im vergangenen Sommer vom SSV Ulm gekommen avancierte Jannik Rochelt bereits in der vergangenen Saison zu einer überaus positiven Überraschung. Mit zwölf Toren und 15 Vorlagen hatte der 24-Jährige großen Anteil am Elversberger Aufstieg und besitzt unserer Einschätzung nach definitiv das Potential, um auf seinem bevorzugten linken Flügel auch in der 2. Bundesliga für Furore zu sorgen.

Die mögliche Startelf

Kristof – Fellhauer, Sickinger, Correia, Sicker – Feil, Jacobsen, Sahin, Rochelt – Martinovic, Schnellbacher

Fazit & Prognose

Die SV Elversberg startet mit einer eingespielten und punktuell sowie in der Breite durchaus verstärkten Mannschaft in die 2. Bundesliga, hat allerdings sichtbar schon in der Rückrunde der vergangenen Meistersaison an Souveränität eingebüßt. Die Steffen-Elf wird nun zur Form aus dem Herbst 2022 zurückfinden müssen, um sich eine Klasse höher behaupten zu können. Ein Pluspunkt könnte dabei sein, dass die Erwartungen gering sind und die SVE eigentlich erneut nur positiv überraschen kann. Dennoch sehen wir Elversberg im hinteren Tabellendrittel und bis zum Schluss im Abstiegskampf.