Wintercheck 1. FC Kaiserslautern

Analyse & Prognose zur Rückrunde

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Montag, 15.01.24 | 13:05
© IMAGO / Jan Huebner

Ragnar Ache soll und will den FCK-Anhang im neuen Jahr wieder jubeln lassen. © IMAGO / Jan Huebner

Nachdem die erste Saison nach dem Wiederaufstieg mit einer starken Hin- und einer deutlich schwächeren Rückrunde auf einem soliden neunten Platz beendet worden ist, hatte sich der 1. FC Kaiserslautern für die neue Spielzeit einen weiteren Entwicklungsschritt zum Ziel gesetzt.

Schien es anfänglich so, als würden die Roten Teufel sogar um den Aufstieg mitspielen können, kann es nach einem langen Negativlauf samt Absturz auf Rang 15 erst einmal nur darum gehen, möglichst schnell das untere Tabellendrittel hinter sich zu lassen.

Die Hinrunde in der Zusammenfassung

Niederlagen gegen den FC St. Pauli (1:2) und beim FC Schalke 04 (0:3) bedeuteten für den 1. FC Kaiserslautern zwar einen Fehlstart, doch mit dem Pflichtsieg in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Rot-Weiß Koblenz fanden die Pfälzer in die Spur. 17 Punkte holte der FCK aus den folgenden sieben Spielen, ehe das spektakuläre Gastspiel bei Fortuna Düsseldorf zum negativen Wendepunkt wurde. Nach einer 3:0-Führung verlor Lautern nicht nur das Spiel noch mit 3:4, sondern auch Torjäger Ragnar Ache verletzungsbedingt für mehrere Wochen.

Gegen den Hamburger SV (3:3) und im Pokal gegen den 1. FC Köln (3:2) wurden zwar nochmal gute Vorstellungen abgeliefert, doch anschließend setzte es drei Niederlagen, die in die Entscheidung mündeten, Trainer Dirk Schuster zu entlassen. Unter einem Interimsgespann um Oliver Schäfer und Niklas Martin wurde es beim 1. FC Magdeburg (1:4) indes nicht besser. Der neue Chefcoach Dimitrios Grammozis führte sich anschließend immerhin mit einem Pokal-Erfolg gegen den 1. FC Nürnberg (2:0) und damit dem Einzug ins Viertelfinale ein, konnte in der Liga den Negativlauf angesichts der folgenden Pleiten gegen Hertha BSC (1:2) und bei Eintracht Braunschweig (1:2) zunächst auch noch nicht stoppen.

Stärken & Schwächen

Im ersten Teil der Hinrunde wäre es bedeutend leichter gefallen, wesentliche Stärken des 1. FC Kaiserslautern auszumachen, der nach elf Spieltagen mit 24 Toren sogar die beste Offensive der Liga stellte. Nicht nur wegen eines herausragenden Torjägers Ragnar Ache, sondern auch weil insgesamt zwölf verschiedene Torschützen dafür sorgen, dass der FCK schwer auszurechnen war und ist.

Zuletzt allerdings ist offensiv mächtig Sand ins Getriebe gekommen, was umso schwerer wiegt, weil der FCK in der Liga kein einziges Mal zu Null spielen konnte und in den letzten acht Ligaspielen stets mindestens zwei Gegentreffer hinnehmen musste. Von der defensiven Stabilität, auf die Ex-Trainer Schuster eigentlich großen Wert legte, war praktisch nichts mehr zu erkennen, während die spielerischen Defizite umso mehr sichtbar wurden. Nur 44 Prozent Ballbesitz und eine Passquote von 78,8 Prozent bedeuten in den DFL-Statistiken den dritt- und viertletzten Platz.

Sogar Vorletzter ist der FCK bei der Anzahl der zurückgelegten Kilometer. Weil auch bei den intensiven Läufen (Platz 15) und den Sprint (Platz 11) unterdurchschnittliche Werte verzeichnet wurden, gilt es auch in physischer Hinsicht eine Schippe draufzulegen, um so die Grundlage für mehr Stabilität und die Rückerlangung der Offensivpower der ersten Saisonwochen zu schaffen.

Gewinner & Verlierer

Neben Torjäger Ache, der für seine sechs Treffer nur elf Partien benötigte und seine schon vergangene Saison im Trikot der SpVgg Greuther Fürth nicht nur angedeuteten Qualitäten damit dick unterstrichen hat, ist auch Julian Krahl ein Gewinner der Hinrunde. Zwar kassierte der 23-jährige Schlussmann in 16 Ligaspielen 33 Gegentore, verhinderte aber bei nur wenigen Fehlern mehrfach noch Schlimmeres und hat dem erfahrenen Andreas Luthe im Tor den Rang abgelaufen.

Verlierer gibt es im FCK-Kader einige, wie die Vielzahl der Spieler zeigt, die zumindest Medienberichten zufolge in der Pfalz keine Zukunft haben sollen. In diese Kategorie gehört auch Erik Durm, der im Sommer 2022 mit einigen Erwartungen verpflichtet wurde, nach immerhin 27 Einsätzen in der vergangenen Saison bislang erst auf vier Partien in der laufenden Spielzeit kommt. Zwar verhinderten auch Hüftprobleme mehr Spielzeit, doch lässt die Winterverpflichtung des wie Durm auf beiden defensiven Außenbahnen einsetzbaren Frank Ronstadt darauf schließen, dass der FCK die Zukunft ohne den Weltmeister von 2014 plant.

Winter-Transfers: Wer kommt, wer geht?

Beim 1. FC Kaiserslautern herrschte auf dem Wintertransfermarkt bisher die ligaweit meiste Bewegung. Während mit  Lex-Tyger Lobinger (VfL Osnabrück) und Terrence Boyd (Waldhof Mannheim) zwei Angreifer mit zuletzt kaum noch vorhandenem bzw. gesunkenem Stellenwert den Verein verlassen haben, stehen auf der anderen Seite schon fünf Neuzugänge zu Buche. Rechnet man den im Herbst aus der Arbeitslosigkeit geholten Almamy Touré ein, sind es seit dem Ende der Sommertransferperiode sogar sechs Neue.

Mit Frank Ronstadt (SV Darmstadt 98) kam ein beidseitig einsetzbarer, aber wohl vor allem für rechts eingeplanter Außenverteidiger hinzu und mit Filip Kaloc (Banik Ostrava) ein Sechser, dank dem Boris Tomiak künftig wieder regelmäßig in der Abwehrreihe spielen kann. Mit Ba-Muaka Simakala (Holstein Kiel) wurde zudem eine variable Alternative für die Offensive, vor allem für den linken Flügel, verpflichtet und mit Filip Stojilkovic (SV Darmstadt 98) sowie Dickson Abiama (SpVgg Greuther Fürth) stehen zwei neue Stürmer zur Verfügung.

Vorbereitungsfazit & Prognose

Nach einem vielversprechenden ersten Test gegen Genclerbirligi Ankara (4:1) bekam der 1. FC Kaiserslautern bei der Generalprobe von Dynamo Dresden (0:3) deutlich einige Probleme aufgezeigt, wobei aufgrund der hohen Belastung im Trainingslager aber auch mildernde Umstände galten. Nichtsdestotrotz ist es für Trainer Grammozis fraglos eine Herausforderung, in relativ kurzer Zeit einen zumindest kleinen Umbruch zu vollziehen.

Viel Zeit, um mit altem und neuem Personal eine funktionierende Elf zu formen, hat der FCK zwar eigentlich nicht, doch Anlaufschwierigkeiten müssen einkalkuliert werden. Daher erwarten wir keine vollends entspannte Rückrunde für die Roten Teufel, die aber nicht zuletzt dank der hinzugeholten Qualität den Klassenerhalt schaffen werden – auf direktem Weg und ohne Umweg über die Relegation.