Wintercheck 1. FC Nürnberg

Analyse & Prognose zur Rückrunde

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Dienstag, 16.01.24 | 14:35
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Seit Sommer Chefcoach des 1. FC Nürnberg: Cristian Fiel. © IMAGO / Schreyer

Mit 24 Punkten steht der 1. FC Nürnberg nach der Hinserie auf dem zehnten Tabellenplatz und befindet sich mit jeweils sieben Zählern Abstand zu beiden Relegationsplätzen aktuell weitgehend jenseits von Gut und Böse. Obwohl die Ansprüche in Nürnberg traditionell hoch sind, herrscht am Valznerweiher deshalb aber keineswegs Unzufriedenheit vor. Stattdessen wird die spielerische und taktische Entwicklung einer jungen Mannschaft unter dem im Sommer angetretenen Trainer Cristian Fiel überwiegend positiv begleitet.

Die Hinrunde in der Zusammenfassung

Mit einem Punkt aus den ersten beiden Spielen hat die Saison für den 1. FC Nürnberg nicht gut begonnen, der dann aber nicht nur im DFB-Pokal beim FC Oberneuland (9:1) siegreich war, sondern auch beim VfL Osnabrück (3:2) und gegen den SV Wehen Wiesbaden (2:1) Siege feiern konnte. Fünf Punkte aus den folgenden fünf Begegnungen waren anschließend eine durchwachsene Phase, ehe gegen Hertha BSC (3:1), bei Holstein Kiel (2:0) und im Pokal gegen Hansa Rostock (3:2 n.V.) sogar drei Siege in Serie glückten.

Gegen den FC Schalke 04 (1:2) riss diese Serie zwar, woraufhin zunächst aber gleich wieder beim SC Paderborn (3:1) gewonnen wurde. Beim Karlsruher SC (1:4), gegen Fortuna Düsseldorf (0:5) und im Pokal-Achtelfinale beim 1. FC Kaiserslautern (0:2) verlor der Club dann aber drei Mal hintereinander, konnte den Abwärtstrend indes mit einem 1:0-Sieg bei der SV Elversberg stoppen, bevor es mit einer 0:2-Heimniederlage gegen den Hamburger SV in die Winterpause ging.

Stärken & Schwächen

Mit elf Punkten aus den bisherigen acht Heimspielen zählt der 1. FC Nürnberg im eigenen Stadion zu den schwächsten Zweitligisten, hat dafür aber in der Fremde schon vier Mal gewonnen und 13 Zähler mit ins Frankenland nehmen können. Dennoch kassierte nur der FC Schalke 04 (22) auswärts mehr Gegentreffer als der Club (19), der generell defensiv zu den anfälligsten Mannschaften gehört. Nur drei Vereine übertreffen die 33 Gegentreffer des FCN, die freilich auch im Zusammenhang mit einem offensiveren und mutigeren Ansatz unter Trainer Fiel stehen, der zwar von den Fans angenommen wird, aber noch nicht immer die erhofften Ergebnisse abwirft.

Denn auf der anderen Seite sind 24 erzielte Tore der fünftschwächste Wert der Liga, den nicht wenige Beobachter freilich auch darauf zurückführen, dass in der Hinrunde ein klassischer Mittelstürmer fehlte. So ist Can Uzun, der teilweise im Mittelfeld und teilweise als falsche Neun agierte, mit sechs Treffern der beste Torschütze, erzielte zwei dieser Tore aber per Elfmeter. Dahinter fehlt es an abschlussstarken Akteuren, folgen hinter Uzun doch Kanji Okunuki und Benjamin Goller mit lediglich drei Toren in 17 bzw. 15 Einsätzen.

In den meisten DFL-Statistiken findet sich der FCN im Mittelfeld, weist aber immerhin bei den gewonnenen Zweikämpfen den drittbesten Wert der Liga auf. Auch bei der Anzahl der Sprints und der intensiven Läufe kratzt der Club zumindest am vorderen Drittel, wohingegen in Sachen Passquote, Ballbesitz und der generellem Laufleistung ein Platz in der unteren Tabellenhälfte zu Buche steht.

Gewinner & Verlierer

Obwohl auch andere junge Spieler wie Jens Castrop und Nathaniel Brown weitere Fortschritte gemacht haben, ist natürlich Can Uzun der große Gewinner beim 1. FC Nürnberg. Der 18-Jährige, der erst am Ende der vergangenen Saison debütierte, hat in den vergangenen Monaten sehr deutlich gemacht, für die 2. Bundesliga schlichtweg zu gut zu sein. Längst stehen die interessierten Vereine Schlange, sodass der FCN im Sommer sein Juwel wohl wird verabschieden müssen, dafür im Gegensatz aber eine stattliche Ablöse im Bereich von zehn Millionen Euro erhalten könnte.

Auch wenn das Verletzungspech schon in seiner ersten Saison beim FCN zugeschlagen hat, kam James Lawrence 2022/23 immerhin noch auf 21 Einsätze und stand 18 Mal in der Startelf. In dieser Spielzeit reichte es hingegen nur noch zu drei Einsätzen, ehe der walisische Nationalspieler von lange rätselhaften Muskelproblemen aus der Bahn geworfen wurde, die offenbar auf Nervenbeschwerden zurückzuführen sind. Ein Comeback ist nach einer nun vorgenommenen OP aktuell noch immer nicht in Sicht – ebenso wenig wie eine Verlängerung des auslaufenden Vertrages.

Winter-Transfers: Wer kommt, wer geht?

Mit dem an Fortuna Düsseldorf verliehenen Christoph Daferner und dem für kolportierte 1,6 Millionen Euro an Molde FK verkauften Mats Möller Daehli hat der 1. FC Nürnberg bisher zwei Spieler abgegeben, die zuletzt nicht mehr die erhoffte oder teils gar keine Rolle mehr gespielt haben. Weitere Abgänge etwa von Johannes Geis könnten folgen, ist der Kader doch nach wie vor vergleichsweise groß.

Daran, dass die Wintertransferperiode ein voller Erfolg ist, steht neben dem unerwartet hohen Erlös für Möller Daehli auch der Verkauf von Nathaniel Brown für rund drei Millionen Euro an Eintracht Frankfurt. Der Wechsel des Linksverteidigers, der für die Rückrunde direkt zurückgeliehen wurde, geht indes erst im Sommer über die Bühne, sodass Brown noch weiter zur Verfügung steht.

Anders als der als Alternative für das offensive Mittelfeld von der Frankfurter Eintracht ausgeliehene Marcel Wenig, der sich bei seinem ersten Einsatz im Club-Trikot einen Kreuzbandriss zuzog und bis zum Saisonende ausfallen dürfte. Kommen soll derweil noch ein Mittelstürmer, wobei einiges auf den im Probetraining für gut befundenen Sebastian Andersson hindeutet.

Vorbereitungsfazit & Prognose

Der 1. FC Nürnberg hat seine beiden Testspiele gegen den FC Brügge (0:3) und den Karlsruher SC (1:3) jeweils verloren, sich insbesondere gegen den badischen Ligarivalen in einer alles andere als guten Frühform präsentiert. Es gibt allerdings genügend Beispiele aus der Vergangenheit, in denen auf eine verpatzte Generalprobe eine umso stärkere Premiere folgte.

Beim Club glauben wir so an eine Fortsetzung der grundsätzlich positiven Entwicklung unter Trainer Fiel, der mit seinen klaren Worten nach dem KSC-Test auch den einen oder anderen seiner Schützlinge wachgerüttelt haben dürfte. Zwar sehen wir den FCN nicht im Kreis der Aufstiegskandidaten, aber schon den einen oder anderen Platz besser als in der Hinserie.

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