Wintercheck Fortuna Düsseldorf

Analyse & Prognose zur Rückrunde

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Donnerstag, 18.01.24 | 09:57

Hofft in der Rückrunde auf weniger Personalsorgen: Fortuna-Trainer Daniel Thioune. © picture alliance/dpa/Revierfoto

Nur ein Punkt trennt Fortuna Düsseldorf vor dem Start in die Rückrunde von Relegationsplatz drei und auch der zweite Platz befindet sich bei drei Zählern Rückstand in Schlagdistanz. Gleichzeitig begleitete die Fortuna über die Winterpause das Gefühl, dass in der Hinserie mehr als 30 Punkte möglich gewesen wären. Obwohl nun auch im Frühjahr 2024 der kleine Kader zu einem Handicap werden könnte, werden die Rheinländer nichts unversucht lassen, um den Sprung in die Bundesliga und im DFB-Pokal, in dessen Viertelfinale es zum FC St. Pauli geht, vielleicht sogar Historisches zu schaffen.

Die Hinrunde in der Zusammenfassung

Dem perfekten Start gegen Hertha BSC (1:0) schlossen sich bei einem Pokal-Erfolg beim FV Illertissen (3:1) in der Liga zwar zwei sieglose Spiele mit nur einem Punkt an, doch bei der SV Elversberg (5:0), gegen den Karlsruher SC (3:1) und bei Hansa Rostock (3:1) fuhr die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune anschließend drei überzeugende Siege am Stück ein – um danach gegen Hannover 96 (1:1), beim Hamburger SV (1:0) und gegen den VfL Osnabrück (1:1) gleich drei Mal sieglos zu bleiben.

Ein 4:3 nach 0:3-Rückstand gegen den 1. FC Kaiserslautern war dann der Auftakt zu einer ebenso spektakulären wie erfolgreichen Phase mit einem 4:1 gegen Eintracht Braunschweig und einem 6:3 nach Verlängerung im DFB-Pokal bei der SpVgg Unterhaching. Gegen den SV Wehen Wiesbaden (1:3) und bei der SpVgg Greuther Fürth (0:1) patzte die Fortuna aber zwei Mal, ehe gegen den FC Schalke 04 (5:3) und beim 1. FC Nürnberg (5:0) wieder Spektakel angesagt war.

Zu Ende ging das Jahr 2023 mit zwei Auswärtssiegen beim 1. FC Magdeburg (2:1 im Pokal, 3:2 in der Liga), zwischen denen indes auch eine 0:1-Heimniederlage gegen Holstein Kiel erlitten wurde.

Stärken & Schwächen

An guten Tagen ist die Fortuna von kaum einem Gegner zu bremsen. Läuft es nicht so rund, kann die Thioune-Elf aber auch gegen jeden Gegner verlieren. Gerade zu Hause erwischte Düsseldorf mehrere schwäche Tage, sodass die Heimbilanz (14 Punkte aus neun Spielen) schwächer ausfällt als die Bilanz in der Fremde (16 Punkte aus acht Partien). Nochmals signifikanter für die unterschiedliche Performance im eigenen Stadion und auf gegnerischem Platz ist der Blick auf das Torverhältnis von 17:15 zu Hause und 20:6 auswärts.

Insgesamt sind 37 erzielte Treffer der ligaweite Spitzenwert, der freilich auch auf gleich drei Spiele mit fünf Toren zurückzuführen ist. Gerade gegen andere Top-Teams allerdings blieb die grundsätzlich angesichts von 13 verschiedenen Torschützen nicht leicht ausrechenbare Düsseldorfer Offensive stumpf. Weder beim HSV noch auf St. Pauli, in Fürth und gegen Kiel gelang ein Treffer. Ohne Gegentor blieb die Fortuna derweil zwar an drei der ersten vier Spieltage, danach aber nur noch ein weiteres Mal. Ein Grund dafür waren aber sicherlich auch die verletzungsbedingt immer wieder nötig gewordenen Umstellungen in der Abwehrkette.

Eine Stärke ist unterdessen die Physis, liegt die Fortuna doch in den DFL-Statistiken bei den absolvierten Kilometern auf dem zweiten Platz sowie bei den intensiven Läufen und den Sprints jeweils auf Rang vier. Auch in puncto Ballbesitz (53%, Platz 5) und Passquote (86%, Platz 3 gehören die Rheinländer zu den Top-Teams.

Gewinner & Verlierer

Es gab im Sommer durchaus einige Zweifel daran, ob ein 29-jähriger Niederländer aus der 3. Liga die Fortuna-Offensive tatsächlich verstärken kann. Nach etwas Anlaufzeit strafte Vincent Vermeij aber alle Skeptiker Lügen, avancierte vor allem im zweiten Teil der Hinrunde zum absoluten Leistungsträger und kann in 15 Einsätzen auf neun Tore zurückblicken. Die Frage nach der Nummer eins im Düsseldorfer Angriff stellt sich trotz eines aufstrebenden Jona Niemiec und der Verpflichtung von Christoph Daferner daher erst einmal nicht.

Mit dem Siegtor am ersten Spieltag gegen Hertha BSC erwischte Daniel Ginczek einen hervorragenden Saisonstart. Ein weiterer Treffer sollte dem 32-jährigen Angreifer aber nicht mehr gelingen. Vielmehr wurde Ginczek im Oktober wieder einmal vom Verletzungspech erwischt und kam im Dezember nur noch zu einem Kurzeinsatz – seinem letzten, denn der Vertragsauflösung zu Jahresbeginn folgte der Wechsel zum MSV Duisburg.

Winter-Transfers: Wer kommt, wer geht?

Schon zum Start des Trainingslagers war mit Christoph Daferner der gesuchte Angreifer an Bord. Der 25-Jährige wurde vom 1. FC Nürnberg zunächst ausgeliehen und sollte eigentlich für mehr Optionen in vorderster Front sorgen. Weil sich kurz danach Daniel Ginczek in Richtung MSV Duisburg verabschiedete, stehen nach aktuellem Stand aber weiterhin nur drei Angreifer zur Verfügung – auch, da Tim Rossmann, dessen Verpflichtung vom Karlsruher SC bekannt gegeben wurde, erst zum 1. Juli kommt.

Ansonsten hat sich bislang im Kader nichts getan, abgesehen davon, dass mit Sima Suso und King Manu zwei Talente die Vorbereitung genutzt haben, um näher heranzurücken. Bis Transferschluss soll aber nach Möglichkeit noch weitere Verstärkung kommen. Schon bevor sich Jamil Siebert mit einem Innenbandriss für mehrere Wochen in den Krankenstand verabschiedete, äußerte Trainer Thioune den Wunsch nach einer zusätzlichen, möglichst variabel einsetzbaren Defensivkraft. Die Suche nach einer passenden Verstärkung dauert aber noch an. Möglich indes auch, dass mit Ao Tanaka noch ein Leistungsträger den Verein verlässt.

Vorbereitungsfazit & Prognose

Mit einer Niederlage gegen NEC Nijmegen (0:2), einem Sieg gegen den FC Dordrecht (6:2) und einem Unentschieden gegen Arminia Bielefeld (2:2) hatten die Vorbereitungsspiele der Fortuna alle Ergebnisse zu bieten, wobei die Priorität nicht auf möglichst guten Resultaten lag, sondern unter anderem auch darauf, taktische Flexibilität hinzuzugewinnen.

Der relativ kleine Kader, der zumindest in den ersten Wochen der Rückrunde durch die Ausfälle von Siebert, Marcel Sobottka und Matthias Zimmermann auch noch dezimiert wird, ist mit Blick auf den angepeilten Aufstieg sicherlich ein Nachteil. Insbesondere gegenüber der direkten Konkurrenz, die breiter aufgestellt scheint. Wir glauben zwar, dass die Fortuna dennoch lange vorne dabei bleiben wird, doch am Ende wird es unserer Einschätzung knapp nicht für einen Platz unter den ersten Drei reichen.

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