Wintercheck Hannover 96

Analyse & Prognose zur Rückrunde

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Mittwoch, 17.01.24 | 10:20

Steht zum Start ins neue Jahr unter Druck: Hannovers Trainer Stefan Leitl. © picture alliance/dpa | Swen Pförtner

Auch wenn der Aufstieg im Sommer nicht explizit als Ziel ausgegeben wurde, wollte Hannover 96 die vergangene, nach einer enttäuschenden Rückrunde nur auf Platz zehn abgeschlossene Vorsaison doch deutlich verbessern und im vorderen Drittel mitmischen. 21 Punkte aus den ersten zwölf Partien und zwischenzeitlich Rang drei bewogen Klubboss Martin Kind dann aber dazu, doch schon in dieser Spielzeit die Bundesliga ins Visier zu nehmen.

Just seit diesem Zeitpunkt allerdings ist der Wurm drin und 96 sieglos geblieben, sodass zur Winterpause nur Rang acht mit 24 Zählern zu Buche steht. Wegen der negativen Tendenz im Herbst hat der Rückrundenstart für die Niedersachsen und insbesondere für Trainer Stefan Leitl enorme Bedeutung.

Die Hinrunde in der Zusammenfassung

Fünf Punkte aus den ersten vier Spielen waren nicht der Start, den man sich bei Hannover 96 erhofft hatte. Danach aber verbuchten die Niedersachsen aus den folgenden vier Begegnungen zehn Zähler und näherten sich der Tabellenspitze, ehe der Zwischenspurt beim 1. FC Kaiserslautern (1:3) gestoppt wurde. Anschließend gelang gegen den 1. FC Magdeburg ein 2:1-Heimsieg und nach einem 2:3 beim FC Schalke 04 wurde auch das prestigeträchtige Derby gegen Eintracht Braunschweig (2:0) gewonnen.

Ausgerechnet nach diesem Derbysieg lief es aber nicht mehr. War das 0:0 beim FC St. Pauli noch ein ordentliches Resultat, bedeuteten nur zwei Zähler aus den vier Partien geen Hertha BSC (2:2), beim SC Paderborn (0:1), gegen den Karlsruher SC (2:2) und bei Holstein Kiel (0:3) einen verpatzten Hinrundenendspurt.

Stärken & Schwächen

Hannover 96 verfügt mit Torwart Ron-Robert Zieler und Abwehrchef Marcel Halstenberg über zwei erfahrene Konstanten mit weit überdurchschnittlicher Zweitliga-Qualität. Neben diesem Duo waren aber zu viele potentielle Unterschiedsspieler in ihren Leistungen zu schwankend wie Louis Schaub und Derrick Köhn oder wie Cedric Teuchert über einen längeren Zeitraum hinweg verletzt.

Sofern alle Akteure ihr Potential auf den Platz bringen, hat Hannover das Zeug zum Aufstieg, doch weil eben nur höchstselten wie beim 7:0-Kantersieg gegen den VfL Osnabrück alle Rädchen ineinandergreifen, stellt die Leitl-Elf aktuell nur gehobenes Mittelmaß dar. Das gilt auch für objektive Werte, findet sich 96 doch in den DFL-Statistiken in sämtlichen Laufkategorien (Distanz, Sprints, intensive Läufe) sowie bei der Passquote nur in der zweiten Tabellenhälfte wieder.

Auffällig ist bei insgesamt ordentlichen 30 Treffern, dass das Mittelfeld zu wenig Torgefahr entwickelt. Lediglich vier Tore entfallen auf Enzo Leopold (2), Fabian Kunze und Louis Schaub. Um etwas weniger ausrechenbar zu werden, sollte sich 96 in diesem Bereich wieder steigern. Ebenso auch wieder in puncto defensiver Stabilität, waren acht Gegentreffer in den letzten vier Partien der Hinrunde doch definitiv zu viele. Die in der Wintervorbereitung neuinstallierte Viererkette soll dafür ein Baustein sein.

Gewinner & Verlierer

Am Ende der Hinrunde zeigte zwar wie bei der gesamten Mannschaft auch bei Enzo Leopold die Formkurve nach unten, doch zuvor war der 23-Jährige der größte Gewinner. In seiner ersten Saison in Hannover noch nicht über eine Nebenrolle hinausgekommen, machte sich Leopold auf der Doppelsechs neben Fabian Kunze trotz Konkurrenten wie Max Besuschkow oder Neuzugang Max Christiansen als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive unverzichtbar. Leopold, dessen Vertrag ausläuft, muss allerdings mit Blick auf die letzten Partien im neuen Jahr nun wieder zulegen, um seinen Platz im Team zu verteidigen.

Anders als für Leopold lief es gleich für einige Akteure nicht ansatzweise wie erhofft. War die Nebenrolle von Julian Börner zu erwarten, hatte sich neben Besuschkow sicherlich auch Sebastian Ernst mehr Spielzeit im zentralen Mittelfeld erhofft. Nach nur zehn Kurzeinsätzen sah es für den 28-Jährigen, der bei 96 ausgebildet wurde und 2021 eigentlich als potentieller Schlüsselspieler zurückgeholt wurde, lange nicht nach einer Verlängerung seines auslaufenden Vertrages aus. Im Wintertrainingslager aber avancierte Ernst zu einem Gewinner und steht vor einer neuen Chance in der Startelf.

Winter-Transfers: Wer kommt, wer geht?

Schon vor Beginn der Transferperiode hat Trainer Leitl betont, mit dem vorhandenen Kader zufrieden zu sein und keine Neuzugänge zu benötigen. Daran hat sich in den vergangenen Wochen nichts geändert, zumal in der Wintervorbereitung mit Montell Ndikom, Lars Gindorf, Tom Moustier und Alexander Babitsch Talente aus dem eigenen Nachwuchs näher herangerückt sind, die gegebenenfalls Spielzeiten erhalten sollen.

Verlassen hat 96 derweil mit Monju Thaddäus Momuluh ein anderer vielversprechender Youngster, der auf Leihbasis bei Arminia Bielefeld Spielpraxis sammeln und reifen soll. Weitere Abgänge könnten folgen. Insbesondere Max Besuschkow, der nur noch mit der zweiten Mannschaft trainiert, soll möglichst noch von der Gehaltsliste gestrichen werden.

Vorbereitungsfazit & Prognose

Mit einem Sieg und einer Niederlage im Doppeltest gegen Ajax Amsterdam (3:0 und 1:2) sowie Siegen gegen den FC Zürich (4:1) und Holstein Kiel (3:2) ist die Vorbereitung ansprechend verlaufen und hat die Hoffnung auf eine erfolgreichere Rückrunde genährt.

Die zwischenzeitlich aufgeflammten Träume vom Aufstieg schon in dieser Saison werden zwar aktuell nur leise geträumt, doch sollte der Start ins neue Jahr erfolgreich verlaufen und der Rückstand verkürzt werden können, dürfte der Blick durchaus nochmal nach oben gehen. Grundsätzlich wäre das Potential vorhanden, um vorne ein Wörtchen mitzureden, doch die mittelmäßige Hinserie und die fehlende Konstanz auf gutem Niveau lassen uns nicht mehr als Platz sechs oder sieben erwarten.

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