Was wurde eigentlich aus… der SpVgg. Bayreuth?

Die Geschichte seit dem Abstieg aus der 2. Liga

Autor: Christian Slotta Veröffentlicht: Donnerstag, 17.11.16 | 09:42
Wolfgang Mahr fliegt einem Ball hinterher.

Wolfgang Mahr stand in 271 Zweitliga-Spielen im Bayreuther Tor. Heute ist er Sportlicher Leiter des Klubs. ©Imago

„Oldschdod“ – vor allem im Oberfränkischen hat dieser Name noch immer einen tollen Klang. Er gehört zur SpVgg. Bayreuth, die bis 1990 immer wieder mal in der 2. Bundesliga unterwegs war. Seither hat man außerhalb von Bayern nicht mehr viel von dem Verein gehört. Deshalb haben wir uns gefragt, wie es der SpVgg. in den vergangenen gut 25 Jahren ergangen ist.

Erfolgreich in den 1970er Jahren

Im Jahr 1959 gelang dem 1921 gegründeten Verein erstmals der Aufstieg in die Zweitklassigkeit, wo Bayreuth sich anschließend drei Jahre lang halten konnte. Zehn Jahre nach dem ersten Aufstieg kehrte die SpVgg. zurück und sollte fortan das erfolgreichste Jahrzehnt ihrer Geschichte erleben. 1980 gelang es dem Verein sogar, den FC Bayern aus dem Pokal zu werfen. Ein Jahr zuvor nahm der Klub an der Aufstiegsrunde zur Bundesliga teil, verlor hier aber knapp in Hin- und Rückspiel gegen Bayer Uerdingen. 

„ In der eingleisigen 2. Liga waren wir klar im Hintertreffen. ”
Wolfgang Mahr

Einer, der damals dabei war, ist Wolfgang Mahr, der insgesamt 271 Zweitliga-Spiele für Bayreuth bestritt. Für ihn stellt das Spiel auch im Nachhinein kein Wendepunkt hin zum Schlechteren dar: „Nach dem verlorenen Aufstiegsspiel hatten wir ja trotzdem noch ein, zwei vernünftige Jahre. Dann kam aber die eingleisige 2. Liga und da waren wir aufgrund der Rahmenbedingungen schon klar im Hintertreffen – wir waren Halb-Profis, die meisten anderen Teams waren reine Profi-Mannschaften. Deshalb sind wir im ersten Jahr direkt in die Bayernliga abgestiegen.“

Zweimal Glück, dann war es vorbei

1985 schaffte die SpVgg. erneut den Sprung ins Fußball-Unterhaus. Aber wiederum konnte sich der Verein nicht halten und stieg nur ein Jahr später wieder ab. 1987 gelang dann aber auch der direkte Wiederaufstieg, woraufhin die Oberfranken insgesamt drei Spielzeiten in der 2. Bundesliga verbrachten. Das war aber auch mit ziemlich viel Glück verbunden, denn sportlich war der Klub in den ersten beiden Jahren eigentlich wieder abgestiegen – nur aufgrund nicht erteilter Lizenzen an Oberhausen und Offenbach blieb die SpVgg. drin.

Wolfgang Mahr hatte da seine aktive Karriere gerade beendet und erlebte Teile dieser turbulenten Jahre als Trainer mit: „Wir hatten eigentlich eine ordentliche Mannschaft und haben den direkten Nichtabstieg immer nur um ein, zwei Punkte verpasst. Selbst 1990, als wir dann endgültig abgestiegen sind, standen wir noch auf dem ersten Abstiegsplatz. Hätte es wieder einen Lizenzentzug gegeben, und da gab es durchaus Kandidaten, hätten wir den Verein wieder in der 2. Liga halten können.“

Seit zwei Jahren wieder viertklassig

Danach ist die SpVgg. über 20 Jahre lang nicht mehr so richtig auf die Füße gekommen. 2008 wurde der Verein zwar Meister der Bayernliga, allerdings wurde die Lizenz für die Regionalliga nicht erteilt. Aufgrund der Liga-Reform war Bayreuth damit nur noch fünftklassig. Im Jahr darauf musste ein Insolvenzantrag gestellt werden. 2011, als der Klub praktisch gerettet war, stieg er im Entscheidungsspiel gegen den Rivalen Bayern Hof sogar in die 6. Liga ab. Erst 2014 schaffte die „Oldschdod“ zumindest die Rückkehr in die Regionalliga, wo sie in den ersten beiden Spielzeiten die Plätze sechs und sieben belegte. 

„ Für die Region wäre es schön, wenn es einen Drittligisten geben würde. ”
Wolfgang Mahr

Noch ist der Aufstieg in die 3. Liga kein ernsthaftes Thema, aber Ziele sollte man immer haben, meint Wolfgang Mahr, der inzwischen Sportlicher Leiter seines Vereins ist: „Um uns herum ist fußballerisches Niemandsland, deshalb wäre es für die Region hier schön, wenn es einen Drittligisten geben würde. Aber so etwas kann man nur mit finanziellen Zuwendungen schaffen. Und da wir hier große sportliche Konkurrenz mit den Basketballern von medi Bayreuth und Brose Bamberg haben, die für potenzielle Sponsoren sehr attraktiv sind, ist es für uns schwierig.“

Deshalb sind die Saisonziele momentan auch eher niedrig gesteckt: „Wir haben für uns selbst diese Spielzeit als Übergangssaison ausgegeben. Auch im Hinblick auf den Umbau unseres Stadions, der momentan läuft. Deshalb müssen wir unsere Heimspiele jetzt 30 Kilometer entfernt austragen, das interessiert in Bayreuth keinen Menschen. Gegen Unterhaching hatten wir 450 Zuschauer, in Bayreuth hätten wir garantiert 1.250 bis 1.500 gehabt – das ist einfach schade.“

Im Frühjahr, so der Plan, soll das Stadion der SpVgg. fertig sein. Dann soll es – mit vielen eigenen Fans im Rücken – langsam, aber sicher wieder in höhere Gefilde der Tabelle gehen.

Anton Makarenko im Zweikampf mit Bayerns Lucas Scholl.

Anton Makarenko (l.) war früher u.a. in Augsburg und Chemnitz aktiv. Jetzt geht er für Bayreuth auf Torejagd. ©Imago

3 Fragen an… Anton Makarenko

Herr Makarenko, Sie haben 125 Spiele in der 3. Liga und fünf Partien in der 2. Bundesliga bestritten. Warum haben Sie sich im Sommer 2015 dazu entschieden, in die Regionalliga zur SpVgg. Bayreuth zu gehen?
Anton Makarenko: „Nachdem mein Vertrag bei Energie Cottbus nicht verlängert wurde, habe ich mich einen Monat bei der SpVgg. fit gehalten. Das passte ganz gut, denn meine Frau kommt aus Bayreuth. Und da sich nichts im Profi-Bereich ergeben hat, was mich gereizt hätte, kam die SpVgg. auf mich zu und hat gefragt, ob ich dem Verein nicht helfen könnte, weil es damals einige Verletzte im Offensivbereich gab. Deshalb bin ich in Bayreuth geblieben.“

In der vergangenen Saison hat Ihre Mannschaft einen ordentlichen 7. Platz belegt, aktuell ist der Klub Tabellen-10. Was ist noch drin in dieser Spielzeit?
Makarenko: „Unser vorrangiges Ziel war, die Liga zu halten. Durch den Stadionumbau war dem ganzen Verein bewusst, dass es eventuell ein schwierigeres Jahr werden könnte. Wir sind aber momentan vom Punkteschnitt her ganz gut im Soll, sodass unser Ziel jetzt eine ähnliche Platzierung wie im vergangenen Jahr sein wird. Das ist auch durchaus drin. Für mich ist unsere Mannschaft im Vergleich zur Saison 2015/16 nicht schlechter geworden.“

Ihr Vertrag in Bayreuth läuft noch bis 2019. Glauben Sie, dass Sie mit der SpVgg. in dieser Zeit in die 3. Liga zurückkehren?
Makarenko: „Warum nicht? Es wäre auf jeden Fall schön, wenn wir das in dieser Zeit erreichen. Momentan ist es nicht direkt absehbar, und ich glaube sowieso, dass der Aufstieg allgemein nicht wirklich planbar ist. Da müssen sehr, sehr viele Faktoren zusammentreffen, damit es dazu kommt. Aber wir hoffen, dass es in den nächsten Jahren vorangeht, sowohl in der sportlichen Entwicklung als auch hinsichtlich der Strukturen des Vereins. Dann sehe ich der Zukunft sehr positiv entgegen.“