FC St. Pauli: Verstärkungen für den Angriff möglich
Kiezkicker häufig ineffizient vor dem Tor
Der FC St. Pauli konnte spielerisch in der Hinrunde zwar häufig überzeugen, aber holte viel zu wenig Punkte. Ein Grund dafür war vor allem die Effizienz vor dem Tor. Dieses Problem hat man aber auch intern erkannt und öffnet den Verantwortlichen Spielraum für Nachverpflichtungen.
Präsident Oke Göttlich gab in der „Mopo“ an, dass die Erwartungen in der Offensive vor allem auf Youngster Igor Matanovic lagen: „Wir hätten im Sommer durchaus noch einen Stürmer holen können, aber zu welchem Preis? Und was wäre dann mit Igor Matanovic gewesen? Timo Schultz und Andreas Bornemann haben sich verständigt, alle waren überzeugt: Der kann die 15 Tore schießen.“ Göttlich gab aber auch an, dass man die Entscheidung in der Nachbetrachtung zweigeteilt sehen muss: „Fakt ist: Igor hat null Tore geschossen und das ist für einen Stürmer seiner Qualität nicht ausreichend – was nicht als Kritik an Igor ausgelegt werden soll. Wir sind von ihm überzeugt und stärken ihm weiter den Rücken. Hätten wir einen weiteren Stürmer geholt, hätten wir darüber sprechen müssen, dass ein Igor uns eventuell verlässt. Im Rückspiegel würde jeder sagen: Na klar, hätten wir Igor einfach verliehen. Im Sommer hätte ich aber den Mutigen gern gesehen, der diese Entscheidung getroffen hätte. Zudem wollten wir Igor behalten, er kommt aus unserer Jugend und wir stehen zu ihm.“
In den bisherigen 17 Ligapartien erzielte St. Pauli nur 23 Tore, obwohl man die zweitmeisten Torschüsse der Liga hatte. Mit acht Alluminiumtreffern liegt man auf Platz 3 im Ligavergleich. Nach Expected Points liegen die Kiezkicker sogar auf dem ersten Tabellenplatz. Potential steckt also genug in der Mannschaft, sie muss es bloß konstanter und vor allem effizienter zeigen. Dies hat auch Oke Göttlich erkannt: „Wir lassen statistisch sehr wenige Torschüsse zu, wir feuern sehr viele ab, aber die Ergebnisse sind nicht da. Es ist eine sehr schwierige Analyse, wenn du statistisch viel richtig machst und eine mannschaftliche Geschlossenheit siehst, letztlich aber die Ergebnisse ausbleiben. Sehr intensiv werden wir die Frage besprechen, warum sich der FC St. Pauli gegen Widerstände so schwer tut – also gegen robust auftretende Mannschaften und gegen Rückstände. Wir haben sehr lange nach Rückständen und auch sehr lange auswärts nicht mehr gewonnen. Es hat uns als FC St. Pauli immer ausgezeichnet, aktivistisch und meinungsstark zu sein und gegen Widerstände anzugehen – gesellschaftlich oder auf dem Feld. Das ist das, was uns derzeit fehlt, nämlich der Punch. Es geht nicht darum, ob unser Sportchef und unser Trainer beliebt oder unbeliebt sind. Fakt ist, dass die Ergebnisse nicht da sind. Das wird auch so in der Deutlichkeit besprochen. Es ist jetzt Thema der sportlichen Leitung und des gesamten sportlichen Umfelds, mit Lösungen zu kommen, was jetzt zu verändern ist. Wenn die auf dem Tisch liegen, werden Entscheidungen getroffen und Maßnahmen ergriffen. Die Analyse ist anders als vor zwei Jahren. Da war unser Team rundzuerneuern. Das ist jetzt nicht der Fall. Wir haben dazu 13, 14 Spiele von 17 spielerisch dominiert, aber die Ergebnisse nicht geholt. Die Frage ist, wie spielen wir mal nicht netten Fußball und gewinnen dafür mehr Spiele.“
Durch die Verkäufe im Sommer von Daniel-Kofi Kyereh und Guido Burgstaller hat der FC St. Pauli auch finanzielle Rücklagen für Wintertransfers. In der letzten Transferperiode gaben die Kiezkicker 2,85 Millionen aus und nahmen 5,1 Millionen durch Spielerverkäufe wieder ein. Besonders in der Offensive könnte St. Pauli noch Verstärkung gebrauchen. Die vier Mittelstürmer Johannes Eggestein (5), Etienne Amenyido (1), David Otto (1) und Igor Matanovic (0) trafen insgesamt nur sieben Mal.