SV Sandhausen: Interview mit Niklas Lomb

"Die Umstellung war nicht schwer."

Autor: Simon Thijs Veröffentlicht: Donnerstag, 15.11.2018 | 11:55
Niklas Lomb vom SV Sandhausen

Niklas Lomb traf in Sandhausen auf einen alten Bekannten. ©Imago/masterpress

Nach zwei Jahren ohne Spielpraxis trauten viele Niklas Lomb nicht zu, sich während seiner Leihe von Bayer Leverkusen zum SV Sandhausen gegen Marcel Schuhen durchsetzen zu können und die erhoffte Einsatzzeit zu erhalten. Doch im DFB-Pokal überzeugte er und stand fortan auch in der Liga zwischen den Pfosten. Im Gespräch mit Liga-Zwei.de gibt er Einblick in den Konkurrenzkampf mit Marcel Schuhen, den zunehmenden Verzicht auf U23-Mannschaften und seinen Stammverein Bayer Leverkusen.

In Sandhausen haben Sie gleich gut Fuß gefasst, obwohl Sie in den letzten beiden Jahren in Leverkusen ohne Einsatz waren. Wie konnten Sie sich da trotzdem weiterentwickeln?
Niklas Lomb: „Leverkusen ist sicher kein schlechter Verein. Du hast da alle Möglichkeiten, hast alles was du brauchst, hast ein sehr hohes Trainingsniveau durch die vielen guten Spieler. So konnte ich mich Tag für Tag im Training weiterentwickeln. Aber wie Sie schon sagen, dadurch habe ich weniger Wettkampferfahrung sammeln können. Deswegen habe ich mich dann im Sommer entschieden, denn Schritt hierher zu machen.“

Welche Aspekte lassen sich aber nur über Einsätze verbessern?
Lomb: „Es gibt einfach Situationen, die kannst du im Training nicht so nachstellen, wie sie im Spiel sind. Dann gilt es verschiedene Situationen einschätzen zu können: Wann kommt man raus, wann bleibt man drin? Flanken unter Bedrängnis, Spieleröffnung. Im Spiel hat man auch einen anderen Druck, weil es um mehr geht, als im Training.“

„ Eine zweite Mannschaft kann etwas bringen. ”
über Verzicht auf U23-Teams

Sie gehören zu den Spielern, die von der Abmeldung der U23 in Leverkusen direkt betroffen waren. Wie stehen Sie dazu, dass viele Bundesligisten mittlerweile auf den Unterbau verzichten?
Lomb: „Den Übergang von der Jugend in die Profiabteilung schafft nicht jeder sofort. Da kann es schon mehr bringen, eine zweite Mannschaft zu haben, um für diese Spieler Spielpraxis zu gewährleisten. Natürlich gibt es immer ein Für und Wider, ob es sich für den Verein lohnt oder nicht, je nachdem wie die finanziellen Dinge da aussehen.

Für mich wäre es damals und in den letzten beiden Jahren natürlich praktisch gewesen, hätte es eine zweite Mannschaft gegeben. So hätte ich neben dem Profi-Training weiter Spielpraxis sammeln können. Es gibt Argumente dagegen, aber es wäre mit Sicherheit nicht verkehrt gewesen.“

Mit der Leihe nach Sandhausen sollten Sie wieder mehr Spielpraxis bekommen. Wie zuversichtlich waren Sie, dass Sie sich gegen Marcel Schuhen durchsetzen würden?
Lomb: „Mir war die Konkurrenz natürlich bewusst, weil ich Marcel schon lange kenne und wir früher oft gegeneinander gespielt haben. Aber man hat natürlich den Anspruch, sein Bestes zu geben und zu versuchen durch Leistung reinzukommen. Mir war klar, dass es hier einen Dreikampf gibt, weil hier auch drei gute Torhüter sind.

Aber ich habe mich dazu entschieden hierher zu kommen, weil ich versuchen wollte, wieder ins Tor zu kommen. Weil ich eben zwei Jahre nicht gespielt habe, fand ich es nur logisch, dass man sich der Konkurrenz stellen muss. Ich bin natürlich froh, dass es im Endeffekt geklappt hat.“

„ Wir haben in der Mittelrhein-Auswahl zusammen gespielt. ”
über Marcel Schuhen

Schuhen kommt aus der Jugend des 1. FC Köln. Macht das die „Rivalität“ für Sie als Leverkusener noch etwas spezieller?
Lomb: „Nein. Wir verstehen uns sehr gut, haben uns auch früher sehr gut verstanden, auch wenn wir bei rivalisierenden Klubs waren. Wir haben in der Mittelrhein-Auswahl zusammen gespielt, von daher gibt es da keine besondere Rivalität.“

Vom Trainer gab es extra Lob nach dem Spiel am Freitag gegen Duisburg. Wie wichtig ist das, jetzt wo Marcel Schuhen wieder einsatzfähig sein wird?
Lomb: „Man sollte sich eigentlich nur auf sich konzentrieren. Mir geht es darum, dass ich mich im Training weiterentwickle, mich weiter anbiete und meine Leistung bringe. Ich befasse mich nur damit, was ich selber beeinflussen kann, alles andere kostet unnötig Kraft.“

Macht es für Sie einen Unterschied im Training, ob Sie Druck auf den Stammkeeper machen oder Ihren Platz verteidigen?
Lomb: „In beiden Fällen musst du in jedem Training hundert Prozent geben. Wenn du das nicht machst, entwickelst du dich nicht weiter. Als Leistungssportler haben wir immer den Anspruch das Bestmögliche herauszuholen.“

„ Es ist eine andere Intensität im Spiel. ”
über den Unterschied zwischen 3. und 2. Liga

Auch Torwart-Trainer Daniel Ischdonat kommt aus der Bayer 04-Jugend. Spielte das eine Rolle bei Ihrer Entscheidung für Sandhausen und in der Beziehung zu Daniel Ischdonat?
Lomb: „Da er lange vor meiner Zeit in Leverkusen war, spielt das keine Rolle. Es war auch noch nicht klar, dass Ischdo wieder hier sein wird, als ich ankam. Aber wir haben ein gutes Torwart-Team, verstehen uns alle gut und arbeiten gut zusammen.“

Sie sind durch Leihen bereits in der 3. Liga aktiv gewesen, kennen die Bundesliga auch ein wenig. Wie unterscheidet sich die 2. Bundesliga aus Torwart-Sicht von diesen Ligen?
Lomb: „Gute Frage. Du merkst, dass eine andere Intensität im Spiel ist. Natürlich gibt es in der Qualität Unterschiede. Die Handlungsschnelligkeit, die Auffassungsgabe, Situationen zu erkennen, Schnelligkeit im Kopf, das spielt glaube ich im Vergleich zwischen 3. Liga und 2. Liga aber auch im Vergleich 2. zu 1. Liga nochmal eine große Rolle.“

Dem SV Sandhausen merkt man seit dem Trainerwechsel eine andere Spielweise an. Was hat sich für Sie als Torwart verändert, seit Uwe Koschinat da ist?
Lomb: „Ich muss immer noch die Bälle halten (lacht). Das hat sich nicht verändert. Wir haben ein paar Sachen anders gemacht, bei defensiven Standards zum Beispiel. Im Großen und Ganzen bleibt meine Aufgabe aber gleich. Deswegen war die Umstellung für mich nicht so schwer.“

„ Sie sind jetzt in keiner tollen Lage. ”
über seinen Stammverein Bayer 04

In Leverkusen steht derweil Heiko Herrlich immer wieder in der Kritik. Wie beobachten Sie die Situation dort auch im Hinblick auf Ihre Rückkehr im Sommer?
Lomb: „Ich beobachte das natürlich, aber nicht vor dem Hintergrund meiner möglichen Rückkehr im Sommer. Das ist noch zu weit in der Zukunft, damit beschäftige ich mich jetzt noch nicht. Aber ich verfolge natürlich meine alten Mannschaftskollegen.

Ich habe noch viele Freunde in der Mannschaft, mit denen man schon mal spricht, wie es so geht. Sie sind jetzt in keiner tollen Lage, aber ich bin mir sicher, bei der Qualität, die sie haben, kriegen sie wieder die Konstanz rein und pirschen sich wieder langsam nach oben.“

Ihr Vertrag läuft dann in Leverkusen nur noch ein Jahr, sodass keine weitere Leihe möglich wäre. Welche Gedanken machen Sie sich schon über die Zeit nach dieser Saison?
Lomb: „Ehrlich gesagt noch keine, denn Fußball ist ein Sport, in dem sehr schnell Dinge anders laufen, als man sie geplant hat. Es bringt mir nichts, zu spekulieren, wie es im Sommer weitergehen könnte. Das ist so weit in der Zukunft, dass man das nicht planen kann. Viele Faktoren spielen eine Rolle und wenn ich mich jetzt damit beschäftigen würde, würde ich den Fokus auf das, was wichtig ist, verlieren: Spielen und weiter Leistung zeigen.“

Herr Lomb, vielen Dank für das Gespräch!

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