SV Wehen Wiesbaden Teamcheck

Analyse & Prognose zur neuen Saison

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Dienstag, 18.07.23 | 14:03
© IMAGO / Jan Huebner

Hatte mit 15 Toren in 27 Drittliga-Spielen großen Anteil am Aufstieg: Ivan Prtajin. © IMAGO / Jan Huebner

Drei Jahre nach dem Abstieg am Ende der Saison 2019/20, die damit ein einjähriges Intermezzo in der 2. Bundesliga geblieben ist, meldet sich der SV Wehen Wiesbaden zurück in der Zweitklassigkeit. Weil der SC Freiburg II nicht aufstiegsberechtigt war, genügte dem SVWW der vierte Platz zur Teilnahme an der Relegation, die dann gegen Arminia Bielefeld mit einem 4:0-Heim- und einem 2:1-Auswärtssieg zu einer überraschend klaren Angelegenheit wurde.

Nachdem schon das erste Zweitliga-Abenteuer von 2007 bis 2009 nur von kurzer Dauer war, lautet das klare Ziel nun natürlich Klassenerhalt. Wie wir diesbezüglich die Chancen des SV Wehen Wiesbaden einschätzen, verrät unser Teamcheck.

Kommen & Gehen

Nach der erfolgreichen Relegation haben mehrere Stammspieler, darunter auch Leistungsträger, den Verein verlassen. Ahmet Gürleyen (1. FC Nürnberg), Brooklyn Ezeh (Hannover 96) und Johannes Wurtz (noch ohne neuen Verein) entschieden sich gegen einen Verbleib, während Sebastian Mrowca (Preußen Münster) kein neues Angebot mehr erhalten hat und das Karriereende von Dennis Kempe schon länger klar war. Lucas Becker (Kickers Offenbach), Dominik Bauer (FC Eddersheim), Suheyel Najar (Viktoria Köln) und Lucas Brumme (im Probetraining bei Rot-Weiss Essen) fallen derweil weniger ins Gewicht. Mit dem umworbenen Benedict Hollerbach wird sich indes aller Voraussicht nach noch ein weiterer Aufstiegsheld verabschieden.

Neben Nassim Elouarti aus dem eigenen Nachwuchs und dem zuletzt an den FSV Frankfurt verliehenen Amin Farouk, die keine große Rolle spielen dürften, hat der SVWW dafür acht externe Neuzugänge präsentiert. Erfahrung in der 2. Bundesliga bringen allerdings nur der zuletzt vereinslose Defensiv-Allrounder Martin Angha, Flügelspieler Keanan Bennetts (SV Darmstadt 98) und Antonio Jonjic (Erzgebirge Aue) mit, aber auch lediglich auf überschaubarem Niveau.

Mit Marcus Mathisen (IK Sirius) und Aleksandar Vukotic (SK Beveren) sind zwei gestandene Innenverteidiger, die sich im Ausland bewährt haben, neu dabei. Ebenso Amar Catic (ADO Den Haag), Hyun-ju Lee (FC Bayern München II) und Nick Bätzner (KV Oostende).

So lief die Vorbereitung

Aufgrund der Relegation ging es für den SVWW am 26. Juni nach weniger als drei Wochen Urlaub schon wieder los. Eine knappe Woche danach wurde beim FV Biebrich 02 (5:1) das erste Testspiel locker gewonnen, dem während des Trainingslagers in Fügen ein 1:1 gegen den FC Nordsjaelland folgte. Bei der offiziellen Saisoneröffnung am vergangenen Wochenende gelang gegen VV St. Truiden ein 1:0-Sieg, der als Mutmacher für die bevorstehende Saison diente.

Am Samstag um 13 Uhr steigt schließlich in der BRITA-Arena die Generalprobe gegen den niederländischen Erstligisten Fortuna Sittard.

Stärken & Schwächen

Obwohl es in der Offensive mit Ivan Prtajin und Benedict Hollerbach sowie zumindest teilweise auch Johannes Wurtz Unterschiedsspieler gab, war der größte Trumpf des SV Wehen Wiesbaden im Aufstiegsjahr dennoch die mannschaftliche Geschlossenheit. Daran wird sich eine Klasse höher sicherlich nichts ändern, zumal gerade offensiv Qualität eingebüßt wurde bzw. mit Hollerbach wahrscheinlich noch wird.

Definitiv mangelt es dem Kader derweil an Zweitliga-Erfahrung in allen Mannschaftsteilen. Zudem müsste im Angriff noch nachgebessert werden, wenn Hollerbach den Verein verlässt. Auch, weil Prtajin und Neuzugang Jonjic zum Start nach Verletzungspausen kaum bei 100 Prozent sein werden. Generell ist zu befürchten, dass auf der einen oder anderen Position nicht nur in der zweiten Reihe die Qualität für einen ungefährdeten Klassenerhalt fehlt.

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Seit November 2021 Trainer beim SVWW: Markus Kauczinski. © IMAGO / Eibner

Der Trainer

Während es der Mannschaft zu großen Teilen an Zweitliga-Erfahrung mangelt, bringt Trainer Markus Kauczinski in dieser Hinsicht jede Menge mit. Der 53 Jahre alte Fußball-Lehrer, der den SVWW im November 2021 übernahm und eineinhalb Jahre später zum Aufstieg führte, saß bereits in 179 Zweitliga-Spielen auf der Bank des Karlsruher SC, des FC St. Pauli und von Dynamo Dresden.

Kauczinskis einzige Bundesliga-Station war hingegen nur von kurzer Dauer. 2016/17 musste der gebürtige Gelsenkirchener nach nur zwei Punkten aus zehn Partien beim FC Ingolstadt schon wieder gehen.

Der potentielle Shooting-Star

Davon ausgehend, dass Benedict Hollerbach den Verein noch verlassen wird, trauen wir von den jüngeren Spielern am ehesten Nick Bätzner eine tragende Rolle zu. Der zweifache U21-Nationalspieler, der in der belgischen Jupiler Pro League in 84 Partien neun Tore erzielt und elf weitere vorbereitet hat, soll im Mittelfeld für die kreativen Elemente sorgen – wurde allerdings in der Vorbereitung erst einmal von einer Sehnenreizung zurückgeworfen.

Die mögliche Startelf

Stritzel – Mockenhaupt, Carstens, Vukotic – Goppel, Mathisen, Heußer, Bennetts – Bätzner – Iredale, Prtajin

Fazit & Prognose

Als Aufsteiger gehört der SV Wehen Wiesbaden naturgemäß zu den Vereinen, für die der Klassenerhalt über allem steht. Weil im Vergleich zur Vorsaison wichtige Spieler nicht mehr dabei sind, wird einiges davon abhängen, dass die Neuzugänge zumindest zum Großteil einschlagen und zu den erhofften Verstärkungen werden. Gelingt das nicht, steht der Kauczinski-Elf eine schwierige Saison bevor. Ebenso, wenn offensive Schlüsselspieler wie Bätzner und Prtajin wie in der Vorbereitung länger ausfallen sollten.