VfL Osnabrück Teamcheck

Analyse & Prognose zur neuen Saison

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Donnerstag, 20.07.23 | 12:11
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Leistungsträger auf dem Weg in die 2. Liga: Florian Kleinhansl. © IMAGO / osnapix

Zwei Jahre nach dem bitteren Abstieg in der Relegation gegen den FC Ingolstadt meldet sich der VfL Osnabrück wieder einmal zurück in der 2. Bundesliga. Das Ziel lautet dabei, sich in der 2. Bundesliga zu etablieren und nicht wie bei den bisherigen fünf Aufstiegen seit Beginn der 90er-Jahre spätestens im zweiten Jahr den Gang zurück in die Drittklassigkeit antreten zu müssen.

Wie die Lila-Weißen nach ihrem dramatischen Last-Minute-Aufstieg mit zwei Treffern in der Nachspielzeit gegen Borussia Dortmund II (2:1) für die Mission Klassenerhalt gerüstet sind, versuchen wir in unserem Teamcheck herauszuarbeiten.

Kommen & Gehen

Mit Ba-Muaka Simakala (Holstein Kiel), Omar Traoré (1. FC Heidenheim) und Sven Köhler (Odense BK) haben sich gleich drei Leistungsträger der Aufstiegssaison für einen anderen Weg entschieden und dem VfL Osnabrück den Rücken gekehrt. Auch nicht mehr dabei ist aus dem erweiterten Kreis der Stammspieler der 37-jährige Marc Heider, der seine Karriere bei den Sportfreunden Lotte ausklingen lässt.

Joker Felix Higl (SSV Ulm 1846), Davide Itter (Wuppertaler SV), Sören Bertram und Reservekeeper Laurenz Beckemeyer (beide noch ohne neuen Verein) gehören auch nicht mehr zum Kader. Ebenso wenig wie weiterhin die zuletzt schon verliehenen Luis Sprekelmeyer (SV Meppen) und Jannik Zahmel (Blau-Weiß Lohne, erneut verliehen) sowie Benas Satkus, dessen Vertrag nach einer Leihe zum litauischen FK Banga Gargzdai aufgelöst wurde.

Neben Torwart Luca Böggemann und Abwehrspieler Yigit Karademir aus der eigenen U19 wurden dafür neun Neuzugänge präsentiert, denen mindestens noch ein Innenverteidiger folgen soll. Mit Lennart Grill (1. FC Union Berlin) und Kwasi Wriedt (Holstein Kiel) sicherte sich der VfL die Dienste von zwei Leihspielern, die im Tor und im Sturm den Konkurrenzkampf befeuern. Die übrigen Neuzugänge wurden allesamt fest verpflichtet, zudem bis auf den 20-jährigen Linksverteidiger Florian Bäher aus der zweiten Mannschaft der TSG 1899 Hoffenheim alle ablösefrei.

Der zentrale Mittelfeldspieler Maximilian Thalhammer und Offensivmann Charalampos Makridis kamen von Jahn Regensburg ebenso wie Rechtsverteidiger Bashkim Ajdini vom SV Sandhausen als Zweitliga-Absteiger. Dave Gnaase (1. FC Saarbrücken), der wie Thalhammer im Zentrum zu Hause ist, dagegen ebenso wie der zuletzt von Feyenoord Rotterdam an Dynamo Dresden verliehene Flügelspieler Cristian Conteh mit einem knapp verpassten Aufstieg im Gepäck. Der offensiv variabel einsetzbare Lars Kehl wurde mit dem nicht aufstiegsberechtigten SC Freiburg II Vize-Meister der 3. Liga und vollzog anschließend den persönlichen Sprung in Liga zwei.

So lief die Vorbereitung

Mit einem 5:0-Sieg bei den Sportfreunden Lotte hat der VfL Osnabrück die Vorbereitungsspiele erfolgreich begonnen und auch danach nicht verloren. Respektabel verliefen die Auftritte beim Blitz-Turnier an der Bremer Brücke mit Unentschieden gegen Fortuna Düsseldorf (1:1) und Eintracht Braunschweig (0:0), bevor zuletzt der niederländische Erstliga-Absteiger FC Emmen mit 2:0 besiegt wurde.

Am kommenden Wochenende stehen als Generalprobe noch zwei weitere Testspiele auf dem Programm. Am Freitag treffen die Lila-Weißen zunächst unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf die Milton Keynes Dons und am Samstag auf Viktoria Köln.

Stärken & Schwächen

Beim für den Aufstieg entscheidenden 2:1-Sieg gegen die Zweitvertretung von Borussia Dortmund wurde wieder einmal deutlich, welche Wucht die Bremer Brücke entfalten kann. Das Publikum darf auch in der 2. Bundesliga regelmäßig als zwölfter Mann einkalkuliert werden, ist die Euphorie rund um die Lila-Weißen doch enorm. Wichtig allerdings wird zumindest in einigen Spielen sein, dass der Funke vom Spielfeld auf die Ränge überspringt. Dazu könnte die in der vergangenen Saison an den Tag gelegte Standardstärke ihren Teil beitragen.

Abzuwarten bleibt hingegen, wie die Abgänge der Leistungsträger Simakala, Traoré und Köhler aufgefangen werden können. Die Neuzugänge bringen zwar das Potential dazu mit, doch bleibt abzuwarten, wie schnell sich eine neue Achse findet. Erst recht, weil mit dem in der Vorbereitung schwer am Sprunggelenk verletzten Timo Beermann noch eine weitere Korsettstange für längere Zeit weggebrochen ist. Ohne Köhler und Beermann steht aktuell erst einmal ein Fragezeichen hinter der Stabilität der Defensive, hinter der Philipp Kühn seinen Platz im Tor mit Leistungen wie in der Rückrunde gegen Neuzugang Grill verteidigen dürfte.

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Aufstieg gleich im ersten Jahr als Chefcoach: Tobias Schweinsteiger. © IMAGO / Eibner

Der Trainer

Als Daniel Scherning im August 2022 dem Lockruf von Arminia Bielefeld erlag, fiel die Wahl der Osnabrücker Verantwortlichen auf den zu dieser Zeit noch als Co-Trainer beim 1. FC Nürnberg angestellten Tobias Schweinsteiger, dessen Verpflichtung sich als absoluter Glücksgriff erwies. Obwohl mit 41 Jahren noch vergleichsweise jung ließ sich Schweinsteiger nie aus dem Konzept bringen und formte aus einer im Herbst noch wankelmütigen Mannschaft das beste Team der Rückrunde.

Dass sich Schweinsteiger in den Jahren zuvor bewusst für die zweite Reihe bzw. den Nachwuchs – zunächst beim FC Bayern München, dann beim Linzer ASK, beim Hamburger SV und eben in Nürnberg – entschieden hat, erweist sich aus heutiger Sicht als gute Entscheidung. Denn obwohl eigentlich noch nicht mit viel Erfahrung in der ersten Reihe ausgestattet, hat Schweinsteiger bislang auch in kniffligen Situationen das richtige Händchen bewiesen – und gilt so als Trainer, dem nicht wenige Experten auf Sicht die Bundesliga zutrauen.

Der potentielle Shooting-Star

Neben den tatsächlich gewechselten Aufstiegshelden um Torjäger Simakala haben im Sommer weitere Akteure des VfL andernorts Interesse geweckt. So auch Florian Kleinhansl, der unter anderem mit Hannover 96 in Verbindung gebracht wurde. Zum konkreten Thema wurde ein Wechsel des 22-jährigen Linksverteidigers, der in 37 Einsätzen drei Tore und fünf Vorlagen zum Aufstieg beisteuerte, indes nicht.

Das könnte sich aber ändern, wenn Kleinhansl seine in der 3. Liga gezeigten guten Defensivleistungen in Kombination mit mutigem Offensivspiel und seiner Qualität bei Standards eine Klasse höher bestätigen kann, zumal der Vertrag des früheren Juniorennationalspielers an der Bremer Brücke nur noch bis 2024 läuft.

Die mögliche Startelf

Kühn – Ajdini, Gyamfi, Wiemann, Kleinhansl – Kunze, Thalhammer, Tesche – Conteh, Wriedt, Makridis

Fazit & Prognose

Der VfL Osnabrück besitzt grundsätzlich die Voraussetzungen, auch ohne Umweg über die Relegation in der 2. Bundesliga zu bleiben. Während das Publikum in jedem Fall ein Faustpfand darstellt, sind die Lila-Weißen aber darauf angewiesen, dass mit den bisherigen Neuzugängen der erlittene Aderlass aufgefangen werden kann. Zudem muss Sportdirektor Amir Shapourzadeh zwingend noch mit einem Innenverteidiger nachlegen, der idealerweise sofort funktionieren sollte. Findet sich noch passende Verstärkung, sind die Plätze 13 bis 15 möglich.