Wintercheck 1. FC Magdeburg

Analyse & Prognose zur Rückrunde

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Montag, 15.01.24 | 17:20
© picture alliance / Eibner-Pressefoto / Eckehard Schulz

Seit Februar 2021 Trainer des 1. FC Magdeburg: Christian Titz. © picture alliance / Eibner-Pressefoto / Eckehard Schulz

Den Klassenerhalt im ersten Jahr nach dem Aufstieg hat der 1. FC Magdeburg als Tabellenelfter mit 43 Punkten souverän geschafft. Im laufenden Spieljahr sah es dann anfangs nach dem nächsten Entwicklungsschritt aus, doch nach 17 Spieltagen standen letztlich „nur“ 20 Zähler auf der Habenseite, womit klar ist, dass es zu Beginn der Rückrunde in erster Linie darum geht, nicht in den Abstiegskampf abzurutschen.

Die Hinrunde in der Zusammenfassung

Mit elf Punkten aus den ersten fünf Spielen und dem Einzug in die zweiten Runde des DFB-Pokals durch einen 2:1-Sieg bei Zweitliga-Absteiger Jahn Regensburg hat der 1. FC Magdeburg einen starken Start hingelegt, der so manchem Fan Anlass zum Träumen gab. Just mit dem spektakulären 6:4-Erfolg über Hertha BSC geriet die Mannschaft von Trainer Christian Titz aber aus der Spur.

Ein 3:4 nach 2:0- und 3:2-Führung beim FC Schalke 04 leitete eine lange Durststrecke mit nur zwei Punkten aus sechs sieglosen Partien ein. In dieser Phase wurde zwar mit einem Erfolg im Elfmeterschießen bei Holstein Kiel das Pokal-Achtelfinale erreicht, aber dennoch war der 2:0-Sieg am 14. Spieltag beim VfL Osnabrück enorm wichtig, um den Negativtrend in der Liga zu stoppen.

Mit einem 4:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern gelang direkt der nächste Dreier, ehe es allerdings wieder mit drei Spielen ohne Sieg in die Winterpause ging. Während bei der SpVgg Greuther Fürth (1:1) spät gepunktet wurde, gingen gleich zwei Heimspiele gegen Fortuna Düsseldorf in Pokal (1:2) und Liga (2:3) jeweils nach eigener Führung verloren.

Stärken & Schwächen

Wenn der 1. FC Magdeburg spielt, ist meist einiges geboten. Während der FCM an guten Tagen offensiv kaum zu bremsen und angesichts von 14 verschiedenen Torschützen auch nicht ganz leicht auszurechnen ist, sind 28 Gegentore zu viele, um sich dauerhaft in der oberen Tabellenhälfte zu halten. Die vergleichsweise vielen Gegentreffer sind allerdings nicht die Folge eines strukturellen Problems in der Mannschaft, sondern (zu) häufig auf individuelle Fehler zurückzuführen, die nun auch in der Wintervorbereitung schon wieder auftraten.

Trotz der relativ vielen Treffer fehlt ein Torgarant im Sturmzentrum. Luca Schuler hat zwar einen guten Start hingelegt, dann aber spürbar nachgelassen und ist zuletzt verletzt ausgefallen. So lastet viel Verantwortung auf Luc Castaignos, der mit vier Toren in 13 Einsätzen eine ordentliche Quote aufweist, allerdings auch immer wieder über Blessuren klagt, sowie auf Baris Atik, der bislang aber mehr als Vorbereiter in Erscheinung tritt.

Unverkennbar ist schon alleine anhand der DFL-Statistiken der spielerische Ansatz von Trainer Titz, der in der eigenen Defensive aber nicht immer risikolos ist und die vielen Schnitzer zumindest begünstigt. 60 Prozent Ballbesitz sind mit Abstand der höchste Wert aller Zweitligisten, während die Passquote von 85,3 Prozent immerhin zu Rang fünf reicht. Ansonsten liegt der FCM rein statistisch in vielen wesentlichen Kategorien wie den gewonnenen Zweikämpfen und den Laufdaten stets im Mittelfeld – weist in diesen Bereichen also keine gravierenden Schwächen auf, besitzt aber auch keine hervorzuhebenden Stärken.

Gewinner & Verlierer

Den alles überstrahlenden Gewinner wie in der Vorsaison den mittlerweile für den VfL Bochum spielenden Moritz-Broni Kwarteng hat der 1. FC Magdeburg in dieser Saison nicht in seinen Reihen, mit Herbert Bockhorn aber doch einen Spieler, der sich zu einem der herausragenden Außenverteidiger der Liga entwickelt hat. Im Spätsommer 2022 noch aus der Arbeitslosigkeit geholt wurde Bockhorn schnell Stammspieler auf der rechten Abwehrseite und schafft es nun mit Blick auf drei Tore und drei Vorlagen in 14 Einsätzen auch offensiv immer mehr Akzente zu setzen.

Julian Pollersbeck hat sich nach nicht einfachen Jahren in Frankreich einiges von seiner Rückkehr nach Deutschland erhofft, muss nach einem halben Jahr in Magdeburg aber als Verlierer eingestuft werden. Keineswegs leistungsbedingt, denn seine Qualitäten konnte der 29 Jahre alte Schlussmann aufgrund hartnäckiger und langwieriger Rückenprobleme bislang nie unter Beweis stellen. Ob und wie es für Pollersbeck beim FCM oder auch generell weitergeht, erscheint aktuell fraglich.

Winter-Transfers: Wer kommt, wer geht?

Eine Woche vor Weihnachten hat Magdeburgs Geschäftsführer Otmar Schork recht offen über die winterlichen Transferplanungen gesprochen und verraten, dass nach Außenverteidigern für beide Seiten und einer Offensivkraft gesucht wird. Mit Pierre Nadjombe vom 1. FC Köln II wurde dann auch schnell ein Rechtsverteidiger präsentiert, der allerdings erst zum 1. Juli nach Magdeburg kommt.

Sofort zum Kader gestoßen ist derweil mit Tobias Müller (SC Paderborn) ein Innenverteidiger, was aufgrund der Aussagen von Schork durchaus überraschte, aber letztlich wohl auf die sich kurzfristig bietende Gelegenheit zurückzuführen war, den früheren Kapitän zurückzuholen. Ein Stürmer soll nun möglichst noch kommen, wobei sich die Suche nach einem passenden Akteur als schwierig erweist. Ob auch noch ein Linksverteidiger verpflichtet wird, bleibt abzuwarten.

Den Verein verlassen hat bislang noch kein Spieler. Die mehr oder weniger perspektivlosen Innenverteidiger Malcolm Cacutalua und Belal Halbouni sollen und dürfen aber noch gehen. Letzterer absolvierte ein Probetraining bei den Vancouver Whitecaps und darf so auf ein Engagement in der MLS hoffen.

Vorbereitungsfazit & Prognose

Nach einem 2:2 gegen Dynamo Dresden und einer 1:2-Niederlage gegen den rumänischen Erstligisten Sepsi OSK hat der 1. FC Magdeburg die Generalprobe für den Rückrundenstart gegen MTK Budapest mit 4:2 gewonnen. Insbesondere die Offensivleistung auch ohne die verletzungs- bzw. krankheitsbedingt fehlenden Mittelstürmer Luca Schuler und Luc Castaignos war dabei ein Mutmacher für die zweite Halbserie, zu deren Beginn der FCM gegen den SV Wehen Wiesbaden und bei Eintracht Braunschweig gleich richtungsweisende Spiele vor der Brust hat.

Gelingt der Start, steht die Titz-Elf vor einer weitgehend entspannten Rückserie. Doch auch dann, wenn es zunächst nicht rund laufen sollte, sehen wir Magdeburg am Ende nicht in ernsthafter Abstiegsgefahr. Der FCM besitzt dafür zu viel spielerische sowie teils auch individuelle Qualität und wird die Saison jenseits von Gut und Böse abschließen.

Mehr News zum 1. FC Magdeburg? Dann folge gerne auch unserer FCM-Seite auf Facebook!