Aus der Patsche: Oenning in Magdeburg – das passt!

Von Funktürmen und Zaubermäusen

Autor: Christian Slotta Veröffentlicht: Donnerstag, 07.02.2019 | 18:30
Nico Patschinski ist Kolumnist bei Liga-Zwei.de

Sieht in Magdeburg eine positive Entwicklung unter Michael Oenning: Nico Patschinski. ©Imago/Future Image

Hallo Fußballfreunde,

im Tabellenkeller wurde zuletzt ordentlich gepunktet. Die Klubs im Mittelfeld werden sich bald umschauen. Bielefeld ist in Form, aber auch Magdeburg hat sich mit zwei Siegen etwas Luft verschafft.

Die „Größten der Welt“ tun sich ja deutlich schwerer in der 2. Bundesliga als Mitaufsteiger Paderborn. Beim SC spielen sie einen ganz anderen Stil. Steffen Baumgart war ja früher Stürmer und bei solchen Trainern kannst du die Uhr danach stellen, dass ihre Mannschaften zum Halali blasen.

Aber zurück nach Magdeburg. Jens Härtel war ja eher so ein Defensiv-Spezi. Selbst in der Aufstiegssaison wurde oft mit 1:0 oder 2:0 gewonnen. Da wollte er jetzt einfach weiter fröhlich Beton anrühren. Aber dann hat der FCM häufig kurz vor Schluss noch einen bekommen. Das tut natürlich weh.

„ Stani konnte nix dafür. Der war halt fußballerisch limiert. ”
über seine Erfahrung mit Abwehrspielern

Wenn du jedes Spiel drei Tore machen musst, um einen Punkt zu holen, dann wirst du mürbe. Ging mir ja früher auch so. Ich musste immer zwei Stück schießen und die Abwehr hat mir alles versaut. Deswegen bin ich nie so richtig gut geworden.

Zu meinen Verteidigern habe ich darum heute weniger Kontakt als zu meinen alten Stürmerkollegen. Nur Stani, der konnte nix dafür. Der war halt fußballerisch limitiert, aber ganz sympathisch.

Spaß beiseite: Es macht dich einfach fertig, wenn du immer kurz vor dem Ende noch einen Tiefschlag kassierst. Da rackerst du dir einen ab, stehst dann aber doch mit leeren Händen da.

Plötzlich passiert den Magdeburgern das aber nicht mehr. Härtel war ja eigentlich der vorsichtige Maurermeister, aber Michael Oenning hat sie hinten stabiler gemacht. Endlich stehen sie kompakter. Da reicht es dann, auch mal nur eine Chance zu nutzen.

„ Wichtiger als ein Stürmer, der zehn Buden verspricht. ”
über Neuzugang Jan Kirchhoff

Ich glaube, Jan Kirchhoff trägt viel dazu bei. So einen brauchst du: einen Funkturm, der alles zusammenhält und das Kommando führt. So eine Verpflichtung ist manchmal wichtiger als ein Stürmer, der zehn Buden verspricht. Das Mannschaftsgefüge scheint durch ihn ausgewogener zu sein.

Jan Kirchhoff im FCM-Dress.

Auf Anhieb eine echte Verstärkung für Magdeburg: Jan Kirchhoff. ©Imago/Christian Schroedter

Da spielt der Trainerwechsel gar keine so große Rolle. Die Spieler sind ohnehin das Entscheidende. Wenn das Team sich nicht einig ist oder nicht zusammenpasst, kannst du als Trainer auch Pep Guardiola heißen und alles super, super, super finden, du gehst trotzdem unter.

Ich kann die Arbeit von Oenning im Detail nicht beurteilen, aber er hat offensichtlich gesehen, dass zu viele Tore kassiert werden und dort mit punktuellen Veränderungen angesetzt. Wichtig ist, dass die Mannschaft von seinen Maßnahmen überzeugt ist. Das scheint der Fall zu sein. Wenn dein Trainer überzeugend ist, kaufst du ihm auch ab, seine Frau wäre ein Super-Model, obwohl er nur einen Hund zu Hause hat.

„ Dass Oenning jetzt nicht elf Zaubermäuse aufstellt, war ja auch klar. ”
über den neuen FCM

An der Spielweise hat sich jetzt nicht viel geändert. Unter Härtel waren die Heimspiele zwar unterhaltsamer – 2:2, 3:3, 2:3 – bringt dir aber halt nix, wenn du nicht gewinnst. Dass Magdeburg jetzt unter Oenning nicht plötzlich mit elf Zaubermäusen spielt, war ja auch klar. Aber er gewinnt eben.

Es fällt schon auf, dass Magdeburg jetzt etwas früher angreift und höher steht. Das bringt viel. Je früher du den Ball abfängst, umso weniger Meter hast du zum gegnerischen Tor. Hat zumindest Dietmar Demuth immer behauptet.

Das finde ich gut. Denn welche Zweitliga-Mannschaft hat schon die Mittel, sich von hinten nach vorne durchzuspielen? Die Meisten stellen sich in die eigene Hälfte und warten, bei manchen Spielern kannst du sehen, wie sie Moos ansetzen.

„ Gewinnen sie jetzt dreimal nicht, ist die Euphorie schnell weg. ”
über die nächsten Spiele

Ich glaube jedenfalls, dass die Magdeburger jetzt kommen. Sie glauben wieder an sich, merken, dass sie noch gewinnen können. In den direkten Duellen ist das Gold wert. Aber jetzt geht’s ja erst mal gegen Kiel, Bielefeld und Paderborn, die ebenfalls gut drauf sind.

Auch da müssen sie bestehen, dann wissen sie, wo sie wirklich stehen. Gewinnen sie jetzt dreimal nicht, ist die Euphorie schnell weg. Im Zeitalter der Drei-Punkte-Regel ist ein Unentschieden nichts. Deswegen empfehle ich: Schwung mitnehmen und mutig rein in die nächsten Spiele!

Was traut Ihr dem FCM in dieser Saison noch zu? Diskutiert auf der Liga-Zwei.de-Facebook-Seite mit.

Bis demnächst,

Euer Patsche

Hier findet Ihr alle bisherigen Kolumnen!