Eintracht Braunschweig Teamcheck

Analyse & Prognose zur neuen Saison

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Mittwoch, 31.07.24 | 14:07
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In Braunschweig hofft man nach zwei 15. Plätzen auf eine entspanntere Saison. © picture alliance / augenklick/Max Ellerbrake / firo

Ganz so knapp wie ein Jahr zuvor geriet die Rettung von Eintracht Braunschweig im Mai zwar nicht, doch in der Endabrechnung stand nach dem Wiederaufstieg 2022 zum zweiten Mal in Folge der 15. Tabellenplatz. Die für die mittel- und langfristig angestrebte Weiterentwicklung so wichtige Zugehörigkeit zur 2. Bundesliga wurde damit gesichert, doch auf Dauer soll es natürlich mehr sein als ein denkbar knapper Klassenerhalt.

Vor dem dritten Zweitliga-Jahr in Folge hat sich bei der Eintracht personell einiges getan. Wir blicken auf einen in größerem Umfang veränderten Kader und geben am Ende auch eine Prognose für die neue Saison ab.

Kommen & Gehen

Der Kader der Eintracht hat sich in den letzten Wochen enorm verändert. Mit Hampus Finndell (Djurgården IF) und Florian Krüger (FC Groningen) wurden zwei Leihspieler nicht weiterverpflichtet, während die Eintracht bei Thórir Jóhann Helgason (US Lecce), dem dritten Akteur aus dieser Kategorie, die Hoffnung auf einen Verbleib lange nicht aufgegeben hat – wobei sich die Personalie mit der Verpflichtung von Walid Ould-Chikh (FC Volendam) erledigt haben könnte.

Wie Helgason gehörten auch Ron-Thorben Hoffmann, Anton Donkor (beide FC Schalke 04) und Hasan Kurucay (noch ohne neuen Verein) zu den Leistungsträgern bzw. zumindest den Stammkräften. Anthony Ujah (Botev Plovdiv) hingegen fand seine Form nach langer Verletzungspause nicht mehr und hofft wie Jan-Hendrik Marx (Dynamo Dresden), Maurice Multhaup (1. FC Saarbrücken), Saulo Decarli (Grasshopper-Club Zürich), Luc Ihorst (SpVgg Unterhaching), Niko Kijewski (SC Verl), Yannik Bangsow (SV Babelsberg 03) und Rami Zouaoui (Hessen Kassel, verliehen) andernorts auf mehr Spielzeit. Ebenso wie der nach einer Ausleihe an Jagiellonia Bialystok fest zu Motor Lubin gewechselte Kaan Caliskaner.

Sebastian Griesbeck, Danilo Wiebe und Emil Kischka, teils lange bei der Eintracht, sind nach ihrem Vertragsende noch auf Klubsuche.

Neu dabei sind neben dem aus der U19 aufgerückten Mittelfeldtalent Karim Hüneburg sowie dem schon erwähnten Mittelfeldmann Ould-Chikh auch Torwart Lennart Grill (1. FC Union Berlin), Innenverteidiger Kevin Ehlers (Dynamo Dresden), die Außenverteidiger Leon Bell Bell (1. FC Magdeburg), Sanoussy Ba (RB Leipzig) und Fabio Di Michele Sanchez (1. FC Saarbrücken), Sechser Sven Köhler (Odense BK) sowie Flügelspieler Christian Conteh (VfL Osnabrück) und Mittelstürmer Levente Szabó (Fehervar FC). Sidney Raebiger (Eintracht Frankfurt) und Max Marie (FC St. Pauli II) hoffen im Mittelfeld auf ihren Durchbruch.

Abgeschlossen sind die Planungen damit aber noch nicht. Vielmehr sind noch weitere Neuzugänge möglich.

So lief die Vorbereitung

Als noch gar nicht alle Ligarivalen zurück waren aus der Sommerpause, bestritt die Eintracht am 26. Juni beim MTV Wolfenbüttel (8:1) bereits das erste, am Ende auch standesgemäß gewonnene Testspiel. Weitere Freundschaftsspiele gegen Gegner auf durchaus gutem Niveau schlossen sich an – gegen den Halleschen FC (1:0), gegen den FC Winterthur (0:1), den FC Basel (1:1) und Panathinaikos Athen (1:0) mit Licht und Schatten.

Einem 7:1-Sieg beim SV Drochtersen/Assel sowie zwei 3:1-Erfolgen im Doppeltest gegen Blau-Weiß Lohne folgten knappe Siege gegen Hansa Rostock (2:1) und Energie Cottbus (3:2).

Die Generalprobe am Samstag gegen den VfL Osnabrück gewann die Eintracht über 120 Minuten deutlich mit 5:1 und schürte damit bei den Fans die Vorfreude auf die neue Saison.

Stärken & Schwächen

Den Klassenerhalt in der vergangenen Saison schaffte Eintracht Braunschweig nicht zuletzt dank einer in der Rückrunde stark verbesserten Defensive, die in 17 Partien nur noch 22 Gegentreffer (Vorrunde 31) zuließ. Mit Schlussmann Hoffmann und Innenverteidiger Kurucay sind nun allerdings zwei Eckpfeiler weggebrochen, deren Abgänge die Stabilität gefährden. Möglich sogar, dass Trainer Daniel Scherning von der bewährten Dreierkette abrückt und wie in einigen Testspielen auf eine Viererabwehrreihe setzt – zumindest so lange bis der Kader einigermaßen komplett ist.

Dass sich Tino Casali und Sidi Sané Kreuzbandrisse zuzogen, störte die Vorbereitung und warf die Planungen über den Haufen. Spät, vermutlich sogar noch nach Saisonstart, mehrere Neuzugänge integrieren zu müssen, ist sicherlich kein Vorteil, zumal der Umbruch generell sehr groß ausgefallen ist. Immerhin aber sind mit Ermin Bicakcic und Robin Krauße erfahrene Stützten auf zentralen Positionen weiter dabei.

Es könnte also zu Beginn durchaus noch am Faktor Eingespieltheit fehlen. Dafür aber könnten Akteure wie Johan Gomez oder Ryan Philippe in ihrem zweiten Zweitliga-Jahr weiter zulegen. Mit Philippe und Neuzugang Conteh verfügt die Eintracht über zwei extrem schnelle Angreifer, die gegen aufgerückte Gegner eine kaum zu verteidigende Waffe sind. Gleichzeitig muss es Coach Scherning aber schaffen, auch einen Plan B gegen tiefer stehende Teams zu entwickeln.

Der Trainer

Als Daniel Scherning im November 2023 seinen Dienst bei Eintracht Braunschweig antrat, schien das Kind bereits in den Brunnen gefallen und der Abstieg kaum mehr abzuwenden. Der 40-Jährige schaffte es aber binnen kurzer Zeit, einer taumelnden Mannschaft Stabilität zu geben und zugleich das Offensivspiel deutlich zielstrebiger zu gestalten – und schaffte trotz des einen oder anderen Wacklers letztlich mit einem Schnitt von 1,50 Punkten aus 22 Partien den Klassenerhalt.

Ein enorm wichtiger Erfolg auch für Scherning selbst, der in der Saison zuvor bei Arminia Bielefeld als Retter gescheitert und noch vor dem Saisonende entlassen worden war. Vor dem Bielefelder Lockruf leistete Scherning aber über ein Jahr lang gute Arbeit beim VfL Osnabrück und bewährte sich nach viereinhalb Jahren als Co-Trainer beim SC Paderborn, zum Großteil unter Steffen Baumgart, auch auf seiner ersten Cheftrainerstation. Mit einer weiterhin positiven Entwicklung in Braunschweig könnte der gebürtige Paderborner künftig auch ins Blickfeld des einen oder anderen Bundesligisten rücken.

© IMAGO / Susanne Hübner

Seit November 2023 in Braunschweig: Daniel Scherning. © IMAGO / Susanne Hübner

Der potentielle Shooting-Star

Eintracht Braunschweig hat mit Sanoussy Ba und Sidney Raebiger noch weitere Talente hinzugeholt, die aber schon auf jeweils einen Bundesliga-Einsatz zurückblicken können. Das größte Überraschungspotential birgt deshalb Max Marie in sich, der beim FC St. Pauli nur in der Regionalliga-Mannschaft ran durfte. Der 19-Jährige, der im offensiven Mittelfeld flexibel einsetzbar ist und je nach System für die Acht, die Zehn und den Flügel in Frage kommt, hat insbesondere mit seinem Doppelpack zum 3:2-Testspielsieg gegen Energie Cottbus gezeigt, auch auf höherem Niveau Akzente setzen zu können.

Die mögliche Startelf

Grill – Ehlers, Bicakcic, Ivanov – Ba, Köhler, Krauße, Bell Bell – Kaufmann, Gomez – Philippe, Conteh

Fazit & Prognose

Aufgrund der vielen Veränderungen in einem überdies noch nicht fertigen Kader fällt eine Einschätzung von Eintracht Braunschweig nicht ganz leicht. Ingesamt aber blicken wir nicht zuletzt wegen der positiven Entwicklung im Laufe der vergangenen Saison eher positiv auf die Niedersachsen.

Knüpft die Scherning-Elf an die gute Rückrunde an und gelingt es, kompakt stehende Gegner besser zu bespielen, erwarten wir eine weitgehend sorgenfreie Saison. Darauf, dass es wie in der Rückserie (Platz 8) für die obere Tabellenhälfte reicht, möchten wir uns zwar nicht festlegen, doch der Bereich um Rang zehn ist nicht unrealistisch.

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