Wintercheck SV Elversberg

Analyse & Prognose zur Rückrunde

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Dienstag, 16.01.24 | 16:15
© IMAGO / Jan Hübner

Horst Steffen ist mit seinem Team schnell in der 2. Liga angekommen. © IMAGO / Jan Hübner

Die SV Elversberg hat dem schon sensationellen Durchmarsch durch die 3. Liga ein beachtliches und mit Platz neun beendetes erstes Halbjahr in der 2. Bundesliga folgen lassen. Die Saarländer, die in nicht wenigen Prognosen vor der Saison als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt wurden, haben mit einer weitgehend eingespielten Mannschaft und auch ohne den auf dem Weg zur Drittliga-Meisterschaft enorm wichtigen Leihspieler Nick Woltemade (zurück zu Werder Bremen) mit 24 Punkten aus den ersten 17 Spielen den Grundstein für einen längeren Aufenthalt in der Zweitklassigkeit gelegt.

Die Hinrunde in der Zusammenfassung

Zunächst schienen die Skeptiker Recht zu behalten, denn nach vier Spieltagen fand sich die SV Elversberg mit nur einem Punkt und 5:12-Toren am Tabellenende wieder, war zudem im DFB-Pokal in Runde eins am 1. FSV Mainz 05 (0:1) gescheitert. Just eine 0:5-Pleite im eigenen Stadion gegen Fortuna Düsseldorf wurde dann aber zum Wendepunkt. Danach holte die Mannschaft von Trainer Horst Steffen aus den folgenden zehn Begegnungen 23 Punkte und schnupperte zwischenzeitlich sogar an den Aufstiegsrängen.

Der Endspurt allerdings ging mit drei Niederlagen in Folge daneben, wobei die SVE weder bei Hertha BSC (1:5) noch gegen den 1. FC Nürnberg (0:1) und beim Karlsruher SC (2:3) enttäuschende Leistungen ablieferte. Die ausgebliebenen Punkte dienen vor dem Start in die Rückrunde aber als Mahnung dafür, dass das große Ziel Klassenerhalt noch nicht erreicht ist und alle Rädchen ineinander greifen müssen, soll die Rückserie sorgenfrei verlaufen.

Stärken & Schwächen

Basis von Erfolg ist nicht selten harte Arbeit. Das gilt definitiv für das Abschneiden der SV Elversberg, die in allen offiziellen Laufstatistiken der DFL eine führende Rolle einnimmt. Steht bei den absolvierten Kilometern ligaweit noch Rang vier zu Buche, bringt es kein anderer Zweitligist auf so viele Sprints und intensive Läufe wie die SVE. Und das keineswegs nur in der Arbeit gegen den Ball, sondern auch mit schnellen und attraktivem Offensivspiel inklusive auffälliger Individualisten wie allen voran Jannik Rochelt.

26 erzielte Tore sind ein mittelmäßiger Wert, wobei diese Bilanz mutmaßlich besser aussähe, wäre der mit drei Toren und zwei Vorlagen an den ersten sieben Spieltagen stark gestartete Wahid Faghir nicht seit Ende September verletzungsbedingt ausgefallen. Bei VfB-Stuttgart-Leihgabe Faghir sowie den ebenfalls ausgeliehenen Paul Wanner (FC Bayern München), Frederik Jäkel (RB Leipzig) und Hugo Vandermersch (SM Caen) bewiesen die Verantwortlichen wie auch bei Paul Stock (TSV Steinbach) ein gutes Näschen. Für eine ansonsten über einen längeren Zeitraum gewachsene und entsprechend mit funktionierenden Automatismen ausgestattete Mannschaft erwies sich dieses Quintett als Bereicherung.

29 Gegentore stellen unterdessen kein Ruhmesblatt dar, woran die negativen Ausreißer gegen Düsseldorf (0:5) und in Berlin (0:5) freilich keinen unwesentlichen Anteil hatten. Ansonsten stand die SVE oft einigermaßen gut, muss aber gerade nach dem verpatzten Hinrundenausklang im neuen Jahr wieder zu der zwischenzeitlich an den Tag gelegten Stabilität finden.

Gewinner & Verlierer

Im Kader der SV Elversberg findet sich eine Vielzahl an Gewinnern, war der Kern der Stammelf doch schon in der Regionalliga dabei und hat sich scheinbar mühelos den Anforderungen in Liga zwei angepasst. Den Zwischenschritt 3. Liga sogar übersprungen hat Paul Stock, der erst im Sommer vom TSV Steinbach aus der Regionalliga kam und sich rasch zum Leistungsträger aufgeschwungen hat. Der 26-Jährige stand in allen 17 Saisonspielen auf dem Platz und trug mit drei Toren und vier Vorlagen seinen Teil zur positiven Zwischenbilanz bei.

Neben Pechvogel Marcel Correia, der mit einem Kreuzbandriss wohl bis zum Saisonende ausfällt und vor einer ungewissen Zukunft steht, sind vor allem drei Routiniers als Verlierer zu nennen. Kevin Koffi, Luca Dürholtz und Nico Antonitsch haben an Stellenwert und vor allem Einsatzzeit eingebüßt. Alle drei haben vermutlich über diese Saison hinaus keine Perspektive an der Kaiserlinde.

Winter-Transfers: Wer kommt, wer geht?

Bei der SV Elversberg hat sich in der Wintertransferperiode personell bislang noch nichts getan und es ist nicht ausgeschlossen, dass es bis Ende Januar dabei bleibt. Zwar würden die Saarländer dem einen oder anderen Akteur aus der zweiten Reihe mit wenig Einsatzzeit keine Steine in den Weg legen, doch konkrete Interessenten für Dürholtz oder Antonitsch sind aktuell nicht in Sicht.

Sofern kein Akteur den Verein verlässt, wird es wohl auch keine Nachbesserung geben. Es sei denn, es bietet sich noch die Gelegenheit, ähnlich wie in den Fällen Faghir und Wanner die Chance, Qualität kostengünstig zu leihen.

Vorbereitungsfazit & Prognose

Nach einem 2:2 im ersten Test gegen den spanischen Drittligisten Antequera CF hat die SV Elversberg mit der mit 3:2 gegen Red Bull Salzburg gewonnenen Generalprobe ein Ausrufezeichen gesetzt. Gegen einen in guter Besetzung angetretenen Serienmeister Österreichs präsentierte sich die SVE in guter Frühform und dürfte mit ähnlichen Leistungen in der 2. Liga die Negativserie aus der Zeit vor Weihnachten rasch stoppen.

Allerdings gab es in der Vergangenheit auch schon einige Aufsteiger, die nach guter Hinrunde das Niveau nicht halten konnten. Auch davor ist man in Elversberg nicht gefeit, wobei wir aufgrund der funktionierenden Automatismen und des intakten Mannschaftsgefüges aber nicht mit einem Totalabsturz rechnen, wie er einst den Würzburger Kickers passiert ist. Auf einem einstelligen Tabellenplatz wie nach der ersten Halbserie erwarten wie die Steffen-Elf indes auch nicht.