FC Schalke 04 Teamcheck

Analyse & Prognose zur neuen Saison

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Sonntag, 23.07.23 | 16:06
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Soll S04 als Kapitän und Torjäger erneut zurück in die Bundesliga führen: Simon Terodde. © IMAGO / Uwe Kraft

Platz acht in der Rückrundentabelle war für den FC Schalke 04 nach einer völlig verkorksten Hinserie zu wenig für den Klassenerhalt, sodass die Königsblauen im Mai zum zweiten Mal in zwei Jahren den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten mussten. Wie 2021/22 soll es aber bei einem einjährigen Intermezzo in Liga zwei bleiben und der Wiederaufstieg auf direktem Wege bewerkstelligt werden.

In unserem Teamcheck blicken wir darauf, wie Schalke für den erneuten Zweitliga-Aufenthalt gerüstet ist und wagen am Ende auch eine Prognose.

Kommen & Gehen

Der Aderlass auf Schalke war groß nach dem Abstieg. Auch einige Spieler, die man gerne gehalten hätte, aus finanziellen Gründen aber nicht halten konnte, sind künftig nicht mehr im königsblauen Trikot zu sehen. Schmerzhaft sind vor allem die Abgänge von Marius Bülter (TSG 1899 Hoffenheim), Rodrigo Zalazar (Sporting Braga), Moritz Jenz (VfL Wolfsburg, war vom FC Lorient ausgeliehen), Alex Kral (1. FC Union Berlin, war von Spartak Moskau ausgeliehen), Sepp van den Berg (1. FSV Mainz 05, war vom FC Liverpool ausgeliehen) und Tom Krauß (1. FSV Mainz 05, war von RB Leipzig ausgeliehen), die allesamt ihren Anteil an der letztlich nur knapp nicht erfolgreichen Aufholjagd der Rückrunde hatten.

Maya Yoshida (noch ohne neuen Verein) konnte insgesamt die in seine Verpflichtung gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Ebenso wenig wie Éder Balanta (FC Brügge), Michael Frey (Royal Antwerpen), Jere Uronen (Stade Brest) und Alexander Schwolow (Hertha BSC), die alle nur ausgeliehen waren. Tim Skarke (1. FC Union Berlin) würde Schalke derweil gerne fest an sich binden, doch bislang ist in den Gesprächen der Durchbruch nicht gelungen.

Die zuletzt schon verliehenen Amine Harit (Olympique Marseille), Jordan Larsson (FC Kopenhagen), Marvin Pieringer (1. FC Heidenheim), Can Bozdogan (FC Utrecht), Dries Wouters (Lommel SK), Nassim Boujellab (Arminia Bielefeld), Kerim Calhanoglu (Greuther Fürth) und Reinhold Ranftl (Austria Wien) kehren alle nicht mehr zurück, bringen aber überwiegend noch Transfereinnahmen. Florian Flick, den der 1. FC Nürnberg gerne weiterverpflichten würde, könnte als Abgang noch folgen.

Die erzielten Einnahmen ermöglichten auch gewisse Ausgaben, denn für alle Neuen mit Ausnahme der beförderten Eigengewächse Assan Ouédraogo und Keke Topp sowie den von Arminia Bielefeld gekommenen Bryan Lasme musste Schalke Ablösen bezahlen. Marius Müller (FC Luzern) kam eigentlich als zweiter Torhüter, ist aber zum Start gleich gefordert, weil Ralf Fährmann in der Vorbereitung von einer Muskelverletzung zurückgeworfen wurde. Sechser Ron Schallenberg (SC Paderborn) sowie die Achter Lino Tempelmann (SC Freiburg) und Paul Seguin (1. FC Union Berlin) sollen das zentrale Mittelfeld verstärken.

Gesucht wird mindestens noch ein Innenverteidiger (wohl Timo Baumgartl), ein Linksverteidiger und ein Akteur für die offensive Außenbahn, der Skarke heißen könnte, aber nicht zwingend muss.

So lief die Vorbereitung

Nach einem 3:0-Sieg im ersten Test beim SC Spelle-Venhaus verlief das Gastspiel beim 1. FC Bocholt (2:2) mäßig, allerdings auch zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Vorbereitung. Während des traditionellen Trainingslagers im österreichischen Mittersill folgte mit einem 0:2 gegen den FC Kopenhagen gleich der nächste Dämpfer, doch dafür gelang gegen Gornik Zabrze ein deutlicher 5:0-Erfolg.

Am Samstag verlief die Generalprobe gegen Twente Enschede (2:2) insgesamt ansprechend, wurde allerdings getrübt durch die schwere Verletzung von Leo Greiml, die sich als Kreuzbandriss herausgestellt hat und den Handlungsdruck auf dem Transfermarkt in puncto Innenverteidigung weiter erhöht hat.

Stärken & Schwächen

Auch wenn einige Leistungsträger einen anderen Karriereweg eingeschlagen haben, verfügt der FC Schalke 04 für Zweitliga-Verhältnisse fraglos über einen herausragend besetzten Kader, auch dank der Neuzugänge. Mit Simon Terodde hat S04 den besten Zweitliga-Torjäger aller Zeiten in seinen Reihen, der auch in fortgeschrittenem Fußballer-Alter noch den Riecher besitzt, um regelmäßig an der richtigen Stelle aufzutauchen. Generell ist der Kader gespickt mit vielen erfahrenen Akteuren, die wissen, wie man in die Bundesliga aufsteigt.

Zu einem Faktor im Aufstiegsrennen werden könnte das Publikum, das trotz vieler Enttäuschungen in der vergangenen Saison stets der zwölfte Mann war und eine hart arbeitende Mannschaft bedingungslos unterstützen wird. Die Gefahr, dass die Stimmung kippt, scheint aktuell gering, ist aber natürlich bei einer über längere Zeit anhaltenden Negativserie durchaus auch vorhanden – und wäre für die Aufstiegsambitionen kontraproduktiv.

Nicht optimal ist, dass sich die Defensive in der Vorbereitung nicht einspielen konnte. Verschiedene Verletzungen auch von Schlussmann Ralf Fährmann, der zum Saisonstart noch nicht bei 100 Prozent ist, und Verzögerungen auf dem Transfermarkt haben zur Folge, dass sich die Mannschaft zumindest in den hinteren Reihen während der Pflichtspiele finden muss.

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Genießt auf Schalke trotz verpasstem Klassenerhalt hohe Wertschätzung: Thomas Reis. © IMAGO / Revierfoto

Der Trainer

Auf Schalke findet sich kaum jemand, der nicht der Überzeugung ist, dass Schalke der erneute Abstieg erspart geblieben wäre, wenn Thomas Reis einige Wochen eher gekommen wäre. So aber war das Handicap für den 49 Jahre alten Fußball-Lehrer trotz einer deutlichen Steigerung in der Rückrunde zu groß. Gleichwohl genießt Reis, der stets eine leidenschaftlich agierende Mannschaft auf den Platz schickt, die es versteht, das Publikum mitzunehmen, ein sehr gutes Standing.

Anders als 2020/21, als Reis mit dem VfL Bochum als Außenseiter den Aufstieg geschafft hat, geht Schalke nun aber als Favorit und mit entsprechendem Druck in die Saison – dem allen voran auch Reis standhalten muss.

Der potentielle Shooting-Star

Dass Schalke auf den Abgang von Zalazar nicht mit der Verpflichtung eines neuen Zehners reagiert, sondern stattdessen mit Tempelmann einen etwas anderen Spielertypen hinzugeholt hat, kann durchaus – wie medial geschehen – als Vertrauen in Assan Ouédraogo gewertet werden. Der U17-Europameister ist im offensiven Mittelfeld, das künftig wohl doppelt und ohne klassischen Spielmacher besetzt wird, zwar lediglich als Backup für Dominick Drexler vorgesehen, hat aber schon Kostproben seines Könnens gegeben und gilt nicht von ungefähr als großes Versprechen für die Zukunft.

Die mögliche Startelf

Müller – Brunner, Matriciani, Kaminski, Ouwejan – Schallenberg – Karaman, Seguin, Drexler, Mohr – Terodde

Fazit & Prognose

Schalke ist für viele Beobachter der Top-Favorit. Wir sehen die Ausgangslage auch nicht viel anders, den Wiederaufstieg der Königsblauen indes aufgrund der Konkurrenz auch nicht als Selbstläufer an. Wenn sich die neue Defensive schnell findet und die erfahrenen Eckpfeiler noch einmal funktionieren, wird S04 am Ende aber auf Platz eins oder zwei stehen.