SC Paderborn Teamcheck

Analyse & Prognose zur neuen Saison

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Sonntag, 23.07.23 | 11:47
© IMAGO / Philipp Szyza

Florent Muslija ist weiterhin als feste Größe eingeplant. © IMAGO / Philipp Szyza

Neunter, Siebter, Sechster – nach dem Abstieg aus der Bundesliga 2020 hat sich der SC Paderborn in den vergangenen drei Jahren in kleinen Schritten gesteigert. Mit dem nächsten Schritt nach vorne, würden die Ostwestfalen in der neuen Saison um den Aufstieg in die Bundesliga mitspielen, der aufgrund der namhaften Konkurrenz und einiger schmerzhafter Abgänge aber nicht das offizielle Ziel sein kann.

Positiv überraschen würde der SCP, der mit der Verpflichtung von Max Kruse einen Coup gelandet hat, aber natürlich gerne. Wo wir Paderborn erwarten, verraten wir am Ende unseres Teamchecks.

Kommen & Gehen

Der SC Paderborn hat auf dem sommerlichen Transfermarkt mehrere Leistungsträger verloren. Neben den Leihspielern Bashir Humphreys (FC Chelsea) und Marvin Pieringer (1. FC Heidenheim, war vom FC Schalke 04 ausgeliehen) kehrten mit Ron Schallenberg (FC Schalke 04) und Julian Justvan (TSG 1899 Hoffenheim) zwei weitere Leistungsträger dem Verein den Rücken.

Auch Dennis Srbeny (Greuther Fürth) kam regelmäßig zumindest als Joker zum Einsatz, während Leopold Zingerle (RB Leipzig) und Uwe Hünemeier (Karriereende) nicht mehr den Stellenwert vorheriger Jahre hatten. Moritz Schulze (Hallescher FC), Jonas Carls (Waldhof Mannheim), Richmond Tachie (1. FC Kaiserslautern) und Jasper van der Werff (Hansa Rostock, ausgeliehen) spielten derweil nur untergeordnete Rollen. Die zuletzt schon verliehenen Robin Bormuth (Karlsruher SC) und Johannes Dörfler (eigene Reserve) gehören auch künftig nicht mehr zum Kader.

Dafür band der SCP den vom Hamburger SV ausgeliehenen Maximilian Rohr per Kaufoption fest an sich und verpflichtete von den Hanseaten mit Filip Bilbija auch noch einen flexiblen Offensivspieler. Für den Angriff kamen außerdem Adriano Grimaldi (1. FC Saarbrücken) und der seit November 2022 vereinslose Max Kruse, der seine Fähigkeiten nach einem knappen Jahr ohne Spielpraxis schon wieder andeuten konnte.

Mittelfeldmann David Kinsombi (SV Sandhausen), Innenverteidiger Visar Musliu (FC Ingolstadt) und Defensiv-Allrounder Kimberly Ezekwem (SC Freiburg, ausgeliehen) bringen auch das Potential für einen Stammplatz mit. Dem vom SC Verl zurückgekehrten Jesse Edem Tugbenyo traut man in Paderborn auch eine gute Rolle zu, wohingegen die anderen Leih-Rückkehrer Marcel Mehlem (SV Sandhausen) und Justus Henke (Wuppertaler SV) wohl nicht die beste Perspektive haben. Ebenso stehen die Talente Florian Pruhs, Dawyn-Paul Donner und Ilyas Ansah aus dem eigenen Unterbau vor einem Lehrjahr. Mattes Hansen aus der U19 des FC Schalke 04 hat sich derweil in der Vorbereitung ansprechend präsentiert und scheint nahe an seinem Zweitliga-Debüt.

So lief die Vorbereitung

Gegen den Wuppertaler SV (2:1) und gegen Preußen Münster (4:3) hat der SC Paderborn seine ersten beiden Vorbereitungsspiele knapp gewonnen und dann während des Trainingslagers in Österreich mit einem 4:0 gegen Gornik Zabrze ein zumindest kleines Ausrufezeichen gesetzt. Gegen Dynamo Dresden (0:2) folgte zwar ein Dämpfer, doch die beiden finalen Tests verliefen sehr vielversprechend.

Zunächst gelang am Freitag ein 2:1-Sieg gegen Bayer Leverkusen und dann wurde am Samstag auch der RKC Waalwijk (3:0) bezwungen.

Stärken & Schwächen

Mit Robert Leipertz und Felix Platte verpassen zwei Angreifer, die ihre Qualitäten schon nachgewiesen haben, den Saisonstart. Zudem war auch der von muskulären Problemen geplagte Grimaldi in den letzten Testspielen nicht dabei. Im Sturm sind die Alternativen daher überschaubar, wobei nicht ausgeschlossen ist, dass die Abteilung Attacke kurzfristig noch Zuwachs erhält.

Aktuell bleibt wegen der Ausfälle und der Abgänge abzuwarten, ob der SCP, der vergangene Saison mit 68 Treffern die zweitbeste Offensive stellte, nach vorne wieder ähnlich stark ist. Die Vorbereitung und insbesondere die letzten beiden Testspiele dienten in dieser Hinsicht aber als Mutmacher. Zudem stand die Defensive gegen Leverkusen und Waalwijk gut.

Ausbaufähig waren in der vergangenen Saison die Leistungen auf gegnerischem Platz. Während im eigenen Stadion 36 Punkte eingefahren wurden, waren es in der Fremde nur 19 Zähler.

Paderborns Trainer Lukas Kwasniok hat keine einfachen Wochen hinter sich. © picture alliance/dpa | Jens Niering

Der Trainer

Mit 42 Jahren gehört Lukas Kwasniok noch zu den jüngeren Trainer in der 2. Liga, hat aber doch schon eine Menge Erfahrung angesammelt. Über den Nachwuchs des Karlsruher SC gelang Kwasniok 2018 zunächst der Sprung in die 3. Liga zu Carl Zeiss Jena und nach einer weiteren Station in der 3. Liga beim 1. FC Saarbrücken ging es ab Sommer 2021 beim SCP weiter, wo die Fußstapfen nach der erfolgreichen Zeit unter Steffen Baumgart groß waren.

Kwasniok erwies sich aber schnell als würdiger Nachfolger und hat die Arbeit Baumgarts mit ähnlich attraktivem Fußball nahtlos fortgeführt. Dennoch stand im Mai der Verbleib wegen eines gegen ihn auf Mallorca eingeleiteten Ermittlungsverfahrens auf der Kippe. Der Verein stärkte Kwasniok zwar den Rücken, kündigte aber auch an, gegebenenfalls zu reagieren, sollte dem Fußball-Lehrer ein schuldhaftes Verhalten nachgewiesen werden.

Der potentielle Shooting-Star

Im Nachwuchs noch für den VfB Stuttgart und die TSG 1899 Hoffenheim aktiv, ging Laurin Curda seine ersten Schritte im Seniorenbereich in der Oberliga beim SV Sandhausen II und war zwei Jahre lang für die TSG Balingen in der Regionalliga Südwest aktiv. Mit seinen Leistungen dort spielte sich der 21-Jährige ins Blickfeld des SCP, der bereits im Mai Nägel mit Köpfen machte und Curda unter Vertrag nahm.

In der Vorbereitung präsentierte sich der frühere U17-Nationalspieler als echte Alternative sowohl als Innenverteidiger als auch auf der rechten Abwehrseite und dürfte zeitnah zu seinen ersten Einsätzen in der 2. Bundesliga kommen.

Die mögliche Startelf

Huth – Schuster, Musliu, Heuer – Hoffmeier, Klefisch, Rohr, Ezekwem – Kinsombi, Kruse, Muslija

Fazit & Prognose

Der SC Paderborn gehört zu den Mannschaften, die aus unserer Sicht mit am schwierigsten einzuschätzen sind. Einerseits, weil die Abgänge allen voran von Schallenberg, Justvan und Pieringer einen enormen Qualitätsverlust darstellen. Andererseits, weil offen ist, ob die vielen Neuzugänge um Max Kruse wie erhofft funktionieren und hinter Trainer Kwasniok zumindest ein kleines Fragezeichen bleibt. Wir haben daher alles in allem Zweifel, dass tabellarisch wieder ein Schritt nach vorne gelingt und erwarten den SCP eher im Niemandsland, wenn auch ohne wirkliche Abstiegssorgen.