Die Liga-Zwei.de-Sprechstunde: Folge 1

Mehrbelastung durch die Englische Woche

Autor: Andreas Breitenberger Veröffentlicht: Donnerstag, 21.09.17 | 17:06
Jan Hochscheidt liegt am Boden. Wie lassen sich Überbelastungen in der Englischen Woche vermeiden? Liga-Zwei.de Experte Werner Krutsch klärt auf

Da hilft sogar der Schiri mit: Krämpfe sind auch in der Englischen Woche keine Seltenheit. ©Imago/Karina Hessland

Wir sind mitten in der ersten Englischen Woche der Saison 2017/18. Binnen sieben Tagen bestreitet Euer Team drei Spiele, dazwischen bleiben teilweise nur zwei volle Tage zur Regeneration. Wie wirkt sich das auf die Leistungsfähigkeit der Kicker aus?

Darüber war bisher kaum etwas bis gar nichts bekannt. In der ersten Ausgabe der Liga-Zwei.de-Sprechstunde informieren wir Euch gemeinsam mit unserem Experten Dr. Werner Krutsch über das Thema Mehrbelastung durch die Englische Woche und geben Tipps, wie Ihr auch im Amateurbereich darauf reagieren könnt.

Wie reagiert der Körper?
Die Oberschenkel- und Wadenmuskulatur wird durch die Englische Woche besonders strapaziert. Bei einer Belastung kontrahiert der Muskel, zieht sich also zusammen. „Das heißt er wird aktiviert und deaktiviert. Wenn der Muskel eine hohe Leistung bringt, dann ist er umso stärker aktiviert. Daher braucht er danach Ruhe“, so Liga-Zwei.de-Experte Krutsch, der die Wehwehchen in dieser Phase nicht nur als Mediziner, sondern auch aus eigener Erfahrung kennt.

Das größte Risiko für Überlastungsbeschwerden liegt in der kurzen Regenerationszeit. „Hat man nur zwei, drei Tage, muss man schauen, dass sich der Muskel in dieser Zeit erholt“, sagt KrutschDoch wie regeneriert der Körper am effektivsten?

Wie läuft die Regeneration?
Die Schwierigkeit liegt darin, dass die Balance gehalten sowie die Spannung aufrechterhalten wird, da der nächste Wettkampf bereits vor der Tür steht. Zu große Entspannung wäre für Stammspieler in der Englischen Woche also kontraproduktiv. „Gleich nach dem ersten Spiel muss eine ausgewogene Regeneration betrieben werden, ich empfehle dazu das Auslaufen und Stretching und eine umgehende Behandlung beim Physiotherapeuten, falls kleine Beschwerden auftreten“, so Werner Krutsch.

„ Ich empfehle Auslaufen, Stretching und eine umgehende Behandlung beim Physiotherapeuten ”
über Regenerationsmaßnahmen

Auch Ergänzungsspieler, die am Wochenende nicht gespielt haben, „sollten in einer englischen Woche keine ausgleichende Belastungseinheit bekommen. Hier sollte man vorbeugen, da sie beim Ausfall eines Spielers in kürzester Zeit ran müssen“, so der Liga-Zwei.de-Experte.

Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit?
Ob und wie oft ein Trainer in einer Englischen Woche rotiert, ist auch eine Frage der jeweiligen Philosophie. Die Leistungsträger werden jedoch oft in jedem Spiel eingesetzt. „Ein Profisportler sollte die Englische Woche aushalten“, sagt Liga-Zwei.de-Experte Krutsch.

Der 37-Jährige rät jedoch zu einer „gewissen Rotation“ in der Englischen Woche. Der Leistungsstand der Spieler müsse stets individuell überprüft werden. Dazu gibt es moderne Tools, die bei immer mehr Zweitliga-Vereinen eingesetzt werden. Dort können die Spieler über eine App auf ihrem Smartphone eingeben, wie sie sich fühlen.

Welchen Einfluss hat der Rhythmus?
Bei einer Englischen Woche ist es extrem abhängig davon, wie gewohnt die Spieler den Rhythmus sind. Spieler von Bayern München haben zum Beispiel fast die ganze Saison über einen Drei-Tages-Turnus. In der zweiten Liga sind Englische Wochen jedoch eine Seltenheit.

Die Spieler sind die dadurch entstehenden Belastungen nicht so gewohnt. „Gerade zum Ende der Saison können dann Verletzungen in kurz aufeinanderfolgenden Spielen erfolgen, wie in der Relegation oft zu beobachten war“, so der gebürtige Nürnberger Krutsch.

Unterschiede im Amateurfußball?
Während bei den Profis unter der Woche aktive Regenerationsmaßnahmen anstehen, fällt in den unteren Ligen stattdessen oft einfach das Training aus. Der Liga-Zwei.de-Experte rät allerdings gerade Hobbyfußballern zu einer aktiven Regeneration zwischen den Spielen, da diese „die Frequenz der Partien in einer Englischen Woche nicht gewohnt sind und daher deine Extra-Portion zum Regenerieren brauchen.“

In Englischen Wochen kommt es besonders auf die ersten 24 Stunden nach dem Spiel an. Während im normalen Rhythmus die Zeit bis zum nächsten Spiel oder Training ausreichend ist, muss in dieser kurzen Periode jede Regenerationsmöglichkeit genutzt werden, um zwei Tage später wieder Vollgas geben zu können.

„ Ausreichender Schlaf und eine ausgewogene Ernährung ”
über Regenerationsmaßnahmen bei Amateurkickern

Am Tag nach dem Spiel rät Krutsch den Amateurkickern dazu, die Muskulatur etwa beim Physiotherapeuten, durch Stretching oder ein leichtes Laufprogramm zu lockern. Dadurch regenerieren die Muskeln nicht nur, sie werden auch für das nächste Spiel wieder aktiviert.

Der wichtigste Einflussfaktor für Amateurfußballer in Englischen Wochen ist allerdings die private und berufliche Situation. „Ausreichender Schlaf und eine ausgewogene Ernährung sowie auch mal eine gewisse Zurückhaltung im beruflichen Alltag besonders am Tag eines Spieles unter der Woche können die Leistung fördern“, so Liga-Zwei.de-Experte Krutsch.

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