KSC Teamcheck

Analyse & Prognose zur neuen Saison

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Donnerstag, 27.08.20 | 14:57
Marvin Wanitzek vom KSC

Marvin Wanitzek ist das Herzstück beim KSC. ©Imago images/Sportfoto Rudel

Nach zweijährigem Intermezzo in der 3. Liga zurückgekehrt, hat der Karlsruher SC vergangene Saison das oberste Ziel Klassenerhalt erreicht. In einer lange nicht einfachen Spielzeit zogen die Badener allerdings erst am allerletzten Spieltag den Kopf aus der Schlinge und vermieden letztlich dank der um zwei Treffer besseren Tordifferenz im Vergleich zum 1. FC Nürnberg auch die Relegation.

Ein erneutes Zittern bis zum Schluss würde man sich in Karlsruhe nun natürlich liebend gerne ersparen. Inwieweit der KSC für eine sorgenfreie Spielzeit gerüstet ist, analysieren wir im Teamcheck von Liga-Zwei.de.

Kader & Transfers

Zwölf Abgänge verzeichnet der KSC bislang in dieser Transferperiode, wobei eine Weiterverpflichtung von Daniel Gordon und Manuel Stiefler nach Ablauf ihrer Verträge nach wie vor nicht ausgeschlossen ist. Beide Routiniers zählten vergangene Saison zu den Stammkräften, ebenso Torhüter Benjamin Uphoff (SC Freiburg) und mit Abstrichen Linksverteidiger Damian Roßbach (Hansa Rostock).

Aufstiegsheld Anton Fink (SSV Ulm) spielte hingegen nur noch eine Nebenrolle, über die auch Mario Röser (VfB Lübeck), Burak Camoglu (Hatayspor), Justin Möbius (Preußen Münster) und Leihspieler Lukas Grozurek (Sturm Graz) nicht hinausgekommen sind.  Der im Winter verpflichtete Änis Ben-Hatira konnte sich auch nicht für einen längeren Vertrag empfehlen. Komplettiert wird die Riege der Abgänge durch den ohne Einsatz gebliebenen Ersatztorwart Mario Schragl und den bereits vergangene Saison an Carl Zeiss Jena verliehenen Tim Kircher (nun VfB Lübeck). Erwartet wird auch noch der Abschied von Marvin Pourié, der nach einer Ausleihe zu Eintracht Braunschweig zwar wieder unter Vertrag steht, sportlich aber nicht mehr eingeplant ist.

Neu im Kader sind neben den aus der U19 hochgezogenen Talenten David Trivunic, Marlon Dinger und Jannis Rabold erst fünf Akteure. Der österreichische Schlussmann Markus Kuster (SV Mattersburg) soll in die Fußstapfen von Uphoff, der drei Jahre lang ein immer solider und oft guter Rückhalt war, treten. Von Philip Heise (Norwich City, ausgeliehen), der 2019/20 für den 1. FC Nürnberg spielte, erhofft sich der KSC einen Qualitätszuwachs auf der linken Abwehrseite. Heise soll aber vor allem auch seine Offensivqualitäten einbringen und könnte gegebenenfalls auch auf dem linken Flügel agieren.

Für die rechte Außenbahn wurde Benjamin Goller von Werder Bremen ausgeliehen, der in Liga zwei den nächsten Schritt machen soll. Der 21-Jährige war aufgrund seiner Schnelligkeit ein Wunschspieler von Trainer Christian Eichner, der künftig mehr Tempo ins eigene Spiel bringen will und noch auf einen weiteren flinken Flügelspieler hofft.

Für die Innenverteidigung zog der KSC mit Robin Bormuth (Fortuna Düsseldorf) einen mit 24 Jahre einerseits gestandenen, aber dennoch weiter entwicklungsfähigen Profi an Land, der mit David Pisot und Christoph Kobald um die beiden Plätze im Abwehrzentrum kämpft. Kein echter Neuzugang mehr ist Jerome Gondorf, dessen Ausleihe vom SC Freiburg durch den Klassenerhalt in einen Kauf übergegangen ist. Der 32-Jährige Mittelfeldspieler hat nicht nur wegen zwei Toren und zwei Vorlagen in seinen 15 Rückrundeneinsätzen direkt eine Führungsrolle eingenommen und dürfte auch in Zukunft weiter vorangehen.

Die aktuelle Form

Mit einem 3:1-Erfolg im ersten Testspiel gegen den FSV Frankfurt begann die Vorbereitung des KSC erfolgreich. Anschließend allerdings kamen die Badener gegen den 1. FC Saarbrücken (2:2), beim SC Freiburg (1:1) und bei der SpVgg Unterhaching (2:2) drei Mal in Folge nicht über ein Unentschieden hinaus.

Während des Trainingslagers in Österreich gelang mit einem 4:1 gegen den Linzer ASK aber ein bemerkenswerter Erfolg, dem am Mittwoch in einem Doppeltest gegen den FSV Zwickau (1:0) und den österreichischen Bundesligisten SKN St. Pölten (2:1) zwei weitere Siege folgten.

Stärken & Schwächen

Mit sieben Punkten aus den letzten vier Spielen hat es der KSC geschafft, den drohenden Wiederabstieg noch abzuwenden. Gerade noch rechtzeitig nahm auch das badische Offensivspiel Fahrt auf, erzielten Philipp Hofmann und Co. doch an den letzten vier Spieltagen acht Treffer. Zuvor war die Ausbeute mit 37 Treffern in 30 Partien eher dürftig. Gerade Hofmann, der es insgesamt auf 17 Saisontore brachte, drehte im Endspurt richtig auf und untermauerte seine für Zweitliga-Verhältnisse sicherlich gehobene Qualität.

Insgesamt benötigt das Karlsruher Offensivspiel aber neuen Schwung, den Trainer Christian Eichner nicht zuletzt mit schnelleren Spielern auf den Außenbahnen erreichen will. Youngster Dominik Kother, dem in der Rückrunde der Sprung in die erste Elf gelang, ist in dieser Hinsicht sicherlich ein Hoffnungsträger. Ebenso Kyoung-Rok Choi, der nach langer Verletzungspause in der Vorbereitung einen guten Eindruck hinterlassen hat.

Bereits eine deutliche Entwicklung war nach dem Trainerwechsel von Alois Schwartz zu Eichner im Februar in Sachen Defensivarbeit zu erkennen. Der KSC, in den beiden Jahren zuvor in der 3. Liga häufig ein kaum zu überwindendes Bollwerk, präsentierte sich mit 39 Gegentoren an den ersten 20 Spieltagen (1,95 im Schnitt) sehr anfällig, ließ dann aber unter Eichner in 14 Partien nur noch 17 Gegentreffer zu (1,21 im Schnitt).

Abgesehen von Winterneuzugang Gondorf, der im zentralen Mittelfeld Gold wert war und ist, hat Eichner einen unvermeidlichen Verjüngungsprozess angeschoben. Langjährige Leistungsträger wie Pisot, Gordon, Stiefler oder Fink sind entweder gar nicht mehr dabei oder nicht mehr gesetzt. Jüngere Akteure wie Kobald in der Defensive, Lukas Fröde und Marvin Wanitzek im Mittelfeld sowie Hofmann im Angriff rücken dadurch zunehmend in die Verantwortung, worin perspektivisch eine Chance liegt.

Christian Eichner

Übernahm im Februar von Alois Schwartz: Christian Eichner. © imago images / Carmele TMC-Fotografie.de

Der Trainer

Obwohl Christian Eichner schon Anfang Februar die Nachfolge von Alois Schwartz angetreten hatte, fungierte der 37 Jahre alte Ex-Profi bis zum Saisonende offiziell als Interimstrainer. Erst Anfang Juli wurde die Arbeit Eichners, der im Frühjahr erfolgreich die Ausbildung zum Fußball-Lehrer abgeschlossen hat, mit einem Vertrag als Cheftrainer bis 2022 belohnt.

Nach anfänglichen Versuchen mit anderen Formationen hat Eichner mit dem 4-1-4-1 eine augenscheinlich zum Kader passende Grundordnung gefunden und die Spielweise auch darauf abgestimmt. Im Vergleich zu den Spielen unter Vorgänger Schwartz agierte der KSC unter Eichner sichtbar aktiver und offensiver, wobei die angestrebte Balance aus frühem Pressing und einer dennoch vorhandenen Absicherung in vielen Spielen bereits erreicht wurde.

Die mögliche Startelf

Voraussichtliche Aufstellung des KSC

Voraussichtliche Aufstellung des KSC

Fazit & Prognose

Nicht selten nehmen Mannschaften, die kurz vor Schluss noch den Klassenerhalt geschafft haben, einen gewissen Schwung mit in die neue Saison. Dem Karlsruher SC trauen wir mit einer verjüngten Mannschaft und dem Elan von Jung-Trainer Eichner auf jeden Fall zu, tabellarisch einen Schritt nach vorne zu machen. Ganz frei von Sorgen werden die ein Stück weit im Umbruch befindlichen Badener zwar nicht bleiben, aber eine Platzierung im sicheren Mittelfeld um Platz zwölf herum halten wir für nicht unwahrscheinlich.

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