SC Paderborn Teamcheck

Analyse & Prognose zur neuen Saison

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Donnerstag, 10.09.2020 | 11:30
Marcel Correia vom SC Paderborn

Marcel Correia soll fortan die Abwehr des SCP zusammenhalten. ©Imago images/Kirchner-Media

Nicht ganz überraschend war für den SC Paderborn das Bundesliga-Abenteuer nach nur einer Saison schon wieder beendet. Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart setzte zwar auch im Oberhaus das eine oder andere Ausrufezeichen und begeisterte mehrfach mit dem bekannten Offensivfußball, doch auf Strecke war der SCP letztlich nicht konkurrenzfähig.

Nun meldet sich Paderborn zurück in der Zweitklassigkeit, die zuletzt 2018/19 auf einem rasanten Ritt durch die Ligen nur Durchgangsstation war und will keinesfalls das gleiche Schicksal erleiden wie nach dem letzten Bundesliga-Abstieg 2015, als es ungebremst in die Drittklassigkeit ging. Wie der SCP für das Comeback in der 2. Bundesliga gerüstet ist, nehmen wir im Teamcheck von Liga-Zwei.de unter die Lupe.

Kader & Transfers

Zehn Spieler zählen künftig nicht mehr zum Kader von Trainer Baumgart. Die zuletzt bereits verliehenen Felix Drinkuth (FSV Zwickau), Marcel Hilßner (Coventry City) und Sergio Gucciardo, der nur noch für die zweite Mannschaft eingeplant ist, hinterlassen dabei keine nennenswerten Lücken. Selbiges gilt für den noch vereinslosen Ersatzkeeper Leon Brüggemeier und den an Sheriff Tiraspol verliehenen Vorjahreseinkauf Rifet Kapic, der ohne Bundesliga-Einsatz geblieben ist.

Schmerzhaft sind dagegen die Abgänge von Innenverteidiger Luca Kilian (1. FSV Mainz 05), Rechtsverteidiger Mohamed Dräger (war vom SC Freiburg nur ausgeliehen) und Mittelfeldabräumer Klaus Gjasula (Hamburger SV). Ebenfalls nicht gehalten werden konnte Laurent Jans (FC Metz, war ausgeliehen), der Dräger im Saisonverlauf den Stammplatz auf der rechten Abwehrseite abgeluchst hatte. Außenbahnspieler Gerrit Holtmann (nun VfL Bochum) pendelte derweil meist zwischen Startelf und Ersatzbank. Genau wie Offensiv-Allrounder Ben Zolinski, der nach seinem Vertragsende noch auf Vereinssuche ist.

Den Verein noch verlassen soll Abdelhamid Sabiri, der in den Planungen keine Rolle mehr spielt. Anders als Kai Pröger, Sebastian Vasiliadis und Streli Mamba, die andernorts Begehrlichkeiten wecken. Bei Mamba, dessen Wechsel zum 1. FC Köln nur aufgrund einer Oberschenkelblessur geplatzt ist, dürfte einiges auch davon abhängen, wie schnell der Angreifer wieder fit wird.

Unter den neun neuen Gesichtern im Aufgebot finden sich mit Johannes Dörfler (FSV Zwickau) und Ron Schallenberg (SC Verl) auch zwei Leih-Rückkehrer, die die Vorbereitung dazu genutzt haben, um sich zumindest als Alternativen für die rechte Abwehrseite bzw. das defensiven Mittelfeld zu empfehlen.

Heiße Kandidaten für eine neuformierte Viererkette sind unterdessen die Außenverteidiger Frederic Ananou (rechts, FC Ingolstadt) und Chima Okoroji (links, SC Freiburg). Wie Okoroji, der in die Oberpfalz verliehen war, zählte auch Innenverteidiger Marcel Correia vergangene Saison zu den Leistungsträgern bei Jahn Regensburg und soll nun mit seiner Erfahrung auch in der Paderborner Hintermannschaft zu einem Eckpfeiler werden.

Maximilian Thalhammer ist im zentralen Mittelfeld der wahrscheinliche Gjasula-Nachfolger, muss nach einem Drittliga-Jahr mit dem FC Ingolstadt aber zunächst wieder die Umstellung auf das höhere Niveau in der 2. Bundesliga schaffen. Anpassen muss sich auch der offensive Flügelspieler Chris Führich, der nach überzeugenden Leistungen in der Regionalliga für Borussia Dortmund II zunächst auf Leihbasis die Chance erhält, sich in der Zweitklassigkeit zu beweisen.

In die Kategorie Perspektivspieler fallen unterdessen Torwarttalent Moritz Schulze (RB Leipzig) und Offensiv-Allrounder Pascal Steinwender, der mit guten Scorer-Werten für den VfB Oldenburg in der Regionalliga Nord auf sich aufmerksam gemacht hatte.

Die aktuelle Form

Nach einem 2:1-Sieg gegen den KFC Uerdingen im ersten Testspiel ging es für den SC Paderborn ins Trainingslager in Kärnten. In dessen Rahmen trennte sich der Bundesliga-Absteiger vom österreichischen Zweitligisten Austria Klagenfurt mit 1:1.

Zurück in der Heimat warteten dann mit Borussia Mönchengladbach (0:2) und Borussia Dortmund (1:1) zwei große Kaliber, gegen die sich der SCP aber jeweils wacker schlug. Die bis dahin überwiegend positiven Eindrücke aus den Testspielen wurden indes am vergangenen Wochenende etwas getrübt. Während die wahrscheinliche A-Elf bei Mitabsteiger Fortuna Düsseldorf (0:1) verlor, unterlag die zweite Garde dem VfB Lübeck nach einer 2:0-Führung noch mit 2:3.

Stärken & Schwächen

Auch nach dem Durchmarsch von der 3. Liga in die Bundesliga hat der SC Paderborn an seiner mutigen Spielweise festgehalten und auf den Versuch verzichtet, sich den Klassenerhalt im Oberhaus zu ermauern. Unter dem Strich waren 74 und damit die meisten Gegentreffer aller Bundesligisten das Resultat, das aber nicht unbedingt überraschte. Denn schon im Aufstiegsjahr 2018/19 waren 50 Gegentreffer nicht unbedingt die klassische Bilanz eines Tabellenzweiten und etwa deutlich mehr als bei Mitaufsteiger Union Berlin (33).

In der Aufstiegssaison zeichnete den SCP dafür eine überragende Offensive aus, die am Ende auf stattliche 76 Treffer kam. Auch in diesem Bereich hakte es in der Bundesliga. 37 Tore waren der zweitschwächste Wert und ein unverkennbares Zeichen dafür, dass die Paderborner Spielweise gegen stärkere Gegner ebenso an ihren Grenzen stieß wie die individuelle Qualität der Offensivspieler.

In der 2. Bundesliga aber sollten Sven Michel, Denis Srbeny, Christopher Anti-Adjei und Kai Pröger eine Offensive formen, die wieder jedem Kontrahenten große Probleme bereiten kann. Abzuwarten bleibt hingegen, wie schnell und wie gut sich die neuformierte Defensive findet, die inklusive Torwart Leopold Zingerle und dem designierten neuen Abwehrchef Correia der Mannschaft in den Testspielen noch nicht durchweg den erhofften Halt verleihen konnte.

Steffen Baumgart

Trotz Abstieges weiter im Amt: Steffen Baumgart. © imago images / Jan Hübner

Der Trainer

Von hemdsärmelig über bodenständig bis authentisch gibt es viele Adjektive, mit denen sich Steffen Baumgart gut beschreiben lässt. In erster Linie ist der 48 Jahre alte Fußball-Lehrer aber ein harter Arbeiter, der nicht viel Aufhebens um seine Person macht und vielleicht auch deshalb bundesweit viele Sympathien genießt.

Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn ist Baumgarts Trainerkarriere eher schwer in Gang gekommen, ehe der Amtsantritt im April 2017 in Paderborn der Beginn eines Fußballmärchens wurde, das in zu diesem Zeitpunkt kaum für möglich gehaltene Höhen führte. Aufgrund des erarbeiteten Vertrauens geriet das Standing des einst für seine enorme Schnelligkeit bekannten Stürmers auch im Abstiegsjahr nicht oder allenfalls geringfügig ins Wanken.

Zurück in der 2. Bundesliga muss Baumgart nun aber beweisen, nach einem bitteren, indes nicht unerwarteten Rückschlag einen Neuanfang hinzubekommen und dabei gegebenenfalls auch von bislang festen Prinzipien abweichen, sollte das Paderborner Spiel auch von den Zweitliga-Rivalen öfter als erhofft entschlüsselt werden.

Die mögliche Startelf

Mögliche Aufstellung des SC Paderborn

Mögliche Aufstellung des SC Paderborn

Fazit & Prognose

Trotz einiger schmerzhafter Abgänge verfügt der SC Paderborn über ein Gerüst, mit dem sich ein ähnlicher Absturz wie nach dem letzten Bundesliga-Abstieg 2015 vermeiden lassen sollte. Im Aufstiegsrennen erwarten wir die Ostwestfalen zwar ebenso wenig wie im Abstiegskampf, doch ein Mittelfeldplatz, knapp im einstelligen Bereich, sollte drin sein.

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