VfL Bochum Teamcheck

Analyse & Prognose zur neuen Saison

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Dienstag, 01.09.2020 | 10:00
Danilo Soares beim VfL Bochum

Der VfL Bochum kann auch in der Saison 2020/21 auf Leistungsträger wie Danilo Soares bauen. ©Imago images/Team 2

Einst fester Bestandteil der Bundesliga und nach den ersten fünf Abstiegen stets auf direktem Weg ins Oberhaus zurückgekehrt, steht der VfL Bochum vor seiner elften Saison in Folge in der 2. Bundesliga. Kaum ein anderer Verein steht damit so sehr für Zweitklassigkeit wie der VfL, wobei man sich damit an der Castroper Straße unverändert nur schwerlich anfreunden kann.

Hoffnung auf die Rückkehr in die nationale Fußball-Elite hat der Endspurt der vergangenen Saison gemacht. Nach der Corona-Pause verbuchte der VfL mit 18 Punkten aus neun Partien eine aufstiegsreife Ausbeute und kletterte aus dem Abstiegskampf noch auf Rang acht. Die Voraussetzungen, den Schwung mitzunehmen, scheinen aufgrund weitgehender personeller Kontinuität gegeben. Diesen Punkt und viele weitere Aspekte beleuchten wir im Teamcheck von Liga-Zwei.de.

Kader & Transfers

Zwar haben neun Spieler den VfL Bochum im Sommer den Rücken gekehrt, doch bis auf den vom FC Arsenal ausgeliehenen Jordi Osei-Tutu (nun Cardiff City), dessen Weiterverpflichtung sich nicht realisieren ließ, war keine Stammkraft darunter. Die Talente Maxwell Gyamfi (Hamburger SV II), Ulrich Bapoh und Jan Wellers (beide noch ohne neuen Klub) spielten ebenso kaum eine Rolle wie die Routiniers Patrick Fabian (Karriereende) und Stefano Celozzi (Ziel unbekannt).

Simon Lorenz (Holstein Kiel) begann die vergangene Saison zwar als Stammspieler, verlor diesen Status dann aber nach der Winterpause und verbuchte 2020 nur noch einen Kurzeinsatz. Der vom Hamburger SV ausgeliehene Manuel Wintzheimer erwies sich unterdessen als solider Backup, kam aber letztlich im Sturmzentrum an Silvère Ganvoula nicht vorbei und über drei Treffer nicht hinaus. Endgültig verlassen hat den Verein auch Dominik Baumgartner, der bereits im September 2019 an den Wolfsberger AC verliehen wurde und dort nun längerfristig bleibt.

Vorübergehend verabschiedet hat der VfL auch Vasilios Lampropoulos, der erst im Winter von Deportivo La Coruna ausgeliehen wurde und im starken Endspurt wesentlichen Anteil an einer sehr stabilen Hintermannschaft hatte. Letztlich ist es aber gelungen, den 30-jährigen Innenverteidiger fest zu verpflichten.

Neu im Kader sind darüber hinaus Youngster Lars Holtkamp aus der eigenen U19 sowie drei echte Neuzugänge. Herbert Bockhorn (Huddersfield Town) ist auf der rechten Abwehrseite als Alternative zum gesetzten Cristian Gamboa eingeplant, verletzte sich indes gleich in einer der ersten Trainingseinheiten am Knie und fällt erst einmal aus. Tarsis Bonga (Chemnitzer FC), der sowohl auf dem rechten Flügel als auch im Sturmzentrum spielen kann, und der auf der linken Außenbahn defensiv wie offensiv einsetzbare Gerrit Holtmann (1. FSV Mainz 05) sorgen für weitere Optionen im Spiel nach vorne.

Die aktuelle Form

Mit einem torlosen Remis gegen den KFC Uerdingen begann für den VfL Bochum die Testspielphase, die in der Folge nicht nach Plan verlief. Weniger wegen der folgenden Niederlagen beim 1. FC Köln (2:3 in drei Mal 45 Minuten) und bei Fortuna Düsseldorf (0:1), sondern vielmehr wegen eines positiven Corona-Tests, der die Verantwortlichen zur Absage sowohl des Kurztrainingslager in Barsinghausen als auch eines Testspiels gegen den VfB Lübeck zwang.

Schon zuvor gab es mehrere personelle Rückschläge zu verzeichnen. Mit Saulo Decarli, Danny Blum und Robert Zulj drohen so gleich drei potentielle Stammkräfte auch den Saisonstart zu verpassen. Nichtsdestotrotz ist der jüngste Eindruck, den die Mannschaft von Trainer Thomas Reis hinterlassen hat, hervorragend. Gegen Borussia Dortmund gelang am Freitagabend ein verdienter 3:1-Sieg, der die nach der guten Rückrunde ohnehin nicht geringe Erwartungshaltung weiter befeuern dürfte.

Stärken & Schwächen

Nach 45 Gegentoren in den ersten 24 Spielen wohl niemand auf die Idee gekommen, die Defensive des VfL Bochum als Trumpf zu bezeichnen. Doch mit der neuformierten Innenverteidigung Maxim Leitsch und Vasilios Lampropoulos avancierte die Bochumer Hintermannschaft im Endspurt zu einem schwer zu überwindenden Bollwerk. Nur noch sechs Gegentreffer in den letzten zehn Partien sind ein unverkennbares Zeichen für deutliche Fortschritte in der Rückwärtsbewegung.

Um die Bochumer Offensive musste man sich derweil nie groß Gedanken machen. 53 Treffer waren der fünftbeste Wert der Liga, woran vor allem die Top-Scorer Ganvoula (13 Tore, sechs Vorlagen) und Danny Blum (neun Tore, elf Assists) großen Anteil hatten. Dass Blum den Saisonstart wie der im Laufe der Rückrunde auf der Zehn immer stärker gewordene Winterzugang Robert Zulj zu verpassen droht, ist daher sicherlich ein Handicap.

Ein großer Vorteil dagegen dürfte es sein, dank des starken Endspurts nicht nur mit einem guten Gefühl, sondern auch mit einer eingespielten Mannschaft starten zu können. Abgesehen von Jordi Osei-Tutu und womöglich Zulj kann Trainer Reis, der schon seit März auf Blum verzichten musste, die Erfolgself aus dem Frühjahr und Frühsommer aufbieten.

Mit Simon Zoller, Tom Weilandt, Sebastian Maier und Thomas Eisfeld sind unterdessen vier gestandene Profis, die in der vergangenen Saison zum Teil lange ausgefallen sind, wieder voll belastbar. Damit kann gerade im offensiven Mittelfeld gut auf Ausfälle reagiert werden. Kaum zu ersetzen wäre indes Mittelstürmer Ganvoula, für den sich der aus der 3. Liga gekommene Bonga erst noch als verlässlicher Backup erweisen müsste.

Thomas Reis

Seit September 2019 auf der Bochumer Kommandobrücke: Thomas Reis. © imago images / Team 2

Der Trainer

Nach nur zwei Punkten aus den ersten fünf Spielen übernahm Thomas Reis den VfL Bochum im September 2019 in einer nicht einfachen Situation. Der von der U19 des VfL Wolfsburg losgeeiste Ex-Profi führte sich erst einmal mit drei Unentschieden ein, ehe die weitere Hinrunde durchwachsen verlief. Obwohl der Start ins neue Jahr mit drei Pleiten in vier Spielen daneben ging, bewahrte der 46-Jährige die Ruhe und wurde dafür vor allem nach der Corona-Pause in Form von positiven Ergebnissen belohnt.

Reis legt grundsätzlich großen Wert auf taktische Disziplin und eine entsprechende Ordnung in Form eines klar definierten Positionsspiels, gibt seinen Akteuren im Spiel nach vorne aber auch Freiräume und fordert den Mut zu kreativen Aktionen. Schnelles Umschaltspiel nach Balleroberung ist auch Teil von Reis‘ Philosophie, zu der schnelle Neuzugänge wie Holtmann und Bonga ideal passen sollten.

Die mögliche Startelf

Fazit & Prognose

Der VfL Bochum nimmt reichlich Schwung aus der vergangenen Saison mit und dürfte von Anfang an eine bessere Rolle spielen als im Herbst 2019. Bleiben alle Leistungsträger fit und gesund, darf der Blick vielleicht sogar nach ganz oben gehen. Weil es schon in der Vorbereitung zu mehreren schmerzhaften Ausfällen gekommen ist und Konstanz auf dem hohen Niveau von Mai und Juni erst nachgewiesen werden muss, glauben wir allerdings eher nicht an den großen Wurf. Das vordere Drittel ist für die Reis-Elf aber sicherlich ein realistisches Ziel.

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